Aktientipp: Savencia - C´est bon, c´est bon
Géramont ist die beliebteste Käsemarke in Deutschland. 2014 wurden hierzulande über 14.000 Tonnen verkauft. Hergestellt wird der Weichkäse vom französischen Molkereiriesen Savencia Fromage & Dairy, zu dem auch die Marken Fol Epi, Saint Albray, Le Tartare und Etorki gehören. Savencia ist einer der weltweit führenden Milchverarbeiter, der zweitgrößte Käsehersteller in Frankreich und die Nummer fünf der Welt. Die Aktienmehrheit liegt bei der Gründerfamilie Bongrain. Deren Holding Soparind kontrolliert zwei Drittel des Kapitals im Marktwert von aktuell 587 Millionen Euro.
Das Geschäft wird derzeit durch den Verfall der Milchpreise bei gleichzeitig steigender Produktion in der EU gebremst. Abgeschwächt hat sich zudem die Nachfrage aus China, wo 2014 sehr hohe Lagerbestände aufgebaut wurden. Hinzu kam der Import-Bann Russlands auf Lebensmittel aus der EU als Antwort auf die westlichen Sanktionen. Ein Drittel der Käse-Exporte der EU ging 2013 noch nach Russland. Der schwache Euro und das starke Markenportfolio bei Käse (58 Prozent Umsatzanteil) sorgten aber letztlich dafür, dass die Erlöse nach neun Monaten nur moderat um 2,7 Prozent auf 3,261 Milliarden Euro zurückfielen. Ertragszahlen liefert Savencia nur halbjährlich. Zur Jahresmitte lag der operative Gewinn mit 65 Millionen Euro 25 Prozent über Vorjahr. Erfreulich auch: Die Nettoverschuldung konnte von 599 auf 419 Millionen Euro spürbar abgebaut werden. Verglichen mit anderen Defensivpapieren, ist die Käseaktie preiswert.
Aktientipp: Boeing - US-Überflieger mit Schub aus China
Boeing, der weltgrößte Hersteller von Flugzeugen, wird von zwei großen Trends beflügelt: dem langfristigen Wachstum des zivilen Luftverkehrs und dem weltweiten Anstieg der Rüstungsausgaben, die zu einem großen Teil in neue Militärjets fließen.
Noch im Sommer gab es eine Enttäuschung, weil die Entwicklung eines Tankjets, den Boeing für die US-Luftwaffe baut, teurer wurde als erwartet. Nun hat die Maschine vom Typ KC-46 ihren Jungfernflug erfolgreich absolviert. Bis 2017 sollen 179 Tankflieger gebaut werden. Insgesamt hat das Projekt ein Volumen von 49 Milliarden Dollar. Vom Emirat Kuwait könnte Boeing in den nächsten Wochen einen Auftrag über 24 Kampfjets für drei Milliarden Dollar bekommen.
Neun Prozent mehr Umsatz machte Boeing im dritten Quartal. Die Zahl der ausgelieferten Verkehrsflugzeuge legte stärker zu als erwartet. Wahrscheinlich werden die Amerikaner in diesem Jahr an die 760 Maschinen ausliefern, fünf mehr als bisher geplant. Der Gesamtumsatz könnte damit um gut fünf Prozent auf 96 Milliarden Dollar steigen. Nach dem Gewinnsprung im dritten Quartal dürfte Boeing 2015 insgesamt auf 5,7 Milliarden Dollar Reingewinn kommen, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Selbst beim Langstreckenjet 787 Dreamliner, der unterm Strich noch immer kein Geld bringt, rückt die Gewinnschwelle immer näher.
Besonders wichtig für Boeing ist derzeit der chinesische Markt. Hier rechnen die Amerikaner in den nächsten zwei Jahrzehnten mit einem Bedarf von 6300 neuen Maschinen. Für 300 neue Flieger kam vor wenigen Wochen ein Auftrag von der chinesischen Regierung herein. Zudem wird Boeing mit dem chinesischen Flugzeughersteller Comac ein eigenes Werk in China errichten. Für Boeing wäre das die bisher größte Expansion außerhalb der USA.
Aktientipp: Exel, Anleihetipp: Bilfinger
Aktientipp: Exel Industries - Solider Mittelstand aus der Champagne
In der Rangliste der 500 umsatzstärksten Unternehmen, die das US-Magazin „Fortune“ jährlich ermittelt, kommt Frankreich mit 31 Konzernen auf eine ähnlich hohe Quote wie Deutschland. Mittelständler aber sind in Frankreich weitaus seltener anzutreffen. Jenseits des Rheins entsprechen nur 4400 Gesellschaften diesem Kriterium, diesseits des Rheins sind es 12 500. Doch auch in Frankreich wachsen Familienunternehmen stabiler als Großkonzerne und schaffen mehr Arbeitsplätze.
1952 erfand Vincent Ballu im Herzen der Champagne einen Spezialtraktor für Winzer und gründete Tecnoma. Nach zahlreichen Zukäufen formierte sich daraus 1987 Exel Industries, 1997 folgte der Börsengang. Die Nachfahren des Gründers kontrollieren noch 76,3 Prozent des Aktienkapitals und stellen in dritter Generation den Vorstandschef. Exel beschäftigt heute 2800 Mitarbeiter und ist der weltweit führende Hersteller von Präzisions-Sprühystemen für den Pflanzenschutz in der Landwirtschaft. Bei Sprühsystemen für den Materialschutz sind sie Nummer drei. Auf beide Bereiche entfallen 67 Prozent des Umsatzes.
19 Prozent steuert das Nischengeschäft mit Traktoren für die Rüben- und Traubenernte bei. Den Rest macht Exel mit Sprüh- und Bewässerungssystemen für den Garten. Der Umsatz schrumpfte 2014/15 (31. August) um 6,5 Prozent auf 725,2 Millionen Euro. Das war Folge tieferer Agrarpreise. Diese schmälern die Einkünfte der Landwirte, die dadurch nicht zwingend notwendige Investitionen aufschieben. Die Profitabilität Exels gefährdete das nicht. Netto verdient wurden 31,7 Millionen Euro nach 34,0 Millionen im Vorjahr. Solide die Bilanz: Die Eigenkapitalquote liegt bei 43 Prozent, das Verhältnis von Nettoschulden (74,8 Millionen Euro) zu Eigenkapital bei nur 26,8 Prozent. Mit einem Marktwert von rund 380 Millionen Euro ist Exel moderat bewertet. Vorsicht: Die Aktie wird nur in Paris gehandelt und ist nicht sehr liquide.
Anleihetipp: Bilfinger - In der B-Note schon wieder ganz oben
510 Millionen Euro Verlust hat Bau- und Industriedienstleister Bilfinger bis Ende September eingefahren. Zum Jahresende könnten es mehr als 530 Millionen Euro werden, die wegen Abschreibungen, hoher Verluste im Energiegeschäft und Kosten für die Sanierung zusammenkommen. Im Frühjahr 2016 ist noch einmal ein merklicher Aufwand für den Konzernumbau zu erwarten – vor allem für Stellenabbau bei Vertrieb und Verwaltung. Danach sollte sich der umgebaute Bilfinger-Konzern wieder erholen und ab 2017 echte Gewinne erzielen.
ISIN | DE000A1R0TU2 |
Kurs: | 101,01 % |
Rendite: | 2,06 % |
Kupon: | 2,375 % |
Laufzeit bis: | 7.12.2019 |
Währung: | Euro |
Mit gut zwei Prozent Jahresrendite bei vierjähriger Restlaufzeit bieten Bilfinger-Anleihen (gesamter Nennwert: 500 Millionen Euro) eine akzeptable Verzinsung. Die Sanierung des Konzerns ist eingeleitet: Nach dem Verkauf des verlustreichen Energiegeschäfts und womöglich mehrerer internationaler Tochtergesellschaften (in China, Indien, Thailand oder Singapur) will sich Bilfinger auf Dienstleistungen um Immobilien und Industrieservice konzentrieren. Statt vielfältiger Kleinaufträge legen die Mannheimer mehr Wert auf Großkunden. Vom französischen Energiekonzern Total bekam Bilfinger gerade einen 100-Millionen-Service-Auftrag. Insgesamt kamen bis September gut 20 Prozent mehr neue Bestellungen herein. Das Auftragspolster erreicht mit fünf Milliarden Euro das Niveau des Vorjahres.
Trotz hoher Abschreibungen hat Bilfinger noch 1,4 Milliarden Euro Eigenmittel, 27 Prozent der Bilanzsumme. Diese Quote sollte 2016 durch Einnahmen aus Immobiliendienstleistungen und Erlöse aus Spartenverkäufen gehalten werden. Wenn Bilfinger wie geplant rund 160 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation verdient, wäre das etwa die Hälfte der Nettoschulden, keine schlechte Relation. S&P stuft Bilfinger-Anleihen mit BB+ als spekulatives Investment ein, dort aber mit der besten Note.