Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Experten bezeichnen die Aktie der größten russischen Bank Sberbank als "absurd preiswert". Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Kursverlauf der Sberbank-Aktie

Aktientipp - Sberbank: Kunden finanzieren solide Bilanz

Absurd preiswert sei die Aktie der größten russischen Bank, sagt Klaus Ingemann. Ingemann ist Mitglied im Investmentausschuss der dänischen Investmentfirma CPH Capital, die einen der erfolgreichsten Fonds für globale Aktien steuert. Entsprechend zählen Sberbank-Aktien mit einem Fondsanteil von 2,8 Prozent auch zu den Top-Ten-Positionen im 430 Millionen Euro schweren CPH Capital Global Equities.

Anleger, die konzentrierter in Sberbank investieren wollen, können das machen, durch den Kauf der in London und auch an deutschen Börsen notierten ADR (American Depository Receipts). Ein ADR entspricht dabei vier Sberbank-Aktien. Die, gemessen an westlichen Maßstäben, oft unzureichende Unternehmensführung relativierten sich bei Sberbank durch die attraktive Bewertung und dem weitaus durchschaubareren Geschäftsmodell als bei westeuropäischen Finanzkonzernen, sagt Ingemann.

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Das vor 170 Jahren gegründete Institut betreibt in Russland in mehr als 19 000 Niederlassungen vor allem klassisches Bankgeschäft. Die mehrheitlich von der russischen Zentralbank (52,32 Prozent) kontrollierte Bank finanziert sich zu fast 70 Prozent aus Kundeneinlagen (340 Milliarden Dollar).

Das Verhältnis von Krediten zu Einlagen liegt bei gesunden 105 Prozent. Die Vermögenswerte der Bank sind im internationalen Vergleich gering schuldenfinanziert. Das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme liegt bei rund elf Prozent, und der Jahresgewinn von gut elf Milliarden Dollar ist enorm.

Aktientipp - Schaltbau: Grünes Licht für Rekordgewinne

Kursverlauf der Schaltbau-Aktie

Mit seinem Geschäftsschwerpunkt Verkehrstechnik für Bahnen und Busse ist Schaltbau ein Gewinner des langfristigen Trends Infrastruktur. Der Europäische Verband der Eisenbahnindustrie rechnet pro Jahr weltweit mit 2,7 Prozent Wachstum. Kurzfristig allerdings gibt es Schwankungen; etwa wenn klamme Kommunen weniger Geld in den Ausbau des Nahverkehrs stecken – und damit auch weniger Türen und Bremsen des SDax-Wertes Schaltbau benötigt werden.

Umso wichtiger ist es, dass Schaltbau international gut im Geschäft ist. Dabei geht es nicht nur um den großen Wachstumsmarkt China, auf dem sich das Gewicht vom Schnellverkehr zum Nahverkehr verlagert. Dynamischer entwickeln sich derzeit die Märkte im Nahen Osten, in Russland und Lateinamerika. Schaltbau konnte hier in den vergangenen Monaten wichtige Aufträge (für Signalanlagen, Schalter, Hochspannungstechnik) hereinholen. Insgesamt kamen im ersten Halbjahr mit 213 Millionen Euro sechs Prozent mehr Neubestellungen herein. Mit 249 Millionen Euro ist das Auftragspolster so dick wie nie zuvor. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz um zehn Prozent auf 194 Millionen Euro. Angesichts der guten Auftragslage sollten bis Jahresende rund 380 Millionen Euro möglich sein. Die Margen ziehen an, der Nettogewinn stieg in der gleichen Zeit um ein Viertel auf 12,5 Millionen Euro. Schaltbau profitiert davon, dass die Preise für viele Metalle gesunken sind. Für 2013 ist ein Rekordgewinn von 24 Millionen Euro möglich.

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Schaltbau ist solide finanziert. Das Eigenkapital (78 Millionen Euro, 29 Prozent der Bilanzsumme) hat sich seit 2009 mehr als verdreifacht und ist derzeit eineinhalbmal so hoch wie die Nettoschulden. Damit sind die weitere Expansion und Modernisierung gesichert. Nachdem im ersten Halbjahr die Produktionsanlagen von Bremsen erneuert wurden, entsteht in Kassel ein neues Technologiezentrum für automatische Türen.

Schaltbau ist ein Basisinvestment unter deutschen Spezialwerten. Ein Euro Jahresumsatz wird an der Börse mit 65 Cent bezahlt, die für 2013 absehbaren Gewinne mit dem Elffachen. Das ist trotz der jüngsten Kurssteigerungen noch ein moderater Preis.

Anleihetipp - Goldman Sachs: Spielraum für Neues

Welche Dax-Konzerne ihr Geld im Ausland verdienen
Platz 10 - BMW - Umsatzanteil im Ausland: 84,1 ProzentDeutschlands erfolgreichster Premiumautobauer ist lange über den Heimatmarkt hinaus gewachsen. Auf den wachsenden Märkten in China und den USA sehen die Münchener größere Potentiale. Nicht umsonst wurde das neue Elektroauto i3 parallel in London, New York und Shanghai präsentiert. Quelle: rtr
Platz 9 - K+S - Umsatzanteil im Ausland: 85,2 ProzentDer Salz- und Kaliproduzent bekam zuletzt die Folgen seiner internationalen Absatzmärkte zu spüren. Weil ein Kalikartell in Russland platzte, sackte der Kalipreis in den Keller - und mit ihm der Kurs der K+S-Aktie. Nun hat das Unternehmen sich einen Sparkurs auferlegt. Quelle: dpa
Platz 8- SAP - Umsatzanteil im Ausland: 85,3 ProzentIm Wettbewerb mit Oracle setzt der Softwarekonzern vor allem auf die Expansion in China. Bis 2015 will SAP darum zwei Milliarden Dollar in Übernahmen investieren. Der Anteil der Auslandsumsätze dürfte damit in den nächsten Jahren weiter steigen. Quelle: dpa
Platz 7- Siemens - Umsatzanteil im Ausland: 85,9 ProzentNeuer Chef, alte Probleme: Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser will das weit diversifizierte Portfolio des Industrieriesen wieder auf Rendite trimmen. Dafür wird auch der Vorstand kräftig umgebaut. Quelle: dpa
Platz 6- Merck - Umsatzanteil im Ausland: 86,8 ProzentDer Pharma- und Spezialchemiekonzern profitiert derzeit vor allem vom Boom der Tablets und Flachbildschirme. Die Nachfrage nach Flüssigkristallen hat deutlich zugelegt. Auch das Medikament Rebif gegen multiple Sklerose gehört international zu den Umsatztreibern. Quelle: dapd
Platz 5 - Bayer - Umsatzanteil im Ausland: 88,3 ProzentDer Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern bekommt derzeit den harten Wettbewerb auf dem internationalen Kunststoffmarkt zu spüren. In den nächsten vier Jahren will der Konzern darum bis zu 700 Arbeitsplätze in seiner Kunststoff-Sparte Material Science abbauen. Quelle: dpa
Platz 4 - Linde - Umsatzanteil im Ausland: 91,5 ProzentDas Geschäft des Industriegase-Herstellers ist international: Zuletzt zog Linde hat einen Millionenauftrag zur CO2-Aufarbeitung aus Saudi Arabien an Land. Auch der Ausbau des Medizingase-Geschäfts hat sich für die Münchener ausgezahlt und treibt den Umsatz im Ausland an. Quelle: dpa

Zwei Dinge sind entscheidend für eine gute Anleihe: dass der Schuldner pünktlich Zinsen bezahlt und dass er zur Fälligkeit die Anleihe wieder voll und ganz zurückkauft. Banken gehörten seit der Finanzkrise immer weniger zu Gläubigern, denen Anleger Vertrauen und Geld entgegenbringen. Dabei gibt es darunter Adressen, die ziemlich sicher sein sollten: etwa die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs. Euro-Anleihen von Goldman mit Laufzeit bis 2020 bringen derzeit 2,6 Prozent Jahresrendite. Das ist nicht üppig, aber für eine Anlage im mittleren Investmentbereich (S&P Rating A-) kein schlechtes Angebot.

Goldman Sachs, 1869 von dem deutschen Auswanderer Marcus Goldman in New York gegründet, hat vier große Einnahmequellen: Unternehmenstransaktionen, Zinseinnahmen, Wertpapierhandel und Provisionen.

Anleihe-Info: Goldman Sachs
Kurs (in Prozent)99,96
Kupon (in Prozent)2,625
Rendite (in Prozent)2,66
Laufzeit bis19. August 2020
August 2020Euro
ISINXS0963375232

Bei einer Bilanzsumme von 923 Milliarden Dollar könnte Goldman nach einem moderaten dritten Quartal (1,43 Milliarden Dollar Reingewinn) insgesamt mehr als sieben Milliarden Dollar verdienen, gut 5,2 Milliarden Euro. Im gerade abgelaufenen Quartal drückten der schwächere Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen das Geschäft. Im Gegenzug senkte Goldman Personalkosten, vor allem Ausgaben für Bonuszahlungen. Insgesamt dürfte 2013 für Goldman damit zumindest ein mittelprächtiges Jahr werden – entsprächen sieben Milliarden Dollar netto doch etwa dem Durchschnittsgewinn der vergangenen zehn Jahre. Der schlechteste Abschluss war 2008, das Jahre der akuten Finanzkrise. Doch auch da blieben netto 2,3 Milliarden Dollar.

2008 war auch das Jahr, als Investoren-Legende Warren Buffett der Bank zu Hilfe kam, deren Aktien im Strudel des Lehman-Crashs massiv unter Druck geraten waren. Zunächst hatte Buffett der Bank fünf Milliarden Dollar geliehen; zudem sicherte er sich über Optionen Zugriff auf Stammaktien, die er sich nun vor Kurzem holte. Heute ist Buffett über seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway mit 2,9 Prozent an Goldman beteiligt. Weitere Großaktionäre sind die Investmentgesellschaften Capital Group (6,7 Prozent) und Blackrock (5,4 Prozent).

Goldman Sachs ist eine systemrelevante Bank. Das heißt, ihr Überleben soll auch in schweren Krisen notfalls durch Staatshilfen gesichert werden, dafür aber wird sie von internationalen Aufsichtsbehörden überwacht. Mit einer Kernkapitalquote von 9,3 Prozent hat Goldman einen guten Mix aus Risikopuffer und Spielraum für neue Geschäfte.

Fondstipp - FPM Stockpicker Germany Small/Mid: Weniger auf Preis, als auf Qualität achten

Kursverlauf FPM Stockpicker Germany Small/Mid

Die Fondsmanager Martin Wirth und Raik Hoffmann haben den Anteil zyklischer, also von der Konjunktur abhängiger Titel hochgefahren. „Seit Beginn der Finanzkrise hat die Industrie Investitionen zurückgestellt“, sagt Hoffmann. Noch liege die Industrieproduktion in Europa unter dem Vorkrisenniveau. Jetzt sollten die Unternehmen den Investitionsstau auflösen. Das Fondsmanagement hat daher unter anderem den Maschinenbauer DMG Mori Seiki (bis vor Kurzem: Gildemeister) aufgestockt. Mit Aurubis, Klöckner und Leoni hält der FPM-Fonds drei weitere konjunktursensible Aktien.

„Grundsätzlich gefallen uns Unternehmen, die ihren Markt wegen Wettbewerbsvorteilen dominieren, beispielsweise der Industrie- und Autozulieferer Norma“, sagt Fondsmanager Hoffmann. Im Markt für Verbindungsteile, die in Maschinen oder Fahrzeugen verbaut werden, etwa um Schläuche zu befestigen, seien die Wettbewerber deutlich kleiner als Norma. Die Größe ermögliche es dem hessischen Unternehmen, mehr Geld als die Konkurrenz in die Forschung zu investieren und sich damit schneller an neue, technische Vorgaben der Abnehmer anzupassen.

Fonds-Gebühren im Überblick

Da die Verbindungsteile, die Norma produziere, einen verschwindend geringen Anteil an den Gesamtkosten des Endprodukts hätten, schauten die Abnehmer weniger auf den Preis als auf die Qualität.

"Kein Autohersteller kann es sich leisten, dass das Auto stehen bleibt, nur weil sie an einer Schlauchschelle ein, zwei Cent eingespart haben", sagt Hoffmann. So bleibe Norma, trotz des vergleichsweise geringen Produktwerts, eine überproportional hohe Marge.

Am Portfoliounternehmen United Internet gefällt Hoffmann, dass das Unternehmen vor allem organisch wachse, sich nicht auf riskante Übernahmen einlasse und stattdessen lieber eigene Aktien kaufe. So habe das Unternehmen bisher schon 20 Prozent der Aktien vom Markt geräumt. Laut Beschluss der Hauptversammlung im Mai kann United Internet zusätzlich zehn Prozent seines Grundkapitals zurückkaufen. Zudem bilanziere United Internet konservativ. So würden Kosten, die nötig sind, um neue Kunden zu gewinnen, in dem Monat gebucht, in dem sie anfallen.

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