Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Der Gewinn je Qiagen-Aktie soll für 2013 um fünf Prozent auf 1,13 Dollar steigen. Die Aussichten für 2014 sind sogar noch besser. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Kursverlauf der Qiagen-Aktie

Aktientipp - Qiagen: Gewinnanstieg mit Erbgut-Diagnose

Molekulare Diagnostik ist der Wachstumsmotor für Qiagen. Das Geschäft mit Tests und Instrumenten, mit denen sich aus der Erbsubstanz Krankheiten oder Anfälligkeiten nachweisen lassen, wächst derzeit mit 10 bis 15 Prozent pro Jahr. Kann man das Genom eines Patienten entschlüsseln, lassen sich Medikamente gezielter einsetzen. Das könnte dazu führen, dass für den Einsatz diagnostischer Testtechnologie in Zukunft mehr Erstattungen bewilligt werden als die derzeit zwei bis drei Prozent der Gesamtausgaben im Gesundheitssystem.

Die deutsch-niederländische Qiagen macht mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit molekularer Diagnostik. Zu den Top-Produkten gehört eine Plattform, mit der etwa Kliniken selbst molekulare Analysen durchführen können. Allein in diesem Jahr ist die Zahl der eingesetzten Qiagen-Plattformen von 750 auf 1000 gewachsen. Ebenfalls eine hohe Nachfrage besteht nach Tests zur Erkennung von Tuberkulose. Mit zwei Übernahmen (der dänischen CLC Bio und der amerikanischen Ingenuity Systems) baut Qiagen seine Position bei der Analyse bioinformatischer Daten aus.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Nach dem bisherigen Wachstumstempo (plus fünf Prozent) könnte Qiagen in diesem Jahr gut 1,3 Milliarden Dollar Umsatz erzielen. Das wäre seit dem Börsengang (1996 an die US-Technologiebörse Nasdaq) die 17. Umsatzerhöhung in Folge. Der Gewinn je Aktie soll um fünf Prozent auf 1,13 Dollar steigen. Dabei ist der Aufwand für eine Entlassungswelle nicht eingerechnet. Die Kostensenkung wird in diesem Jahr abgeschlossen sein und dürfte dann den echten 2014er-Gewinn wieder deutlicher steigen lassen.

Aktientipp - Bonjour Holdings: Immer mehr Chinesen wollen schöner reisen

Diese Aktien verweigern sich der Rally

Im vergangenen Jahr reisten 82 Millionen Festlandchinesen ins Ausland. Dabei gaben sie, einschließlich ihrer Reiseeinkäufe, 102 Milliarden Dollar aus. Damit haben Chinesen die Deutschen, die 84 Milliarden Dollar im Ausland gelassen haben, als weltweit ausgabefreudigste Reisenation abgelöst. Der Trend zum Auslandtrip geht auf dem Festland ungebrochen weiter. Nach Schätzungen der China Tourism Academy werden 2013 etwa 94 Millionen Chinesen das Weite suchen und dabei rund 118 Milliarden Dollar ausgeben.

Nach wie vor beliebteste Ziele sind die beiden chinesischen Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau mit zuletzt gut 15 Millionen und knapp acht Millionen Besuchern vom Festland. Hongkong lädt wegen seines Duty-free-Status zum Shoppen ein, das benachbarte Macau lockt zum Zocken, wegen des dort legalen Glücksspiels. Das Geld sitzt an beiden Orten lockerer als daheim. Darüber freut sich Bonjour International. Das 1991 gegründete Unternehmen ist mit einem Marktanteil von 20 Prozent hinter Sa Sa International der zweitgrößte Einzelhändler für Kosmetika in Hongkong und Macau. Inzwischen ist Bonjour auch mit vier Geschäften in der chinesischen Provinz Guangzhou auf dem Festland vertreten. Insgesamt betreibt Bonjour 45 eigene Filialen und bietet darin mehr als 20.000 Schönheits- und Gesundheitsprodukte an. Mit Blick auf die Mixtur aus internationalen und heimischen Marken ist für jeden chinesischen Geldbeutel etwas dabei.

Aktie Bonjour Holdings

Bonjour will aus eigener Kraft um durchschnittlich 15 bis 20 Prozent pro Jahr wachsen. 2013 dürfte der Umsatz um etwa 14 Prozent auf umgerechnet 413 Millionen Dollar zulegen und die Nettoumsatzrendite stabil bei etwa neun Prozent bleiben. Die Bilanz des an der Börse mit 660 Millionen Dollar bewerteten Einzelhändlers ist gesund, abzulesen an rund 28 Millionen Dollar Nettoliquidität.

Gemessen an der Gewinnbewertung, notiert Bonjour derzeit mit einem Abschlag von 23 Prozent gegenüber Marktführer Sa Sa International. Das verleiht den Titeln ein größeres Potenzial, zumal mit Blick auf die attraktivere Dividendenrendite. Bonjour kommt derzeit auf 4,6 Prozent Rendite gegenüber rund drei Prozent bei Sa Sa.

Anleihetipp - EWE: Günstiger Wechsel

Der Düsseldorfer Energiekonzern E.On hat 33 Milliarden Euro Schulden. Wenn er in diesem Jahr vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) neun Milliarden Euro verdient, läge die Verschuldung beim 3,7-Fachen des operativen Gewinns. Das ist hoch – vor allem, wenn man als Anleger nur 1,8 Prozent Jahresrendite bekommt, für Anleihen mit Laufzeit bis 2020 (XS0361244667). Doch der Anbieter lässt sich wechseln. EWE aus Oldenburg etwa bietet bis 2020 gut 2,3 Prozent Jahresrendite – und die Finanzschulden der Niedersachsen machen nur das 2,6-Fache des Ebitda aus.

Mit neun Milliarden Euro Umsatz, die in diesem Jahr möglich sind, ist EWE einer der größten kommunalen Versorger Deutschlands. 1929 gegründet, hat das Unternehmen mit seinen Schwerpunkten in der Region Ems-Weser-Elbe derzeit im Stromgeschäft 1,4 Millionen Kunden, beim Gas 1,6 Millionen und 650.000 in der Telekommunikation. Dazu betreibt EWE 180 000 Kilometer an Strom- und Gasleitungen. An diesem Netz beteiligen sich gerade 64 Kommunen. Das vertieft die Verwurzelung in der Region: EWE ist eine nicht börsennotierte AG, hinter der zu 74 Prozent Städte und Landkreise aus Niedersachsen stehen. 26 Prozent gehören dem baden-württembergischen Energiekonzern EnBW.

Kurs (Prozent)111,925
Kupon (Prozent)4,125
Rendite (Prozent)2,32
Laufzeit 04. Nov 2020
WährungEuro
ISIN XS0699330097

Die stabile Marktposition in Niedersachsen, solide Einnahmen aus dem laufenden Geschäft sowie der wachsende Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromproduktion sind für die Ratingagentur Moody’s Gründe, EWE-Anleihen mit der Note Baa1 noch als Investment einzustufen.

Allerdings – und deshalb gibt Moody’s einen negativen Ausblick – kann auch EWE sich nicht vom schwierigen Energiemarkt abkoppeln: Zum einen kam es bei alternativen Energiequellen zu Verzögerungen (etwa beim EWE-Windpark Riffgat in der Nordsee); zum anderen fällt es EWE nicht leicht, die Beschaffungskosten für Energie auf die Kunden zu überwälzen. 2011 und 2012 hatten die Folgen der Energiewende und Rückzahlungen an Erdgaskunden vorübergehend sogar zu Verlusten geführt. 2013 hat sich das Geschäft stabilisiert. Aus der Atomkraft ist EWE ausgestiegen, Gasfelder in der Nordsee wurden verkauft, die Kosten im Konzern gesenkt. Nach dem bisher guten Jahresverlauf (169 Millionen Euro Nettogewinn im ersten Halbjahr) sollten 2013 insgesamt mehr als 300 Millionen Euro bleiben.

Den Strom, der nicht selbst produziert wird, bezieht EWE übrigens von E.On; allerdings, wie Moody’s lobt, zu vergleichsweise günstigen Bedingungen.

Fondstipp - Weltzins Invest: Aufrappeln nach dem Kurseinbruch

Kursverlauf des Weltzins-Invest-Fonds

Wer in Lokalwährungen von Schwellenländern investiert, kann sich dem Einfluss des US-Dollar nicht entziehen: Im Frühjahr kündigte die amerikanische Notenbank Fed an, ihre Anleihekäufe künftig zu drosseln. Die Währungen der Schwellenländer brachen daraufhin ein und mit ihnen die Schwellenländer-Fonds.

Trotz der Verluste schnitten sie über die vergangenen drei Jahre aber ordentlich ab, bei relativ geringen Schwankungen. Fondsmanager Lutz Röhmeyer von der Landesbank Berlin Investment sieht gerade jetzt in Schwellenländern Chancen. Sein Fonds Weltzins-Invest musste in diesem Jahr nur einen vergleichsweise geringen Verlust hinnehmen. „Wir versuchen, Klumpenrisiken auszuschließen, im Schnitt ist jede unserer Positionen nur 300.000 Euro groß“, sagt er. In seinem Rentenfonds liegen vor allem Papiere von Schwellenländern in ihren Lokalwährungen. Das Fondsvolumen liegt bei über 250 Millionen Euro.

Der Fonds zielt auf Privatanleger, dementsprechend stark bemüht sich Röhmeyer, Risiko herauszunehmen, indem er besonders breit streut. Rund 600 Anleihen in 60 verschiedenen Währungen liegen im Portfolio. Unter ihnen sind Staatsanleihen und Wertpapiere von staatsnahen Emittenten mit einem Durchschnittsrating von A-. Die renditestärkste Position stammt derzeit aus der Ukraine, das Papier hat einen Zinskupon von saftigen 20 Prozent. Auch Brasilien, Sri Lanka und Serbien bieten zweistellige Kupons.

Zwar geht der Internationale Währungsfonds (IWF) davon aus, dass die Weltwirtschaft im kommenden Jahr um 3,6 Prozent zulegen wird – als Zugpferde identifiziert der IWF aber die Industrieländer. Fehlende Infrastruktur und mangelhafte Arbeitsmarktbedingungen seien ein Grund dafür, dass die Schwellenländer weniger stark zu diesem globalen Wachstum beitragen würden. Fondsmanager Lutz Röhmeyer teilt diese Ansicht der IWF-Volkswirte nicht: „Ich halte es in keinem Szenario für möglich, dass die Industrie weltweit um gut drei Prozent wächst und die Schwellenländer sich in eine Rezession zurückziehen. Diese Situation gilt vielleicht temporär für 2013, aber nicht für das kommende Jahr.“ Für seinen Fonds erwartet Manager Röhmeyer gut sieben Prozent Wertzuwachs bis 2015.

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