Aktien, Anleihen, Zertifikate, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Warum Anleger Vossloh-Aktien ins Depot ziehen sollten oder sich Anleihen der Baumarktkette Hornbach auszahlen könnten. Aktien, Anleihen, Zertifikate und Fonds für die private Geldanlage.

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Weiche von Vossloh Quelle: Presse

Aktientipp - Vossloh: Zug um Zug zum neuen Bahntechnik-Konzern

Wenn sich Heinz Hermann Thiele etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt er nicht so schnell locker. Vor 40 Jahren begann er als Sachbearbeiter bei dem bayrischen Bahntechniker Knorr. Bis heute hat er daraus den Weltmarktführer für Bremsen bei Bahnen gemacht. Im Frühjahr 2011 stieg er beim sauerländischen Bahntechniker Vossloh ein. Seinen Anteil hat er nun auf 20,2 Prozent erhöht – und meldet Anspruch auf unternehmerische Entscheidungen an.

Vossloh stellt Schienenbefestigungen, Weichen und Lokomotiven her. Überschneidungen mit Knorr gibt es nicht. Das Gute daran: Zum einen funken die Kartellbehörden bei einer Annäherung beider Unternehmen nicht dazwischen; zum anderen würden sich beim Zusammengehen die bisherigen Umsätze addieren. Ein vereinigter Bahnkonzern mit mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz könnte im internationalen Bahngeschäft dann größere, lukrativere Aufträge an Land ziehen.

Kursverlauf der Vossloh-Aktie

Die Vossloh-Manager sind wenig erbaut von Thiele. Sie pochen auf Eigenständigkeit, die sie mithilfe der Familienaktionäre (34 Prozent) und unternehmenseigener Aktien (10 Prozent) verteidigen wollen.

Entschieden wird die Frage der Macht über die Zahl der Aktien. Rund 50 Millionen Euro würde es Thiele kosten, auf 25 Prozent aufzustocken und sich damit die Sperrminorität zu sichern – für den Milliardär kein Problem. Dass Vossloh-Aktien wegen vorübergehender Rückschläge in China und Russland auf gedrücktem Niveau notieren, ist für Thiele ein strategischer Vorteil. Auch Nicht-Milliardäre machen keinen Fehler, wenn sie sich ein paar Vossloh-Aktien ins Depot ziehen.

Aktientipp - Almirall: Gut gegen Allergien und Kopfschmerzen

Antonio und Jorge Gallardo Ballart, die Söhne des Firmengründers von Almirall, Antonio Gallardo Carrera, haben Ende 2011 ordentlich zugeschlagen. Über die Beteiligungsfirmen Grupo Plafin und Todasa, die nun 71,5 Prozent halten, kauften sie zusammen mit Daniel Bravo Andreu, dem dritten Mann im Aufsichtsrat, an der Börse fast 800 000 Aktien von Spaniens größtem Pharmakonzern. Gesamtvolumen: rund 4,6 Millionen Euro zu Kursen um durchschnittlich etwa 5,25 Euro. Ein gutes Zeichen. Aktuell steht die Almirall-Aktie zwar bei rund sechs Euro, ist aber immer noch günstig.

Das mag daran liegen, dass das erste Halbjahr 2012 nicht besonders gut lief. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um zwölf Prozent auf 374 Millionen Euro, ein gewisser Kursabschlag für das expandierende Unternehmen aus Barcelona ist deshalb also auch gerechtfertigt. Aber an der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt – und für die ist Almirall gut gerüstet, hat das Unternehmen doch einige neue Medikamente in der Pipeline. Der Wirkstoff Aclidinium zur Milderung von Symptomen bei chronischen Lungenerkrankungen etwa wurde unter den Namen Eklira und Genuair bereits erfolgreich an Patienten getestet und muss nun nur noch klinische Studien durchlaufen.

Kursverlauf der Almirall-Aktie

Bereits auf dem Markt ist Sativex, ein auf Hanf basierendes Medikament zur Linderung von Spastiken bei Multiple-Sklerose-Patienten. Erhält das Spray in Europa, wie schon in Kanada, wo es allerdings Bayer vertreibt, auch die Zulassung für die Schmerztherapie, dann ist noch reichlich Wachstumspotenzial vorhanden. Sowohl Sativex als auch Toctino, ein Tabletten- Medikament gegen Ekzeme, will man noch auf neue Märkte bringen.

Hauptumsatztreiber von Almirall sind derzeit das Antiallergikum Ebastel, das Schmerzmittel Almogran, das etwa bei Migräne eingesetzt wird, und das Asthma-Mittel Plusvent. In Deutschland kennt man die Spanier unter dem Namen Almirall Hermal, wurde das deutsche Dermatologie-Unternehmen Hermal doch 2007 übernommen. Im gleichen Jahr ging Almirall an die Börse. Für Aktionäre besonders beruhigend: Die Eigenkapitalquote liegt bei stolzen 64,4 Prozent.

ETF/Zertifikattipp - Bund-Future short: Zinsanstieg ist nur noch eine Frage der Zeit

Wer als braver Anleger der Bundesrepublik Geld leiht, bekommt dafür derzeit durchschnittlich 1,2 Prozent. Im Juni und Juli lag die Umlaufrendite sogar zweimal knapp unter einem Prozent. Bei 1,7 Prozent Inflationsrate schenkt jeder Anleger dem Bund real also kontinuierlich Geld. In keinem Land der Welt, so warnt Andrew Bosomworth vom Anleihespezialisten Pimco, haben sich negative Realzinsen auf Dauer gehalten.

Auf den ersten Blick mögen weitere Hilfsmaßnahmen der Notenbanken (vor allem Käufe der Krisenländer-Anleihen) das Zinsniveau noch einmal drücken. Danach aber kann schnell der gegenteilige Effekt eintreten: In dem Moment, in dem die Anleihemärkte in Spanien oder Italien sich stabilisieren, dürfte dorthin schnell wieder Anlagegeld fließen (weil die Renditen dort dann noch immer relativ hoch sind). Vor allem dürfte Geld von Investoren kommen, die ihre Mittel bis dahin in Bundesanleihen geparkt haben. Zudem ist absehbar, dass der Geldbedarf des Bundes gerade wegen der Krisenbekämpfung und der Schuldentilgung steigen wird. Beides wird die Bund-Renditen treiben.

Wetten auf die Zinswende
Börsennotierte Fonds (ETFs) und Zertifikate für anziehende Zinsen (und damit rückläufige Notierungen des Anleihe-Barometers Bund-Future, aktuell 143 Prozent)
Short-ETF für AnlegerFaktor-Short für Spekulanten
Kurs (Euro)78,6843,90
Stoppkurs (Euro)66,8034,90
FunktionLäuft auf Tagesbasis entgegengesetzt zum Bund-Future. Beispiel: Zwei Prozent Tagesverlust im Future bringen zwei Prozent Tagesgewinn im ETF. Für langfristige Zinswende und nachhaltigen Renditeanstieg geeignetLäuft auf Tagesbasis entgegengesetzt zum Bund-Future, verstärkt die Bewegung aber mit fünffachem Hebel. Beispiel: Zwei Prozent Tagesverlust im Future bringen zehn Prozent Tagesgewinn im Zertifikat. Für schnelle Zinswende und Renditeanstieg geeignet
HerausgeberComstage (Commerzbank); Konstruktion mithilfe hinterlegter Aktien und Derivate (Swaps) soll Ausfallrisiken verringernCommerzbank (Ausfallprämie 2,5 Prozent = erhöhtes Risiko)
ISINLU0530119774DE000CZ33C48
Chance/Risiko6/510/9

Nach 31 Jahren Zinsrückgang ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Zinsen wieder steigen. Dass es hierbei zu heftigen Ausschlägen kommt, liegt in der Natur großer Wendemanöver. Umso wichtiger ist es, bei der Zinswende auf Instrumente zu setzen, die keine Laufzeitgrenze haben. Wichtigster Basiswert dafür ist der Bund-Future; ein Terminkontrakt, in dem die Kurse langlaufender Anleihen verrechnet sind. Das heißt: Steigen die Zinsen, sinkt der Future – und Bund-Short-Instrumente legen zu.

Anleihetipp - SEK/Hornbach: Paket aus Schweden

Die schwedische Wirtschaft ist stark. Während die Länder der EU in diesem Jahr im Durchschnitt um 0,3 Prozent schrumpfen dürften, können es die Skandinavier auf 0,6 Prozent Wachstum bringen. Für 2013 rechnet die schwedischen Notenbank sogar mit 1,7 Prozent plus.

Schweden profitiert von reichen Rohstoffvorkommen (Erz, Öl), starken Exporten (zunehmend in die Schwellenländer) und einer stabilen Inlandsnachfrage. Die Finanzen sind solide, die Europäische Kommission rechnet damit, dass Schweden im nächsten Jahr einen Haushaltsüberschuss erreicht. „Schweden und Norwegen zählen zu den sichersten Staatsschuldnern der Welt“, sagt Par Magnusson, Skandinavien-Stratege der Royal Bank of Scotland in Stockholm. Schwedens Finanzminister Anders Borg hat denn auch genug Spielraum, für Herbst ein kurzfristiges Wachstumspaket anzukündigen, aus Hilfen für Forschung, Entwicklung und Infrastruktur. Dazu sollen Unternehmenssteuern gesenkt werden.

Anleihe-Info: Schwedenkronen-Anleihe
EmittentinEurop. Investitionsbank
Kurs (in Prozent)106,07
Kupon/Rendite (in Prozent) 4,00/2,35
Laufzeit bis12. Juli 2016
ISINXS0605525764

Die soliden Rahmendaten stützen die schwedische Währung. In den vergangenen vier Jahren legte die Schwedenkrone (SEK) gegenüber dem Euro um 40 Prozent zu. Die jüngste Aufwärtsdynamik des Landes und die Zuspitzung der Euro-Krise machen die Schwedenkrone weiter zu einer interessanten, wenn auch spekulativen Anlage.

Von den Ratingagenturen bekommt Schweden die Top-Note AAA. Ebenfalls Triple-A ist die Europäische Investitionsbank (EIB), die hierzulande zu den wichtigsten Herausgebern von Schwedenkronen-Anleihen gehört. Hinter der EIB stehen alle 27 Mitgliedstaaten der EU. Kronen-Anleihen mittlerer Laufzeit bieten derzeit 2,3 Prozent Rendite. Wie bei Fremdwährungen üblich beträgt das Mindestvolumen 10.000 Kronen. Bei einem aktuellen Wechselkurs (100 SEK gleich 12,12 Euro) sind die Papiere in handlichen Paketen zu je gut 1200 Euro zu haben.

Wesentlich mehr, nämlich 3,6 Prozent Rendite, versprechen derzeit Hornbach-Anleihen (ISIN XS0205954778). Nach dem guten Verlauf des aktuellen Geschäftsjahres (bis Ende Februar 2013) dürften Umsatz und Gewinn der Baumarktkette weiter zulegen. Allerdings: Die Anleihe kann bis 15. November 2012 für 101,021 Prozent und danach bis zur Endfälligkeit (2014) zu 100 Prozent des Nennwerts gekündigt werden. „Die Hornbach-Baumarkt-AG schließt einen vorzeitigen Rückkauf nicht aus“, sagt Axel Müller von der Hornbach-Zentrale. Derzeit notiert das Papier wegen des hohen Kupons (6,125 Prozent) bei 105,40 Prozent.

Fondstipp - iShares Nasdaq 100: Geringe Gebühr und große Gewinnchance

Aus charttechnischer Sicht könnte der Nasdaq 100 nicht viel besser aussehen. Nach einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation hat der Kurs den Widerstand nach oben durchbrochen. Aber auch fundamental spricht einiges für den Index mit den 100 größten an der US-Börse Nasdaq gelisteten Unternehmen, der nicht mit dem Nasdaq Composite zu verwechseln ist, in dem 3000 Unternehmen aus der Technologiebranche zusammengefasst sind.

Kursverlauf iShares Nasdaq 100

Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktien aus dem Nasdaq 100 liegt aktuell nämlich bei nur 16,7. Ende vergangenen Jahres waren die Aktien mit 15,5 günstiger bewertet, 2010 mit 18,6 teurer. Das Mittel über die vergangenen zehn Jahre beträgt allerdings 28,5. Nimmt man den Buchwert (den Wert der Vermögensgegenstände, die Aktionären bei einer Auflösung blieben) als Maßstab, ergibt sich ein ähnliches Bild. Das aktuelle Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei 3,6. Der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre beträgt 3,9.

Die besten Fonds mit US-Aktien: Wie die erfolgreichsten Portfolio-Manager abgeschnitten haben (Klicken Sie auf die Grafik für eine erweiterte Ansicht)

Besser könnte ein Fondsmanager einen Aktienkorb wahrscheinlich nicht zusammenstellen. Deshalb ist ein börsengehandelter Fonds (ETF) wie der iShares Nasdaq 100, der den Index nachbildet, keine schlechte Anlageidee. Der ETF, hinter dem der Anbieter BlackRock steht, hat eine Verwaltungsgebühr von 0,3 Prozent im Jahr, die Depotgebühr beträgt 0,01 Prozent, sodass die Gesamtkostenquote bei 0,31 Prozent liegt. BlackRock kauft dabei die Aktien, die im Index enthalten sind, keine Derivate und verleiht die Papiere auch nicht weiter.

Der Fonds wird vierteljährlich an den Index angepasst und hat aktuell ein Volumen von rund 480 Millionen Dollar. Dividenden werden bis zu viermal im Jahr ausgeschüttet, ist der Nasdaq 100 doch ein reiner Kursindex. Das Schöne an ihm: Der Index enthält keine Aktien aus der Finanzbranche. Schwergewichte sind bekannte US-Namen wie Apple, Microsoft, Oracle, Google, Intel, Amazon oder Ebay. Es sind aber auch europäische Unternehmen wie Vodafone im Index enthalten. Zwar gibt es bei der Gewichtung eine Grenze von 24 Prozent je Position, doch diese ist relativ hoch. So machen Apple und Microsoft zusammen rund ein Fünftel des gesamten Index aus.

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