Aktientipp - Voestalpine: Linzer Perle mit amerikanischer Option
Überlebenskampf bei ThyssenKrupp, Verluste bei Salzgitter, Gewinnwarnung bei ArcelorMittal: Überkapazitäten, Preisverfall und (vor allem bei Thyssen) hausgemachte Expansionsprobleme haben die europäische Stahlindustrie schwer in die Krise gestürzt. Dabei kann es auch anders gehen, wie der österreichische Stahlkocher Voestalpine zeigt.
Das Linzer Unternehmen hat sich frühzeitig auf hochwertige Stahlprodukte spezialisiert – Stahl für Fahrwerke für Airbus-Flugzeuge, Startergehäuse für Ariane-Raketen oder Hochgeschwindigkeitsweichen für ICE-Züge. Natürlich hängt auch Voest eng an der für Stahlhersteller wichtigen Automobilindustrie; mit ihr machen die Linzer fast 30 Prozent ihres Umsatzes. Nur zählt auch hier die Premiumstrategie. Wichtige Kunden sind BMW, Mercedes oder Porsche, und bei denen florieren die Geschäfte. Voest-Chef Wolfgang Eder spricht sogar davon, dass seine Stahlproduktion „absolut ausgelastet“ sei. Im weiteren Jahresverlauf rechnet er mit leicht steigenden Stahlpreisen.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (bis März 2014) gingen Umsatz und Nettogewinn um jeweils vier Prozent zurück. Das war besser als erwartet. Angesichts der aktuellen Belebung sollten bis Ende des Geschäftsjahres wie in der Vorsaison rund 11,5 Milliarden Euro Umsatz möglich sein. Die Margen sind stabil, netto sind abermals rund 500 Millionen Euro in Sicht.
Voest wagt sogar etwas, bei dem sich ThyssenKrupp fürchterlich die Finger verbrannt hat: den Bau eines neuen Stahlwerks in Amerika. Allerdings, anders als bei Thyssen, ist die Investition mit 550 Millionen Euro überschaubar. Mit Siemens und der amerikanischen Midrex wurde der Bau an zwei in der Branche führende Unternehmen vergeben. Zudem machen sich auch die US-Behörden stark dafür, dass internationale Konzerne hier investieren. Das neue Werk dürfte davon profitieren, dass die Energiepreise (vor allem Erdgas) in Amerika deutlich niedriger sind als in Europa. Finanziell ist Voest gut gerüstet: Mit 41 Prozent Eigenkapital hat das Unternehmen die solideste Bilanz der Branche; die Nettoverschuldung ging binnen vier Jahren von 4,1 Milliarden auf 2,7 Milliarden Euro zurück.
Aktientipp - Cewe Color: Hochzeiten und Reisen kommen ins Fotobuch
Dass mit der Entwicklung von Filmrollen und Fotoabzügen auf Papier bald nichts mehr zu verdienen sein würde, hatte man in Oldenburg gerade noch rechtzeitig erkannt. Cewe Color hat den Zug in die digitale Fotowelt nicht verpasst. Doch die digitale Welt dreht sich schnell. Mit dem Drucken von Digitalfotos ist es auch nicht mehr getan. Im Trend liegen derzeit Fotobücher, die sich Kunden am heimischen Rechner selbst zusammenstellen können. Mit einem Marktanteil von etwa einem Viertel ist Cewe Color hier mit Abstand der größte Anbieter in Europa. Bis Jahresende wollen die Oldenburger bis zu sechs Millionen Stück verkauft haben. Das wären sieben Prozent mehr als 2012. Doch auch bei Fotobüchern wird der Druck auf die Margen zunehmen. Cewe Color kann hier derzeit noch über einen Qualitätsvorsprung punkten. Aber die vorausschauenden Oldenburger ruhen sich nicht aus.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Mit dem Geschäftsfeld Online-Druck wurde ein neues Wachstumssegment erschlossen. Nach dem Zukauf von Saxoprint kann Cewe Color nun auch größere Auflagen im Offsetdruck für gewerbliche Kunden herstellen. 2013 wird der Spartenumsatz voraussichtlich um 40 Prozent auf 60 Millionen Euro anziehen.
Insgesamt peilt Cewe in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von bis zu sieben Prozent an, auf 530 Millionen Euro. Vor Zinsen und Steuern stellt das Management einen Gewinn zwischen 27 und 33 Millionen Euro in Aussicht. Bei Anlegern punkten die Oldenburger mit einer sehr soliden Eigenkapitalquote von 38,1 Prozent und einer Dividendenrendite von über vier Prozent.
Zertifikattipp - Hannover Rückversicherung: Zwei Tickets für die Aufholjagd
Von Mai bis Juli lief die Aktie der Hannover Rückversicherung schlechter als der Nebenwerteindex MDax, weil Anleger mit hohen Schadenszahlungen nach den Überflutungen rechneten. Nun sind die Belastungen durchgerechnet, und es erweist sich, dass die Hannover Rück mit 137 Millionen Euro glimpflicher davonkam als erwartet. Auch weitere Großschäden (im Juli Hagelstürme in Baden-Württemberg) ändern nichts an der Gewinnplanung des Unternehmens: Bis Ende des Jahres sollen netto 800 Millionen Euro übrig bleiben. Im Vorjahr waren es 858 Millionen.
Für Rückversicherer und Spekulanten Anlagezertifikat und Hebelpapier auf die Aktie Hannover Rück (55,90 Euro) | ||
Discount für leichte Aufwärtsbewegung | Faktor für dynamischen Aufwärtstrend | |
Kurs (Euro) | 49,90 | 10,44 |
Stoppkurs (Euro) | 42,40 | 8,35 |
Funktion | Ist 10,7 Prozent günstiger als die Aktie, begrenzt dafür den Kursgewinn zur Fälligkeit am 19. Dezember 2014 auf 60 Euro (maximal 20,2 Prozent); Aktienkurse unter 60 Euro verringern den Gewinn, unter 49,90 Euro entstehen Verluste | Verstärkt die Kursbewegung der Aktie mit Faktor vier: Steigt Hannover Rück um 10 Prozent, gewinnt das Zertifikat rund 40 Prozent; Achtung: hohe Verluste bei Kursrückgängen der Aktie; kleine Verluste auch in Seitwärtsbewegungen |
Kauf-Verkaufs-Spanne | 0,6 Prozent | 3,2 Prozent |
Emittentin (Ausfallprämie) | DZ Bank (0,8 Prozent = geringes Ausfallrisiko) | Commerzbank (1,5 Prozent = erhöhtes Ausfallrisiko) |
ISIN | DE000DZL01Q7 | DE000CZ6TZL7 |
Chance/Risiko | 6/5 | 10/9 |
Quelle: Thomson Reuters; Stand: 15.08.2013 |
Natürlich können außergewöhnliche Großschäden solche Hochrechnungen sprengen. Dafür aber kalkuliert die Hannover Rück schon vorher eine bestimmte Höhe an Großschäden ein und ist dabei durchaus vorsichtig. Dass die Prämien bei Neuabschlüssen derzeit etwas unter Druck stehen, hat mit aggressiven Konkurrenten zu tun, die ihre mageren Kapitalanlageergebnisse ausgleichen wollen. Auch die Hannover Rück leidet unter dem niedrigen Zinsniveau, das die Rendite der Kapitalerträge von 3,8 Prozent auf 3,2 Prozent drückte. Dafür aber konnte die Hannover im ersten Halbjahr den Aufwand für Schadenszahlungen und Kosten je Euro Prämieneinnahmen von 96,8 Cent auf 94,4 Cent senken – eine gute Vorgabe für den weiteren Jahresverlauf. Dank günstiger Bewertung und hoher Dividende sollten die Aktien der Hannover Rück ihren Rückstand zum MDax aufholen. Für Zertifikate ist die Aktie ein interessanter Basiswert.
Anleihetipp - EDP: Power mit Chinesen
Es war die größte Teilprivatisierung Portugals, als sich die Volksrepublik China über ihr Investment-Vehikel China Three Gorges 21,4 Prozent vom portugiesischen Energieversorger EDP holte. 2,7 Milliarden Euro legten die Chinesen Ende 2011 dafür auf den Tisch und wurden auf einen Streich Hauptaktionär. EDP ist der größte Strom- und Gaskonzern des Krisenlandes Portugals, selbst aber keineswegs ein Krisenunternehmen. 2,6 Prozent Jahresrendite, die EDP-Anleihen als kurzfristige Anlage bis 2015 bieten, sind deshalb ein interessantes Angebot.
Energias de Portugal produziert und verteilt Elektrizität in Portugal (42 Prozent Anteil am operativen Gewinn) sowie Spanien (29 Prozent Gewinnanteil) und betreibt über Tochtergesellschaften das Energiegeschäft in Brasilien (14 Prozent) und den USA (11 Prozent). Schon heute holt EDP mehr als zwei Drittel seiner Energie aus Wind- oder Wasserkraft. Das gefällt nicht nur dem chinesischen Großaktionär, der selbst die größten Wasserkraftwerke der Welt betreibt und weitere Milliarden in EDP stecken will. Der Anteil erneuerbarer Energien macht EDP zu einem wichtigen Spieler auf dem weltweiten Energiemarkt.
Anleihe-Info: EDP | |
Kurs (in Prozent) | 101,97 |
Kupon (in Prozent) | 3,75 |
Rendite (in Prozent) | 2,65 |
Laufzeit bis | 22. Juni 2015 |
Währung | Euro |
ISIN | XS0221295628 |
Rentabel ist EDP heute schon. Obwohl der Energiebedarf auf der Iberischen Halbinsel krisenbedingt in diesem Jahr um etwa drei Prozent sinken dürfte, legen die EDP-Gewinne leicht zu: Netto blieben im ersten Halbjahr 603 Millionen Euro. Grund ist zum einen der wachsende Anteil des florierenden außeriberischen Geschäfts; zum anderen sind die Gewinnmargen im regulierten Strom- und Gasgeschäft in Portugal und Spanien stabil. Selbst in den Krisenjahren 2008 und 2009 erzielte EDP Nettogewinne von mehr als einer Milliarde Euro.
Schwachpunkt des Unternehmens sind die derzeit 17,7 Milliarden Euro Nettoschulden. Das sind zwar vier Prozent weniger als vor einem Jahr, liegt aber insgesamt auf dem hohen Niveau der vergangenen fünf Jahre. Wenn EDP in diesem Jahr rund 3,6 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation machen wird, wäre die Nettoverschuldung fast fünfmal so hoch. Immerhin, mit 27 Prozent Eigenkapital ist die Bilanz ausreichend gepolstert.
Insgesamt ist EDP ein strategisch aussichtsreiches, operativ stabiles, aber hoch verschuldetes Unternehmen, dessen S&P-Rating mit BB+ im spekulativen Bereich liegt (wenn auch hier auf der obersten Stufe). Für eine Anlage mit zwei Jahren Restlaufzeit sollte es bei Zins- und Rückzahlung keine Probleme geben.
Fondstipp - Lingohr Sytematik LBB-Invest: Von Europa-Erholung profitieren
Europa ist für Frank Lingohr nicht erst jetzt zu einem Eldorado geworden, seit positive Wachstumszahlen das Vertrauen vieler Anleger gefestigt haben. Der Erkrather Vermögensverwalter, dessen Computermodell weltweit nach unterbewerteten Aktien forscht, hatte schon Anfang des Jahres viele europäische Aktien im Portfolio. Nach hohen Kursgewinnen wandert manche, wie beispielsweise Renault, schon auf die Verkaufsliste. Insgesamt macht Europa 45 Prozent des 1,3- Milliarden-Euro-Fonds aus.
Da sich Lingohr bei seiner Anlagestrategie nicht an der Zusammensetzung des Weltaktienindex, sondern an Unternehmenskennzahlen orientiert, stammen nur elf Prozent der Titel aus den USA. Das hat ihn bisher Performance gekostet, weil US-Titel im Weltaktienindex hohe 54 Prozent Gewicht haben und der US-Aktienmarkt, in Euro gerechnet, 16 Prozent gewann – ebenso viel wie Japan. Die durch die Notenbankliquidität getriebene Aktienhausse in den Ländern ging am Fonds etwas vorbei.
„Eine fundamentale Analyse von Unternehmen brachte in dem Umfeld wenig“, sagt Lingohr. Der höhere Europa-Anteil könnte sich künftig auszahlen. Mehr Wachstum käme Zyklikern aus dem Automobilsektor wie BMW und Continental sowie Industrieunternehmen wie Schneider Electric zugute, die im Fonds vertreten sind. Für die Kaufliste qualifizieren sich weiterhin Versicherer wie Allianz sowie Swiss Re und die schottische Fondsgesellschaft Aberdeen, bei der Lingohr seit dem Kauf im Jahr 2010 gut 160 Prozent im Plus liegt. Ihn juckt es nach den herben Kursverlusten auch bei Goldaktien in den Fingern. Doch weder er noch sein Computermodell sind für den Sektor insgesamt euphorisch: „Man muss sehr stark differenzieren.“
Zudem erholen sich jetzt auch die Schwellenländertitel wie das Touristikunternehmen Genting aus Malaysia, der mexikanische Mischkonzern Alfa und SK Holding aus Korea. Ausgerechnet im Februar, als sich Aktien der Emerging Markets nahe an einem Allzeithoch bewegten, hatte Lingohr sein Anlageuniversum auf neun Schwellenmärkte ausgedehnt. „Für die Zukunft sind wir damit gut aufgestellt. Vor Jahren war uns die Datenbasis zu dünn“, sagt er.