Aktien aus Indien Anleger, auf nach Mumbai!

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Steuerreform mit gewaltigem Effekt

Dämpfend auf die Inflation wirken könnte auch La Niña. Dieses Klimaphänomen beschert Indien, entgegengesetzt zu El Niño, zwei Jahre mit auskömmlichen Monsunregen und entsprechend gute Ernten für die Landbevölkerung, sodass Nahrungsmittel günstiger würden. Meteorologen halten sein Eintreten derzeit für sehr wahrscheinlich.

Während der tiefe Ölpreis ein Segen für Indien ist, könnte bei einem Sprung über 50 Dollar pro Fass die Importrechnung wieder teurer werden. Temporär unter Druck kommen könnte auch die Rupie, die sich zuletzt stabilisiert hatte. Grund: In den nächsten Monaten werden sogenannte Foreign Currency Non Resident Deposits (FCNR) in größerem Stil fällig. Auf FCNR-Konten verwalten indische Banken Einlagen in Fremdwährung, vor allem in Dollar. Weil sie diese dann in Rupien tauschen, stützen solche Einlagen den Wert der Rupie. Werden sie aufgelöst, müssen sich die Banken bei der RBI Dollar gegen Rupien besorgen, um ausländische Investoren auszuzahlen. Der Wert der Rupie wird belastet. Einen Stabilitätsanker bilden aber rekordhohe Währungsreserven von 342 Milliarden Dollar. Sie decken die Importrechnung von zehn Monaten.

Eine schwächere Rupie würde Importe verteuern und damit die Inflation steigern. Diese sei unter dem Strich schon jetzt noch zu hoch, beklagt Sumiter Broca. Für den Agrarökonom der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wird die Teuerung durch die geringe Produktivität in der Landwirtschaft getrieben. Broca fordert den Ausbau der ländlichen Infrastruktur mit Straßen, Bewässerungsanlagen und Lagerhaussystemen. Damit könnte die Produktivität nachhaltiger gesteigert werden als mit den bestehenden Preisinstrumenten, etwa garantierten Abnahmepreisen für Bauern.

Indien fürs Depot

Premier Modi sollte für Änderungen aufgeschlossen sein. Sein Regierungsstil ist pragmatisch, nicht mehr ideologisch geprägt. Den bisher größten Wurf landete er mit einer einheitlichen Mehrwertsteuer. Die Angleichung – bisher erhoben Teilstaaten unterschiedliche Sätze – wird die Integration des gewaltigen Binnenmarktes vorantreiben, den Wettbewerb fördern und Verbrauchern günstigere Produkte bescheren. Nach Schätzung des japanischen Brokerhauses Nomura wird allein diese Reform das Wirtschaftswachstum auf mittlere Sicht um bis zu zwei Prozent zusätzlich befeuern.

Anleger, die am Trend verdienen wollen, sollten börsengehandelte Fonds, die einen indischen Aktienindex abbilden, oder erfolgreiche, aktiv gemanagte Fonds kaufen, etwa den Goldman Sachs India Equity (siehe Chartgalerie). Zu den Toppositionen gehören Finanzwerte wie HDFC Bank, Axis Bank, IndusInd Bank und Bajaj Finance, aber auch die Softwarekonzerne Infosys und Cognizant.

Der Direkteinstieg am indischen Aktienmarkt ist ausländischen Privatanlegern weitgehend verbaut. Kein deutscher Broker hat den Handelsplatz Mumbai im Programm. Der indirekte Weg – über die meist in New York und London gelisteten Depositary Receipts – ist teuer. Die Zertifikate, die stellvertretend für eine Aktie gehandelt werden, notieren mit hohem Aufschlag gegenüber deren Heimatkursen.

Die Deutsche Börse hat den Direkteinstieg in Mumbai schon geschafft. Die Frankfurter halten rund fünf Prozent an der Bombay Stock Exchange und wollen ihren Anteil vor dem 2017 geplanten Börsengang der ältesten Börse Asiens (gegründet 1875) aufstocken.

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