Totgesagte leben länger. Ausgerechnet Bankaktien bewiesen zuletzt, dass an diesem Sprichwort durchaus etwas Wahres dran ist. Zuletzt gehörten die Papiere zu den Lieblingen der Investoren. In den letzten drei Monaten legten die Papiere der Deutschen Bank um mehr als zwölf Prozent zu. Bei der Commerzbank waren es sogar rund 37 Prozent. Auch bei amerikanischen Großbanken sieht es zur Zeit gut aus. Die Aktie der Bank of America legte im gleichen Zeitraum ebenfalls um rund 28 Prozent zu, bei JP Morgan Chase waren es immerhin mehr als acht Prozent.
Zur Erinnerung: Die Papiere der Commerzbank waren bereits auf dem guten Weg, ein Pennystock zu werden. Im Euro-Raum sind das Aktien, die weniger als einen Euro wert sind. Auch Titel der Deutschen Bank hangelten sich lange von einem Tiefststand zum nächsten. Zu den Favoriten der Anleger gehörten die Finanztitel in den vergangenen Jahren auf jeden Fall nicht. Im Gegenteil – wer konnte, machte einen großen Bogen um die Papiere. Doch woher kommt die Wiedergeburt der Papiere?
Grundsätzlich profitiert die gesamte Branche vor allem von der aktuellen Entschärfung der Euro-Schuldenkrise. Spätestens seit Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Ende September verkündete, die Notenbank werde im Notfall unbegrenzt Staatsanleihen angeschlagener Euro-Länder kaufen, erholten sich die Kurse der Geldinstitute merklich. Einige Analysten sprechen schon vom Draghi-Effekt. „Bankenwerte waren durch die Schuldenkrise sehr stark belastet“, sagt Dieter Hein, Banken-Analyst bei Fairesearch. Zwar gehe es für die Titel schon eine Weile bergauf, dennoch seien die Papiere im Vergleich zu anderen Branchen immer noch ziemlich niedrig bewertet. Genau das macht sie zur Zeit für Anleger so attraktiv.





Ähnlich sieht das Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank. "Finanztitel sind wegen der Finanz- und Schuldenkrise noch günstig. Und jede weitere Entspannung in der Euro-Krise wird ihre Kurse treiben, wie man in den vergangenen Monaten schon gesehen hat", sagte Stephan der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für den Strategen werden Banktitel die Gewinner des Jahres 2013. Und die Argumente sind nachvollziehbar. Denn während die Deutsche Bank bei immerhin rund 60 Prozent ihres Buchwerts notieren, sind es bei der Commerzbank nur 40 Prozent. Im Fall der spanischen Banken ist es sogar nur rund ein Drittel. Was Anleger allerdings bedenken sollten: "Das Kurs-Buchwertverhältnis ist ja nicht grundlos niedrig", sagt Michael Seufert, Analyst der Norddeutschen Landesbank (NordLB). Das Umfeld sei schließlich immer noch enorm schwierig, es sei unter anderem der Anlagenotstand, der Investoren zur Zeit in Bankaktien treibe.
Nichts für Sicherheits-Fanatiker
Für Sicherheits-Fanatiker sind die Papiere also nicht unbedingt geeignet. „Gerade bei Bankaktien hängt die Kursentwicklung entscheidend vom Verlauf der Euro-Schuldenkrise ab“, sagt Hein. Wer also davon ausgehe, dass die Schuldenkrise die Euro-Zone noch lange in Atem hält, sollte von Bankaktien unbedingt die Finger lassen. Anders sehe es dagegen für Anleger aus, die mit einer besseren wirtschaftlichen Lage in Europa rechneten – für sie könnten Bankaktien durchaus ein lohnendes Investment sein.