




Der Dax eilt von Rekord zu Rekord. Nun kommt auch das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen in Gang: Fast täglich sorgt ein neuer, milliardenschwerer Deal an der Börse für Furore: Der Ölkonzern BP schluckt die britische BG, Warren Buffett fusioniert Heinz Ketchup mit Kraft Foods, FedEx will TNT schlucken, selbst das defizitäre Twitter soll angeblich das Interesse Googles geweckt haben, und Sky soll angeblich bei Vivendi auf der Kaufliste stehen. Milliardenschwere Übernahmen häufen sich, und sie werden die Börsen noch ein Stück weiter treiben. Die Risiken für Anleger freilich wachsen.
Der Dax hat die Rekordmarke von 12.000 Punkten zurück erobert. Fast jeder Anleger, der in den vergangenen Jahren Aktien gekauft hat, ist dick im Plus. Nun wird vielen etwas mulmig, angesichts des scheinbar unaufhaltsamen Höhenflugs der Börse. Heben Aktien jetzt endgültig ab, weil noch dem letzten Anleger klar wird, dass Anleihen und Tagesgeld keinen Zins mehr bringen? Oder laufen wir schnurstracks in die nächste Blase, wollen wir die Symptome nicht erkennen, die denen der letzten Überhitzungsphasen deutlich ähneln, 1999 2000 und 2003 bis 2008?
Meilensteine des Dax von 1988 bis 2015
Der Dax feiert seinen Einstand. Rechnerisch startet er allerdings am 30. Dezember 1987 bei einem Stand von 1.000 Punkten.
Der erste schwarze Tag für den Dax: Er bricht im Sog der Wall Street um rund 13 Prozent ein.
Bei der Privatisierung der Deutschen Telekom wird die T-Aktie als Volksaktie vermarktet. Das Interesse der Öffentlichkeit am Dax nimmt stark zu.
Im Sog der Asienkrise sackt der Dax im Handelsverlauf bis zu 13 Prozent ab und schließt mit 3567 Punkten acht Prozent niedriger.
Mit dem neuen elektronischen Handelssystem Xetra - kurz für "Exchange Electronic Trading" - bricht für die Börse ein neues Zeitalter an.
Der Dax erreicht ein Hoch von 8136,16 Punkten. Befeuert wird die Euphorie von der Entstehung des Internets und einem sich ausbreitenden Fusionsfieber.
Nach den Terroranschlägen in den USA fällt der Dax um neun Prozent.
Der Dax rutscht unter 2.200 Punkte und notiert damit so niedrig wie zuvor im November 1995. Doch mit der Erholung der Weltwirtschaft wächst das Vertrauen in die Gewinnentwicklung der Unternehmen wieder.
Mit 8151 Zählern setzt der Dax einen neuen Meilenstein - trotz erster Bankenpleiten und Not-Eingriffen der Europäische Zentralbank (EZB) am Geldmarkt.
Mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers kehrt wieder Ernüchterung ein. Im Oktober 2008 folgt ein schwarzer Tag auf den anderen. Dabei liegt der Dax-Kurs zeitweise 30 Prozent unter dem Niveau vom Monatsbeginn.
56 Prozent hat der Dax seit dem Hoch vom 13. Juli 2007 eingebüßt. Mit 3588 Punkten erreicht er zeitweise den niedrigsten Stand seit Oktober 2003. Doch kurz darauf wirft die US-Notenbank Fed die Notenpresse an. Jetzt geht es bergauf.
Der Dax notiert erstmals seit dem 2. Januar 2008 wieder über 8000 Zählern.
Die Entscheidung der EZB, die Zinsen weiter zu senken, treibt den Dax erstmals über die 10.000-Punkte-Marke.
Nach dem Vorbild der Fed wirft auch die EZB die Notenpresse an. Der Dax, der in Erwartung dieses Schritts seit Monaten im Aufwind ist, beschleunigt seinen Anstieg und steigt am darauffolgenden Tag auf bis zu 10.704,32 Punkte. Es ist der sechste Handelstag in Folge mit einem Rekordhoch.
Anleger hoffen auf einen guten Ausgang des Verhandlungspokers im griechischen Schuldenstreit. Der Dax knackt erstmals die 11.000-Punkte-Marke und notiert in der Spitze 0,9 Prozent höher bei 11.013,85 Zählern. Griechenland droht die Staatspleite, da das aktuelle Hilfsprogramm Ende Februar ausläuft und Athen keine Verlängerung beantragen will.
Getrieben von der Geldflut der Notenbanken und begünstigt durch einen schwachen Euro - der der deutschen Exportindustrie hilft - hat den Dax am Montag, 16. März 2015, erstmals die Schwelle von 12.000 Punkten übersprungen. In der Vorwoche hatte er mehrmals diese Marke anvisiert, war aber immer knapp gescheitert. Der deutsche Leitindex war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Wochen in Folge gestiegen.
Überhitzungssignale...
Die meisten deutschen Privatanleger waren nicht bei der Rally dabei. Nur jeder achte Deutsche besitzt Aktien. Jetzt denken viele um. "In Kundengesprächen registrieren wir deutlich steigendes Interesse an Aktien", sagt Christian Fischl, Geschäftsführer beim Vermögensverwalter Huber, Reuss, Kollegen, "bis vor Kurzem durfte man den meisten Privatleuten damit nicht kommen."
Es herrscht Optimismus. "Negative Meldungen verpuffen", sagt Thomas Paul, Vorstand beim Vermögensverwalter Böker & Paul. Die Nachricht etwa, dass die Pfandbriefbank Düsselhyp vom Einlagensicherungsfonds gerettet werden muss, "hätte 2010 einen veritablen Crash ausgelöst; heute ist sie eine Randnotiz".
Aktien klettern schneller als die Gewinne der Firmen. Die der 30 Dax-Konzerne sollen, so die gewöhnlich optimistischen Analysten, 2015 um acht Prozent steigen. Der Dax hat in drei Monaten 24 Prozent zu gelegt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), basierend auf den erwarteten Nettogewinnen der kommenden zwölf Monate, liegt bei 15; der 10-Jahres-Durchschnitt bei 11,4.
Auch charttechnisch wird die Luft dünn: Gut 20 Prozent ist der Dax aktuell von seinem gleitenden 200-Tages-Durchschnitt entfernt, so weit wie seit 1999 nicht mehr. Ein Zeichen, dass es kurzfristig an weiteren Käufern mangeln könnte.

Fusionen und Übernahmen kommen…
Nun kommen auch wieder große Fusionen und Übernahmen, beinahe börsentäglich wird ein neuer Milliardendeal oder zumindest eine konkrete Kaufabsicht verkündet. Für 64 Milliarden Euro übernimmt Shell den britischen Gasproduzenten BG Group. Shell bietet 383 Pence in bar und 0,4454 Shell-B-Aktien. Das entspricht einem Aufschlag von immerhin rund 50 Prozent auf den Schlusskurs von BG am Vortag.