Aktien gegen Schulden Solarworld-Aktionäre zahlen den Schuldenschnitt

Das einstige Aushängeschild der Solarbranche hat einen Plan für die Rettung vorgelegt. Solarworld hat sich mit den Gläubigern auf einen Schuldenschnitt geeinigt. Diese bekommen dafür den Großteil der Aktien.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Solarworld-Chef Frank Asbeck ist bald nicht mehr der

Düsseldorf Die Rettung von Solarworld ist in greifbarer Nähe gerückt. Doch sie wird die Altaktionäre den größten Teil ihres Anteilsbesitzes am einstigen Aushängeschild der deutschen Solarbranche kosten. Vorstandschef und Großaktionär Frank Asbeck einigte sich nach monatelangen Verhandlungen mit den wichtigsten Gläubigern über einen Weg aus der Krise, wie Solarworld am Dienstag mitteilte. Doch dieser würde am Ende dazu führen, dass die Altaktionäre sich mit fünf Prozent vom Grundkapital begnügen müssen. Asbeck wäre damit nicht mehr Herr im Hause. Der häufig als Sonnenkönig titulierte Firmengründer hält knapp 28 Prozent an Solarworld.

Die Solarworld-Aktie büßte weitere drei Prozent ein und kostete am Dienstag noch 68,7 Cent.

Die vorläufige Einigung sieht einen Schuldenschnitt vor, mit dem der Bonner Konzern seine langfristigen Verbindlichkeiten um etwa 60 Prozent reduzieren könnte. Dem Plan zufolge sollen die Gläubiger auf 60 Prozent ihrer Ansprüche verzichten und dafür Solarworld-Aktien bekommen (Debt-to-Equity-Swap). Dazu soll eine außerordentliche Hauptversammlung einen Kapitalschnitt um 95 Prozent beschließen. Die anschließend neu ausgegebenen Aktien gehen dann an die Gläubiger.

Verhandeln konnte Solarworld aber nur mit 80 Prozent der Inhaber von Schuldscheinen. Schwieriger wird es sein, auch die Zeichner zweier Anleihen zu überzeugen. Denn diese Papiere sind breit gestreut. Solarworld plant daher zwei Gläubigerversammlungen. Die Anleihegläubiger sollen den übrigen unbesicherten Fremdkapitalgebern gleichgestellt werden.

Solarworld schreibt halbe Milliarde Verlust

Wegen des Preisverfalls bei Solaranlagen steckt Solarworld in den roten Zahlen fest. Der Schuldenberg hat sich inzwischen auf rund eine Milliarde Euro aufgetürmt. Externe Prüfer hatten Asbeck daher zum Jahresbeginn bescheinigt, dass Solarworld nur durch gravierende Einschnitte bei den Verbindlichkeiten zu retten sei.

Seit Montagabend stehen die Geschäftszahlen für das Jahr 2012 fest. Der Preisverfall führte zu einem Umsatzeinbruch und einem Verlust von 477 Millionen Euro. Schon ein Jahr zuvor hatte Solarworld 307 Millionen Euro Verlust erwirtschaftet. Der operative Fehlbetrag vor Zinsen und Steuern verdoppelte sich auf 492,4 Millionen Euro. Der Umsatz brach wegen des massiven Preisrückgangs um 42 Prozent auf 606 Millionen Euro ein. Das Unternehmen "verbrannte" im vergangenen Jahr mehr als 300 Millionen Euro flüssige Finanzmittel - Ende 2012 waren noch 224 (Vorjahr: 553,3) Millionen Euro übrig.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%