Realistischer als ein Sieg Le Pens sind US-Zölle. Solche Einfuhrhürden in die USA würden beispielsweise die Autobauer und -zulieferer belasten. Schon greifbar sind offenbar geringere Preise für Medikamente in den USA, zumindest gemessen an jüngsten Verlautbarungen des neuen US-Präsidenten. „Ich arbeite an einem neuen System, wo es Wettbewerb in der Pharmaindustrie geben wird“, twitterte Trump vergangene Woche. „Die Preise für das amerikanische Volk werden deutlich purzeln.“
Die Finanzmärkte reagierten prompt auf die Ankündigung. So fielen Aktien von Medikamentenherstellern wie AstraZeneca, GlaxoSmithKline oder Pfizer um bis zu zwei Prozent, Pharmaanleger verloren binnen Stunden mehrere Milliarden.
Unbeeindruckt davon ziehen die Kurse heimstarker Papiere ihre Kreise. Optiker-Marktführer Fielmann etwa dürfte – Trump hin oder Le Pen her – weiter Brillen ohne Verlust verkaufen, der SAP-Dienstleister All for One Steeb sollte uneingeschränkt in der Softwareberatung unterwegs sein, und der Erfolg von ProSiebenSat.1 hängt mehr von Joko und Klaas, Elton, den „Simpsons“ und Blockbuster-Filmen ab als von Einlassungen des neuen US-Präsidenten.
Zudem spielt allen Anlegern mit Heimatvorteil in die Hände, dass deutsche Unternehmen nach dem Brexit-Votum noch mehr in den Blick internationaler Finanzinvestoren gerückt sind. Im vergangenen Jahr kauften Beteiligungsgesellschaften für rund 25 Milliarden Euro in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu und gaben damit gut 80 Prozent mehr für Firmenübernahmen aus als 2015. Das sagen neueste Daten der Beratungsfirmen PwC und Bain Capital. In ganz Europa stagnierte das Volumen dagegen.
Um den hessischen Arzneimittelhersteller Stada buhlen derzeit mehrere Finanzinvestoren (Private Equity), der Kurs liegt deshalb um fast die Hälfte höher als noch im November. Der Roboterhersteller Kuka ist schon teuer nach China gewandert, selbst Dax-Konzerne wie aktuell Linde stehen im Übernahme- und Fusionsfokus. „Es kommen viele neue Investoren nach Deutschland. Wenn Sie heute ein Unternehmen für 300 Millionen Euro verkaufen wollen, schauen sich das 50 Private-Equity-Firmen an – vor zehn Jahren waren es vielleicht 20“, so Ken Oliver Fritz, Deutschland-Co-Chef der Investmentbank Lazard.
Der Grund: Institutionelle Investoren wollen dem Niedrigzins entfliehen und üben deshalb Druck auf die Beteiligungsgesellschaften aus, die mit ihrem Geld mehr als ein, zwei Prozent verdienen sollen. Versicherer, Pensionskassen und die Superreichen haben der Beteiligungsbranche eine Menge Geld anvertraut, mit dem sie über den Kauf und Weiterverkauf hohe Renditen erzielen sollen – weltweit gab es für diese Geschäfte allein im vergangenen Jahr fast 600 Milliarden an frischen Dollar. „Wir investieren sehr gerne in Deutschland“, verriet David Rubenstein gerade dem „Handelsblatt“.
Rubenstein steht dem Finanzinvestor-Riesen Carlyle vor, der sich gerade anschickt, über vier Jahre 100 Milliarden Dollar bei Anlegern einzuwerben. Alleine wohlgemerkt. Das würde die massiven Mittel, die die Branche ohnehin schon aufgetürmt hat, noch einmal steigern. Bain schätzt, dass Private-Equity-Fonds noch rund 500 Milliarden Dollar für Aufkäufe in der Hinterhand haben.
Mit nur 0,1 Prozent davon könnten internationale Finanzhaie den BVB kaufen. Doch darauf zu spekulieren, das wäre sinnlos. Denn noch verbieten die Vereinsregularien des Deutschen Fußball-Bundes eine Übernahme. So muss auch Angelika keinen Arbeitgeberwechsel befürchten. Denn die Fan-Shop-Verkäuferin ist nicht beim Centro Oberhausen angestellt, sondern „direkt beim BVB-Marketing“, wie sie sagt – nicht ohne Stolz.