Auch die im Ausland kaum bekannte spanische Beteiligungsgesellschaft C.F. Alba, mehrheitlich im Besitz einer der reichsten Familien des Landes, der Familie March, ist derzeit ein Börsen-Schnäppchen: “Alba ist sehr aktionärsfreundlich, schüttet hohe Dividenden aus und kauft eigene Aktien zurück. Die Aktie notiert 50 Prozent unter dem Wert der Alba-Beteiligungen”, sagt Schleicher.
Für Manuel Romera, Geschäftsführer der finanzwissenschaftlichen Abteilung der IE Business School in Madrid, gehört der Energiekonzern Iberdrola zu den fast schon gefährlich unterbewerteten Titeln. Iberdrola ist einer der größten Windenergie-Produzenten der Welt, mit zahlreichen Projekten in Deutschland. Die Aktie leidet vor allem unter dem schlechten Stand einer seiner Hauptaktionäre, dem Bauunternehmen ACS, das bereits mehrfach in sehr großen finanziellen Schwierigkeiten war. Der Konzern, der auch die Mehrheit an Hochtief hält, wird nach Meinung vieler Branchenexperten langsam den Rückzug aus dem Energieunternehmen vornehmen.
Das werde sich auch auf die Iberdrola-Aktie positiv auswirken, die in den vergangenen Monaten eine Talfahrt erlebte, die in keinem Zusammenhang mit den Geschäftszahlen steht. Das Unternehmen konnte seinen Gewinn im ersten Halbjahr 2012 um 15 Prozent auf 1, 8 Milliarden Euro steigern. Der Wert der Aktie fiel dennoch in einem Jahr von 5,57 Euro auf die derzeitigen 2,60 Euro. Zu Beginn der Finanzkrise im Jahr 2007 kostete die Aktie noch 10,40 Euro.
“Spanien hat viele gute Firmen.”
Auch wenn derzeit kaum jemand spanische Banktitel anfassen möchte, Banco Santander ist eindeutig das größte Opfer des spanischen Börsendramas, glauben viele Analysten. Die Aktie verlor in einem Jahr 40 Prozent ihres Börsenwertes und notiert heute bei rund 4,70 Euro. “Dabei macht der problematische Heimatmarkt Spanien nur 15 Prozent des Geschäftes der Santander aus”, sagt Schleicher. Mit einer hohen Eigenkapitalausstattung, mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von sieben, einer Dividende von zwölf Prozent und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,5 hält er die Aktie für sehr niedrig bewertet.
Für Alfonso de Gregorio, Geschäftsführer der Anlageberatung Gesconsult, ist der Schienenverkehr-Zulieferer CAF aus dem Baskenland ein Geheimtipp. Das Unternehmen ist weltweit aufgestellt und konnte seinen Gewinn im ersten Halbjahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf 62 Millionen Euro steigern. Der Kurs der Aktie hat auch gelitten unter der spanischen Krise, aber weniger als der Rest der Titel. Für de Gregorio bleibt bei dem soliden Industrieunternehmen noch viel Raum für eine Wertsteigerung: “Das gleiche gilt für das Verpackungsunternehmen Europac.” Er wünscht sich, dass die Anleger genauer hinschauen und nicht alles über einen Kamm scheren: “Spanien hat viele gute Firmen.”
Auch der deutsche Immobilienmakler Matthias Meindel wünscht sich langsam wieder gute Nachrichten über Spanien, wo er seit mehreren Jahren tätig ist: “Es sind viele Fehler gemacht worden, aber das gilt vor allem in der Immobilienbranche. Fern von dieser gibt es durchaus spanische Unternehmen und Banken, die wesentlich solider sind als ihre deutschen Wettbewerber. Das sollten wir nicht vergessen.”