Aktien "Defensive Dividendentitel haben ihren Zenit erreicht"

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"Unser Portfolio ist aber sehr gemischt."

Eine Growth- oder Wachstumsstrategie klingt so, als stecke im Portfolio viel Technologie.
Unser Portfolio ist aber sehr gemischt. Wir haben schon seit längerem die Halbleiterunternehmen ASM International und ST Microelectronics im Depot. Diese sind zwar stark gestiegen, aber ihre Gewinne auch und deshalb sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse nach wie vor attraktiv.

Eine der günstigeren Aktien in unserem Portfolio ist Pandora mit einem KGV von 13. Die Dänen produzieren hochwertigen Silber- und Gold-Modeschmuck in Thailand. In Frankreich und Italien wachsen die Umsätze momentan jährlich um 30 Prozent, in Australien hat Pandora bereits einen Marktanteil am Schmuckgeschäft von acht Prozent, in China ist das Wachstum erst am Anfang. Sie haben eine klare Strategie, um weitere Märkte zu durchdringen. Sie bieten ein Gewinnwachstum von über 15 Prozent und die Gewinnmargen vor Steuern sind doppelt so hoch wie bei den Luxusriesen LVMH oder Richemont. Das 2017er KGV für LVMH ist 22 und für Richemont sogar 31. Da braucht man kein Statistikstudium, um zu sehen, welche Aktie attraktiver ist.

Die Kursraketen seit der Finanzkrise

Wir haben auch Basic Fit im Portfolio. Das ist quasi der Aldi unter den Sportstudio-Betreibern mit Monatsbeiträgen von unter 20 Euro. In seiner Heimat Niederlande hat das Unternehmen einen Marktanteil von 25 Prozent, wächst aber auch in Frankreich sehr schnell mit einem hoch standardisierten und schlanken Betrieb. Sie brauchen in Frankreich nur 1200 Mitglieder, damit ein Studio profitabel ist und das haben sie manchmal schon nach zwei Monaten erreicht. Eine Dividende zahlt Basic Fit nicht und finanziert das Wachstum aus dem operativen Cashflow.

Wir mögen Biotech-Aktien nicht, wenn es nur Wetten auf einzelne Produkte sind. Aber den dänischen Krebsforscher Genmab halten wir wegen seiner überzeugenden Technologieplattform für Blutkrebs und andere Krebsarten. Auf dem Markt ist bereits das Produkt Darzalex mit über einer Milliarde US Dollar Umsatz und dieser wird weiter stark steigen. Der Vertrieb und die Forschung laufen durch die Zusammenarbeit mit dem Pharmamulti Johnson&Johnson sehr gut.

Das runderneuerte Portfolio von Warren Buffett

Sie setzen auch auf Banken und Versicherungen, was spricht für die?
Lange Zeit war es gut keine Finanzwerte im Portfolio zu haben. Aber wenn die Zinsen nicht weiter fallen und die Margen weniger unter Druck sind, die Regulierung nicht weiter zunimmt und die Wirtschaft wächst, sollte man nicht vergessen, dass Banken zyklisch sind. Die Bewertungen sind nach wie vor günstig und das Gewinnwachstum beschleunigt sich. Im Finanzbereich sind die Nationale Nederlanden-Group (NN) und der niederländische Versicherer ASR attraktiv bewertet. Sie haben einen hohen freien Cashflow. Und wenn die Zinsen steigen, dann verdient man mit beiden sicherlich mehr als zum Beispiel mit einer deutschen Staatsanleihe. Die Kursvolatilität nehme ich gerne in Kauf. Beide Unternehmen haben eine hohe Dividendenrendite um die fünf Prozent und kosten Anleger nur neun Mal den Jahresgewinn. Das sind für mich interessante Werte, bei denen man vor einem Börsencrash wenig Angst haben muss.

Wo gab es bei den gewählten Aktien Enttäuschungen?
Im Portfolio steckt auch United Internet, deren Aktie 2016 schlecht abgeschnitten hat. Telekommunikationsaktien insgesamt waren schwach und die Abschreibung auf die Beteiligung an Rocket Internet war sicherlich nicht hilfreich, in einem Sektor, in dem das Sentiment ohnehin schlecht ist.

Wie stehen Sie zu Börsengängen?
Eine Börse ist dazu da, dass Unternehmen, die Kapital benötigen, es dort aufnehmen können, um zu wachsen. Wenn ich mir das nicht anschauen würde, dann würde ich damit quasi sagen, dass ich den Aktienmarkt für Quatsch halte. Aber es kommt vieles aufs Parkett, was man nicht braucht und wo nur die früheren Eigentümer Geld kassieren wollen. Uns fehlen bei Neulingen oft die langfristigen Wachstumsperspektiven. Aber wenn stark wachsende Unternehmen an die Börse gehen, dann schauen wir uns das natürlich an. 

Künftig sollen Fonds den Wertpapierbrokern für deren Aktienanalysen vielleicht extra Geld bezahlen. Sind sie dazu bereit?
Es gibt eine neue Regulierung wonach Aktienresearch und Orderausführung getrennt bezahlt werden müssen. Wir warten erst einmal ab, ob die Suppe so heiß gegessen wird, wie sie gekocht worden ist. Die Effizienz und Transparenz des Kapitalmarktes würde das enorm verschlechtern, es bietet zwar aktiven Anlegern mehr Raum, wenn Informationen nicht mehr so weit verbreitet werden, aber wenn manches gar nicht mehr von Analysten untersucht wird, dann ist das insgesamt schlecht.

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