Aktien Börsenwetten auf die Boomregion Brasilien

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Wachsende Mittelschicht

Heiße Weihnachten - Bis 2 Uhr nachts öffnen die Shoppingmalls in Brasilien ihre Tore, da die Konsumnachfrage glänzend ist. Quelle: dapd

Trotz der im Vergleich mit Indien und China bescheidenen Wachstumsraten ist Brasiliens Markt für Konsumartikelkonzerne wichtiger, als es etwa Brasiliens Anteil am Welthandel erahnen lässt. Für Unilever, Nestlé, Procter & Gamble oder Beiersdorf ist Brasilien nach Umsatz und Rendite der Standort Nummer eins oder zwei weltweit. Das liegt am hohen Pro-Kopf-Einkommen der Brasilianer. Mit rund 13.000 Dollar ist die Kaufkraft der Brasilianer doppelt so hoch wie die der Chinesen und zehnmal so hoch wie die der Inder. Außerdem sind in den letzten vier Jahren 30 Millionen Brasilianer in die Mittelschicht aufgestiegen – und haben mit ihren neuen Bedürfnissen ganz neue Märkte geschaffen: vor allem dort, wo der Staat versagt, etwa bei Bildung, Gesundheit, Sicherheit.

Aber auch Versicherungskonzerne, Wohnungsbaufirmen und Reisekonzerne boomen. So wollen die USA jetzt die Zahl der Diplomaten in Brasilien verdoppeln, damit die Visa-Anträge der Brasilianer schneller bearbeitet werden können: Denn den USA kommen die kaufkräftigen brasilianischen Touristen in der derzeitigen Stagnation gerade recht. In Miami dominieren schon brasilianische Käufer den Immobilienmarkt.

Konsumfreudiges Volk

Brasilianer sind außergewöhnlich konsumfreudig. Sie lieben Marken, wollen immer das neueste und beste Modell. Und sie neigen nicht zu Understatement. Der sofortige Konsum ist ihnen wichtiger, als zu warten, bis sie das Geld für das begehrte Luxusobjekt gespart haben oder es möglicherweise ein Sonderangebot gibt. Reiche Brasilianerinnen zahlen, ohne zu zögern, für eine Louis-Vuitton-Handtasche den doppelten Preis, die diese in Paris kosten würde – wenn sie das Accessoire in 20 Raten auf Kreditkarte (zu horrenden Zinsen) abstottern und dafür sofort mit nach Hause nehmen dürfen. Das Gleiche gilt für die Supermarktkassiererin, die ihr erstes iPhone kaufen will. Kaufen und mitnehmen – jetzt, nicht morgen!

An der Börse hat der gestiegene Lebensstandard der Brasilianer seine Spuren hinterlassen. Zunehmend mehr Konsumaktien sind dort gelistet. An der Bovespa gibt es neuerdings einen Index der Konsumaktien (Icon) und einen der Bau- und Immobilienunternehmen (Imob). Baukonzerne machen heute schon rund sechs Prozent im Bovespa-Index aus. Dabei fand der erste Börsengang eines brasilianischen Baukonzerns erst 2005 statt, als Cyrela an die Börse ging. Auch Shoppingcenter-Betreiber wie BR Malls, der größte in Lateinamerika, sind neu an der Börse – und bei ausländischen Investmentfonds als krisensichere Anlageobjekte begehrt.

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