Aktienanalysen Wie Experten die Kurschancen der US-Bankaktien einschätzen

Analysten haben ihre Prognosen für den Gewinn je Aktie für das zweite Quartal für große US-Banken überwiegend gesenkt. Dennoch empfehlen sie einige Werte zum Kauf – trotz der Sorgen über die Folgen des Brexit-Votums.

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Die US-Banken geben ihre Ergebnisse ab kommendem Donnerstag bekannt. Quelle: Reuters

New York Die USA erscheinen im Vergleich zum Rest der entwickelten Welt als eine Insel der Seligen. Die Banken verdienen nach wie vor klotzig, die Renditen bewegen sich wenigstens noch im positiven Bereich. Aber ganz können die Geldhäuser sich dem Druck aus Europa, der auch schon im Vorfeld des Referendums der Briten über den Austritt aus der EU zu spüren war, nicht entziehen.

Nachdem die Zinsmarge im ersten Quartal im Mittel um 0,1 Prozent gestiegen ist, vor allem infolge der Zinserhöhung der US-Notenbank (Fed) im September, prognostizieren die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) für das zweite Quartal einen leichten Rückgang.

Außerdem heißt es: „Bei Anleiherenditen unter 1,50 Prozent erwarten wir, dass die Ausblicke der Banken einen negativen Effekt haben könnten.“ Sprich: Es wird nicht einfacher in einem Umfeld rekordtiefer Zinsen.

Auf der anderen Seite heißt es aber: „Der Handel am Kapitalmarkt könnte eine positive Überraschung bringen wegen der höheren Schwankungen nach dem Brexit-Referendum.“

Insgesamt hat KBW aber die Schätzungen der Gewinne je Aktie für das zweite Quartal bei den großen US-Häusern durchweg etwas gesenkt. Mit Ausnahme von Wells Fargo, wo sie wegen des gut laufenden Hypotheken-Geschäfts minimal erhöht wurden. Trotzdem wurde für Wells Fargo das Kursziel von 59 auf 57 Dollar gesenkt, ebenso wie die Gewinnschätzungen für 2017: Im kommenden Jahr sollten die niedrigen Zinsen deutlicher durchschlagen.

Die Bank mit Sitz in San Francisco bleibt aber die Hauptempfehlung von KBW, auch weil sie wegen ihres konservativen Geschäftsmodells als besonders sicher gilt und daher in risikoreichen Zeiten gefragt ist.


Niedrige Renditen seien nicht das Problem

Dick Bove von Rafferty Capital hat dagegen Wells Fargo als „Halten“ eingestuft, Bank of America, Citigroup und JP Morgan dagegen als „Kauf“. Der Analyst sieht die niedrigen Renditen bisher nicht als Problem an. „Die Renditen der Darlehen sind stabil geblieben, dafür hat es deutliche Gewinne in den Wertpapier-Portfolios gegeben“, schreibt er.

Er glaubt, dass es durch die gesunkenen Zinsen für die US-Banken sogar noch mehr Kursgewinne im dritten Quartal geben wird. Während die Aktienkurse seit dem Brexit-Votum noch ihre Richtung suchen, sind die Preise der Anleihen im Gegenzug zu sinkenden Renditen deutlich gestiegen.

Da Wells Fargo relativ wenig im Wertpapiergeschäft aktiv ist, ist Boves Empfehlung konsequent, die anderen Banken zu bevorzugen. Beim Vergleich der Analysen ist zu beachten, dass die Kurseffekte, die Bove in den Vordergrund stellt, vorübergehend sind, während der Margendruck, auf den KBW abzielt, möglicherweise länger anhält.

Wells Fargo hat eine gute Dividendenrendite von über drei Prozent und ist mit rund dem Elffachen des Gewinns bewertet. JP Morgan ist wie fast immer etwas niedriger bewertet und hat auch eine etwas niedrigere Dividendenrendite. Citigroup dagegen ist mit weniger als dem achtfachen Gewinn optisch sehr billig, hat aber auch nur eine geringe Dividendenrendite. Die US-Banken geben ihre Ergebnisse ab kommendem Donnerstag bekannt.

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