Aktienanlage nach Regionen So grasen Investoren die Börsen nach Rendite ab

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Keine Argumente für bestimmte Länder

Freunde regionaler Anlagestrategien mögen ins Feld führen, dass das Wirtschaftswachstum regional stark unterschiedlich ausfallen kann – und in anderen Regionen der Erde jenseits der USA und Europas auch deutlich höher ist. Beispiel dafür sind Schwellenländer wie Indien und China.

„Bei den Aktienmärkten sehe ich momentan keine Region, die besonders zu bevorzugen wäre. Es gibt nur ein kollektives Bewusstsein unter Investoren, dass man Aktien haben muss, weil die Konjunkturaussichten insgesamt auf Sicht der nächsten sechs Monate positiv sind“, sagt Harald Preißler. „Das hat sich zuletzt auch für die USA bestätigt. Wir haben überall auf der Welt starke monetäre Stimuli – auch in China, Japan, Europa. Alle Märkte haben derzeit die Notenbanken als Schutzmacht hinter sich. Deshalb sehe ich keinen klaren Favoriten. Ein starkes Argument dafür, einzelne Länder oder Regionen stärker zu gewichten, sehe ich momentan nicht.“

Warren Buffetts Lieblingsaktien
Offenlegen müssen Investoren Aktien, Optionen und Wandelanleien aus dem vergangenen Quartal. In welche Papiere Buffett das Geld seiner Kunden außerhalb der USA anlegt, muss er aber nicht verraten. Auch Optionsscheine (Warrants) und Anleihen müssen nicht aufgeführt werden. Das folgende Ranking listet die Top-10 Firmen aus dem Depot des Großinvestors nach ihrem Wert. Quelle: AP
Platz 10: Davita Healthcare Partners Davita Healthcare Partners ist einer der größten Gesundheitsversorger in den Vereinigten Staaten mit Sitz in Denver, Colorado. Spezialisiert hat sich die Firma auf die Betreuung von Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen. Seit ihrer Gründung 1992 stellt sie die Dialyse-Ausrüstung bereit und betreibt derzeit rund 2000 ambulante Dialyse-Zentren und Versorgungszentren in Krankenhäusern in nahezu allen Staaten der USA. Unternehmenswert 2014: 2.310.552.201 DollarKursentwicklung (1 Jahr): +10,26 ProzentKGV (2013): 21,00Quelle: www.davitahealthcarepartners.com
Platz 9: Directv (DTV)Directv ist ein Pay-TV-Anbieter. Zusammen mit Tochterfirmen bietet das Unternehmen seinen Kunden digitale TV-Dienste in den Vereinigten Staaten und in Lateinamerika. Darüber hinaus produziert die Gesellschaft eigene Entertainment-Sendungen wie beispielsweise Friday Night Lights und besitzt drei eigene Sportsender.Unternehmenswert 2014: 2.521.705.182 DollarKursentwicklung (1 Jahr): +42,18 ProzentKGV (2012): 10,9Quelle: www.directv.com
Platz 8: U.S. BancorpU.S. Bancorp entstand 2002 aus der Fusion der U.S. Bank und die Firststar Bank, die fortan unter dem Dach der Holdinggesellschaft U.S. Bancorp agierten. Das Finanzinstitut ist mit über 3000 Filialen in knapp der Hälfte der US-Bundesstaaten vertreten. Zielgruppe des Unternehmens sind Lateinamerikaner. In vielen Regionen hat die Bank Filialen mit zweisprachigem Service. Insgesamt betreut sie über elf Millionen Kunden.Unternehmenswert 2014: 3.204.564.400 Dollar Kursentwicklung (1 Jahr): +19,06 ProzentKGV (2012): 11,2Quelle: www.usbank.com
Platz 7: Wal-Mart Stores Auch wenn der Multi-Supermarkt wegen seiner Arbeitsbedingungen immer wieder in der Kritik steht: Für Investoren wie Buffett scheinen die Aktien des Discounters lohnenswert. Zuletzt war der Konzern in den Schlagzeilen, weil er in den USA 2300 Jobs strich, der größte Stellenabbau seit 2010.Unternehmenswert 2014: 3.893.874.950 Dollar Kursentwicklung (1 Jahr): +7,46 ProzentKGV (2012): 13,5 Quelle: AP
Platz 6: Exxon Mobil ExxonMobil Corporation einer der größten Spieler der Mineralöl-, Erdgas- und Petrochemiebranche. Der Konzern ging aus Standard Oil hervor. Exxon-Mobil produziert 5,3 Millionen Fass Öl am Tag und beschäftigt 76.900 Menschen. Unter den US-Aktien zählt das Unternehmen zu den „Dividendenaristokraten”. Seit zehn Jahren hat der Konzern seine Dividende beständig erhöht. Zuletzt lag sie bei 2,18 Euro pro Aktie. Unternehmenswert 2014: 4.162.319.872 Dollar Kursentwicklung (1 Jahr): +2,6 ProzentKGV (2012): 8,9 Quelle: AP
Platz 5: Procter & Gamble Ein weiterer Aristokrat in Buffetts Portfolio ist Procter & Gamble. Den Konsumgüterhersteller gibt es schon seit 1837. Seinen Kunden dürfte er durch Marken wie „Pampers” oder „Gillette” bekannt sein. Zuletzt hatte der Multi seine Gewinnprognose korrigieren müssen. Grund ist der relativ zu den Währungen der Schwellenländern, in denen P&G stark vertreten ist, starke Dollar. Auf dem Heimatmarkt verspürt der Konzern ebenfalls rauen Wind. Er verliert Marktanteile bei der Herstellung von Wasch- und Reinigungsmitteln.Unternehmenswert 2014: 4.297.884.480 Dollar Kursentwicklung (1 Jahr): -1,1 ProzentKGV (2012): 19,1 Quelle: AP

Risiken im Blick behalten

In allen wichtigen Anlageregionen haben sich die Aktienmärkte zuletzt gut entwickelt. Damit steigt auch die Gefahr, dass es bald zu deutlichen Rückschlägen kommen könnte. Fondsmanager monieren etwa, dass die Gefahr einer Aktienmanie zunimmt. Nach der Kreditblase in China wird diese Befürchtung an zweiter Stelle genannt. Geopolitische Risiken stehen auf den Angst-Liste erst an dritter Stelle.

Anzeichen für zu viel Euphorie im Markt ist zum Beispiel die wieder steigende Zahl an Börsengängen, mit denen Unternehmen ihre Aktien zu sehr ehrgeizigen Bewertungen an der Börse platzieren, und die dennoch reißenden Absatz finden. Die Papiere des Kamera-Herstellers GoPro verdoppelten ihren Wert in nur vier Tagen nach dem Börsengang. Und das bevorstehende Debüt des chinesischen Internetkonzerns Alibaba an der Wall Street schickt sich an, der größte Börsengang aller Zeiten zu werden - mit einer Unternehmensbewertung von mehr als 200 Milliarden Dollar.

Mit Börsenbewertungen, die sich zusehends von der Entwicklung der Unternehmensgewinne abkoppeln, steigen die Rückschlaggefahren. Die Kurse reagieren mitunter auf kleine Wachstumsdämpfer mit starken Kursabschlägen. „Aus unserer Sicht geht das Wachstum einer Volkswirtschaft nicht zwingend einher mit einem Wachstum der Unternehmensgewinne“, ist sich Philipp Vorndran sicher. „Klassischer Fall ist China: Angesichts der Wachstumsdynamik Chinas in den vergangenen Jahren hätten die Kurse in Shanghai durch die Decke gehen müssen. Das war aber nicht der Fall, da der chinesischen Regierung Faktoren wie Arbeitsplatzsicherheit schlussendlich wichtiger sind als Unternehmensrenditen – vom Thema Corporate Governance mal ganz zu schweigen.“

Diese Indizes haben 2013 am meisten zugelegt
ATXDer Australien Traded Index (ATX) bildet die 20 größten börsennotierten Unternehmen Österreichs ab. In den ersten drei Quartalen hat der Leitindex ein Plus von sechs Prozent verbucht. Die dazugehörige Wiener Börse ist 1771 gegründet worden und gehört damit zu den ältesten Handelsplätzen der Welt. Heute beherbergt sie neben dem klassischen Wertpapierhandel auch die Strombörse EXAA sowie die CEGH Gas Exchange. Quelle: dpa
Euro-Stoxx-50Noch mehr zulegen konnte der Euro-Stoxx 50, der die 50 größten börsennotierten Unternehmen der Eurozone beinhaltet. Zehn Prozent legte das europäische Börsenbarometer seit Beginn des Jahres zu. Wenn sich die europäische Wirtschaftslage weiterhin stabilisiert und das Vertrauen der Anleger steigt, ist bis zum Jahresende noch mehr drin. Quelle: dapd
DAXDer deutsche Leitindex DAX belegt im internationalen Vergleich Rang sieben. Im Verlauf der ersten drei Quartale des Jahres konnte der deutsche Aktienindex 13 Prozent zulegen. Für das vierte Quartal sind Analysten ebenfalls optimistisch. Die meisten von ihnen sehen lediglich die Gefahr zwischenzeitlicher Rücksetzer an den Börsen. „Wir gehen davon aus, dass wir die Jahreshöchststände noch nicht gesehen haben“, schreiben etwa die Marktspezialisten der Landesbank Baden-Württemberg. Quelle: dpa
Dow JonesDie lockere Geldpolitik der Fed hat sich für den amerikanischen Aktienindex Dow Jones rentiert. Nachdem klar war, dass die US-Notenbank weiterhin monatlich Immobilienpapiere und Anleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar kaufen wird, ging es für den Index nach oben. Allgemein stieg der Wert des Dow Jones' in den ersten neun Monaten des Jahres um 15 Prozent. Quelle: AP
SMIDer Schweizer Leitindex "Swiss Market Index" (SMI) zieht sogar am amerikanischen Dow Jones vorbei. Der SMI legte bis September um 16 Prozent zu. Grund dafür dürften die starken Kursgewinne von UBS und Credit Suisse sein, die im Index enthalten sind. Quelle: AP
Nikkei 225Die wirtschaftlichen Reformpläne in China haben zu Wochenbeginn für gute Stimmung an den Aktienmärkten in Fernost gesorgt. Die internationalen Märkte wird es freuen, weil der ohnehin schon erfolgreiche japanische Index Nikkei 225 dadurch noch mehr zulegen könnte. Bis September 2013 legte der Index um 40 Prozent zu. Quelle: AP
GSE-All-Share-IndexNoch stärker legte der GSE-All-Share-Index an der Börse in Ghana zu. Im internationalen Vergleich erreicht die Börse in Accra mit einem Plus von 44 Prozent den dritten Rang - vor Europa, Deutschland, den USA und der Schweiz. Der Grund für den starken Zuwachs ist das gute Rohstoffgeschäft der Minengesellschaften, die den Index dominieren. Quelle: dpa

Brummende Märkte als Verkaufsargument

Eine Investition in eine Wachstumsregion ist immer ein starkes Argument für Fondsanbieter und Anlageberater. Wenn Anleger zu einem Wechsel der Anlageregion gedrängt werden, sollten sie aber skeptisch bleiben. Denn meist lohnt sich ein Umschichten zugunsten einer anderen Anlageregion nicht. „Wir sind davon überzeugt, dass wirklich vergleichbare Unternehmen in Bezug auf Qualität und den Sektor rund um die Welt vergleichbar bewertet sind“, sagt etwa Kapitalmarktstratege Vorndran. „Für smarte Investoren spielt es eigentlich keine Rolle mehr, ob es in den USA, der Schweiz oder Japan zu Hause ist. Das wird von sehr vielen Analysen zu den Anlageregionen einfach verdrängt.“

Außerdem sollten sich Anleger laut Vorndran immer daran erinnern, welchen Zweck die Analysen der großen Investmentbanken zu verschiedenen Anlageregionen verfolgen. „Sie sollen zuallererst Geschäft generieren und Transaktionsgebühren auslösen, was auch völlig in Ordnung ist. In vielen großen Kapitalsammelstellen gibt es außerdem auch immer noch historisch gewachsene regional orientierte Strukturen. Ein Asien-Team, ein Europa-Team, ein USA-Team und so weiter – oft verteilt auf Niederlassungen weltweit, etwa in Frankfurt, New York, Tokio und Hongkong. Eigentlich müssten diese Strukturen in einer globalen Welt in reine Branchen- oder pure Stockpicking-Teams umorganisiert werden“, ist Vorndran überzeugt.

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