Aktienhandel Hohe Profite der Kontrolleure

Laut einer Studie erzielen Mitarbeiter der US-Wertpapieraufsicht eine hohe Rendite beim Aktienhandel. Die SEC-Angestellten beherrschen vor allem eine Sache sehr gut. Experten plädieren für Gesetzesänderungen.

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Das Logo der US-Wertpapieraufsicht SEC: Die Mitarbeiter der Kontrollbehörde sind laut einer Studie profitable Aktienhändler. Quelle: Reuters

New York Mitarbeiter der amerikanischen Aufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) haben ein großes Talent beim profitablen Aktienhandel. Laut einer Studie ist das wahrscheinlich das Resultat von Gesetzen, die eigentlich Insiderhandel vermeiden sollten.

In der Studie mit dem Titel „Stock Trades of SEC Employees“ beobachteten zwei Professoren, dass SEC-Mitarbeiter regelmäßig bessere Zeiten zum Verkauf von Aktien auswählten als alle anderen Marktteilnehmer. Eine logische Erklärung ist ein Bundesgesetz, das Ermittler dazu verpflichtet, Titel von Unternehmen, die sie unter die Lupe nehmen wollen, zuvor abzustoßen oder sich alternativ aus dem Fall zurückzuziehen.

„Angesichts der Tatsache, dass die SEC vom Kongress mit der Durchsetzung von Insider-Handelsvorschriften gegen Unternehmensvertreter und andere Marktteilnehmer beauftragt ist, sind unsere Ergebnisse bemerkenswert. Sie deuten auf ungewöhnlich hohe Gewinne bei Geschäften von SEC-Mitarbeitern hin", schrieben Shivaram Rajgopal, Professor für Rechnungswesen und Wirtschaftsprüfung an der Columbia Business School, und Roger White von der School of Accountancy an der Arizona State University.

Ryan White, ein Spezialist für Öffentlichkeitsarbeit bei der SEC, lehnte es auf Nachfrage von der Nachrichtenagentur Bloomberg ab, zu dem Bericht Stellung zu nehmen. Er wies aber auf SEC-Regeln hin, die das SEC-Personal beim Verkauf von Aktien untersuchter Unternehmen beschränken.

Hier sind die Zahlen der Studie: Ein abgesichertes Portfolio, das über 7000 Transaktionen von SEC-Mitarbeitern zwischen Ende 2009 und 2011 abbildet, generierte für alle Wertpapiere einen überdurchschnittlichen risikobereinigten Ertrag von vier Prozent pro Jahr. Werden nur US-Stammaktien berücksichtigt, verdoppelte sich der Ertrag demnach sogar auf 8,5 Prozent. Das ist vergleichbar mit entsprechend höheren Insiderhandelserträgen von etwa sechs Prozent pro Jahr, schrieben die Autoren.

Sie fanden ebenfalls heraus, dass die SEC-Angestellten anscheinend wirklich gut darin sind, Aktien zur richtigen Zeit zu verkaufen, aber nicht so gutes Geschick beim Kauf beweisen. Während Aktienkäufe laut Studie ungefähr so aussehen wie bei typischen Privatanlegern, scheinen ihre Verkäufe „systematisch die Enthüllung schlechter Nachrichten in der Zukunft zu vermeiden“.

Nachdem ein Bericht des Generalinspektors der SEC im Jahr 2009 festgestellt hatte, dass zwei Beschäftigte die Handelsrichtlinien vernachlässigt hatten, führte die Behörde Vorschriften ein, die die Mitarbeiter am Kauf oder Verkauf von Aktien untersuchter Unternehmen hindern. Transaktionen müssen vorab genehmigt werden, und ihre Broker sind verpflichtet, der SEC Informationen auf Transaktionsebene zur Verfügung zu stellen.

„Wir befürchten, dass eine solche Politik darauf hinausläuft, Mitarbeiter dazu zu zwingen, auf Basis nicht-öffentlicher Informationen zu verkaufen, da praktisch alle von der SEC initiierten Ermittlungen vertraulich sind“, schrieben die Autoren der Studie. Ihre Frage ist, warum es Mitarbeitern überhaupt erlaubt ist, einzelne Aktien zu besitzen.

„Wenn man sich den privaten Sektor anschaut, gibt es viele Beispiele für Fälle, in denen Mitarbeitern nicht erlaubt ist, Aktien zu besitzen“, sagte Rajgopal im Interview mit Bloomberg. „In Medienunternehmen darf man das nicht. Wenn Sie in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft tätig sind, dürfen Sie das nicht. Wenn Sie ein Analyst sind, der Unternehmen abdeckt, dürfen Sie das nicht. Deshalb verstehe ich einfach nicht, warum eine Wertpapieraufsicht dazu berechtigt ist."

Die Studie basierte auf den Daten zu Handelsgeschäften von 3500 SEC-Angestellten, die von der SEC unter dem Freedom of Information Act bereitgestellt wurden. Die Autoren merkten an, dass sie keinen Zugriff auf die Daten einzelner Mitarbeiter hatten, sondern eine allgemeine Liste von Transaktionen bekamen, die nicht zeigten, wer das Geschäft tätigte oder wie viele Transaktionen jede Person ausführte.

„Selbst wenn diese Transaktionen vollkommen legal wären oder wenn die geschätzte Summe der Handelsgewinne pro Mitarbeiter als gering angesehen wird (höchstens rund 650 Dollar an anormalen Gewinnen pro Mitarbeiter und Jahr), bereiten sie doch den Weg dafür, der SEC eine mangelnde Integrität vorzuwerfen“, resümierten die Autoren der Studie.

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