Stornogebühren kommen der Börse zupass, denn an stornierten Aufträgen verdient sie sonst nichts. Die Kosten für den Ausbau der Börsensysteme aber treiben die Stornierer in die Höhe. Davon abgesehen aber dürfte die Börse alle fördern, die ihr Umsatz bringen. „Wenn die Regelwerke der Börse nicht fein justiert sind, besteht die Gefahr, dass Handelsteilnehmer zu anderen Handelsplätzen abwandern“, sagt Rainer Riess, Geschäftsführer der Frankfurter Wertpapierbörse.
Das deutsche Gesetz wurde im Vorfeld einer neuen EU-Verordnung zum Marktmissbrauch entworfen. Auch die europäische Finanzmarktrichtlinie Mifid, die Mitte 2014 erwartet wird, wird eine Regulierung des Hochfrequenzhandels enthalten. Aber egal, was die Europäische Union (EU) beschließt: Die Schweiz dürfte Schlupfloch bleiben, denn sie gehört nicht zur EU – und auch London, dessen City von den Händlern lebt, dürfte weiter kräftig mauern.
Jede Millisekunde bringt mehrere Millionen Dollar
Die Branche rüstet derweil weiter auf. Der Kabelverleger Hibernia Atlantic bereitet gerade zwei Schiffe auf eine Atlantikfahrt vor. An Bord sollen sie wertvolle Fracht tragen: gigantische Glasfaserkabel. Drei Monate soll es dauern, bis 4500 Kilometer neue Leitungen im Meer versenkt sind. Das Kabel soll Brean im britischen Somerset mit Halifax in Kanada verbinden.
Von dort laufen Kabel weiter bis an die Wall Street in New York. Superschnell sollen Finanzdaten ab September 2013 durch die neue Leitung schießen. Die Verbindung spart zwischen London und New York rund fünf Millisekunden. Wohl nirgendwo sonst auf der Welt bedeutet so wenig Zeit so viel Geld. Jede Millisekunde weniger kann einem Hochfrequenzhändler mehrere Millionen Dollar Zusatzgewinn bringen.
Die 300 Millionen Dollar Kosten des neuen Projekts will Hibernia Atlantic schnell wieder hereinholen, über bis zu 50 Mal höhere Gebühren. Zahlen sollen diese vor allem Investmentbanken und Hochfrequenzhändler. Die werden sich das locker leisten können.