Mehr als 30 Jahre hat es gedauert, bis der deutsche Aktienindex Dax das erste Mal in seiner Historie grundlegend geändert wird. Angetrieben vom Wirecard-Skandal, hat die Deutsche Börse strengere Regeln erarbeitet – und erweitert den Index um zehn auf 40 Werte. An diesem Freitag gibt sie die Aufsteiger bekannt.
Die meisten sind bereits absehbar und zeigen: Der XXL-Dax wird zwar größer, aber nicht repräsentativer. Mit den Neulingen steigt die Zahl der Dax-Unternehmen aus der Auto- oder Chemieindustrie weiter. Gemessen an der Marktkapitalisierung ist deren Aufnahme natürlich nachvollziehbar. Aber wenn künftig allein drei Unternehmen aus der Siemens-Familie zum Dax gehören, spiegelt das die Vielfalt der deutschen Wirtschaft nicht wider. Gigantismus als einziges Kriterium durchkreuzt die Chancen wachstumsstarker, aufstrebender Firmen.
Klar, die kleine IT-Klitsche aus einem Berliner Hinterhof hat nichts im Vorzeigeindex zu suchen. Für ein deutsches Pendant zum US-Index S&P 500 fehlen hierzulande relevante börsennotierte Unternehmen. Ein Dax 60 aber hätte sicher Potenzial, gestandene Traditionsunternehmen und hoffnungsvolle Newcomer abzubilden. Vielleicht ja bei der nächsten Reform in 30 Jahren.
Mehr zum Thema: Zehn Unternehmen steigen im September in die erste Börsenliga auf. Zugleich soll der Dax nach dem Wirecard-Skandal transparenter, repräsentativer und digitaler werden. Das gelingt leider nur zum Teil.