Generell eignen sich gleitende Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie als Ein- und Ausstiegssignal nur in deutlichen Aufwärts- und Abwärtstrends. In stark schwankenden Märkten erzeugen sie hingegen in der Regel zu viele Fehlsignale, zum Beispiel fällt eine Aktie dann häufig unter ihre 200-Tage-Linie, nur um gleich darauf wieder nach oben zu drehen. Und umgekehrt.
Die Strategie lässt sich, statt auf einzelne Aktien, aber auch auf Indizes wie den Dax anwenden, was die Gefahr von Fehlsignalen deutlich mindert. Anleger können auch – je nach persönlicher Risikoneigung – mehr oder weniger große Puffer einbauen, also zum Beispiel erst kaufen bzw. verkaufen, wenn eine Aktie 10 Prozent von der 200-Tage-Linie entfernt ist.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
3. Dogs of the Dow
Das Gegenteil der Trendfolge sind so genannte antizyklische Investmentstrategien. Eine der ältesten und einfachsten ist Dogs of the Dow. Sie funktioniert, wie alle einfachen Strategien, nur über Regelmäßigkeit, das heißt: Anleger müssen sie ein paar Jahre lang durchziehen. Der Investor kauft dabei einmal im Jahr die fünf oder die zehn Aktien mit der aktuell höchsten Dividendenrendite aus einem Index, ursprünglich dem Dow Jones, wie der Name schon verrät. Es kann jeder beliebige Blue-Chip-Index sein, etwa Dax, S&P 500 oder der EuroStoxx 50. Nebenwerte-Indizes eignen sich nicht für diese Strategie.
Das Kalkül ist nämlich, dass große Blue-Chip-Unternehmen niemals für immer aus der Anlegergunst geraten, sondern immer nur zeitweise. Die Dividende, die bei dieser Strategie eine wichtige Rolle spielt, ist außerdem nur bei Blue Chips halbwegs planbar und stabil. Die Strategie beruht nun auf der Annahme, dass der Aktienkurs großer Bluechips wie Siemens, GE, Apple oder Daimler viel stärker schwankt als deren Dividende. Ist die Rendite also aktuell hoch, so muss der Kaufkurs unter der Prämisse, dass die Dividende ja eine Konstante bilde, günstig sein.
Der US-Investor Michael O'Higgins hat die Strategie bis in die 1920er Jahre zurück getestet und eine erheblich bessere relative Rendite als der Gesamtmarkt festgestellt. Zum Beispiel schlug die Dogs-Strategie in den 20 Jahren von 1992 bis 2011 den S&P 500 Index mit einer jährlichen Rendite von 12,6% gegenüber 10,8 im Index. Allerdings: In den Krisenjahren 2007 bis 2009 versagte die Strategie kläglich. Grund dafür waren sehr hohe Kursverluste bei Aktien mit zuvor hoher Dividendenrendite, etwa den ex-Telekom-Monopolisten.