Aktienmarkt Gemischte Unternehmenszahlen steigern Crashrisiken

Die Quartalszahlen bieten wenig Anlass zur Freude, die Crashrisiken an der Börse nehmen zu. Quelle: imago images

Die Berichtssaison ist im vollen Gange. Neuen Schub für die Börse gibt es insgesamt nicht. Das Risiko von Kursrückgängen steigt.

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Während der Dax vergangene Woche Rekordhöhen deutlich über 14.000 Punkte erklomm, verharrt er diese Woche knapp um diese Marke. Impulse von der laufenden Quartalssaison gibt es bisher insgesamt nicht. Die Unternehmen schneiden sehr unterschiedlich ab, sodass eine klare Richtung fehlt. Der Stahlhändler Klöckner & Co. etwa hat seine Erwartungen für das erste Quartal wegen der anziehenden Nachfrage sogar angehoben. Das Unternehmen rechne auch dank der Kostensenkungen mit einem sehr deutlich über dem Vorjahresquartal liegenden operativen Ergebnis vor wesentlichen Sondereffekten von 110 bis 130 Millionen Euro.

Auch Thyssenkrupp sieht eine anziehende Nachfrage wichtiger Kunden wie der Automobilindustrie und erwartet langsam wieder bessere Ergebnisse in der Stahlsparte. Im ersten Quartal seines Geschäftsjahres 2020/21 schrieb das Unternehmen operativ schwarze Zahlen. Auch wenn der Essener Konzern die Prognose für das Gesamtjahr anhob, ist unter dem Strich weiter ein hoher Verlust zu erwarten – allerdings etwas geringer als zuletzt befürchtet. Details zur Prognose sollen im März veröffentlicht werden.

Onlinehandel bevorzugt 

Wenig verwunderlich ist, dass der Essenslieferdienst Delivery Hero im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz erzielte. Die Erlöse verdoppelten sich fast auf 2,8 Milliarden Euro. „Mit Blick auf das Jahr 2021 bin ich zuversichtlich, dass wir unsere Erfolgsgeschichte fortsetzen“, sagte Niklas Östberg, Chef des Dax-Konzerns. Einen Ausblick will er erst nach dem Abschluss der Übernahme des südkoreanischen Konkurrenten Woowa geben – das sei spätestens Ende April der Fall.

Im Gegensatz zu Delivery Hero sind die MediaMarkt/Saturn-Geschäfte wegen des Lockdowns dicht. Die Mutter Ceconomy warnt nun vor Belastungen bei einer Verlängerung der Pandemie-Beschränkungen im deutschen Heimatmarkt. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 stieg der Umsatz aber noch auf 7,5 Milliarden Euro, nach 6,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Das bereinigte operative Ergebnis legte auf 340 Millionen Euro zu, nach 319 Millionen im Vorjahr. Das Online-Geschäft wuchs zeitweise zu, auf der anderen Seite belasteten die geschlossenen Filialen die Ceconomy-Holding. Im Januar, dem ersten Monat des laufenden zweiten Quartals, lag der Umsatz aber schon um 25 Prozent unter dem Vorjahr.

Besser läuft es da bei präsenzunabhängigen Unternehmen. Der Online-Einrichtungshändler Home24 etwa legte in der Krise zu. Der Umsatz schnellte um 42 Prozent auf 492 Millionen Euro. Das bereinigte operative Ergebnis erreichte 17 Millionen Euro nach einem Minus von 28,2 Millionen im Vorjahr.

Dem Softwareanbieter Mensch und Maschine hat ein margenstarkes Schlussquartal Ertragsrekorde im Gesamtjahr Jahr 2020 beschert. Nach vorläufigen Zahlen lag der Umsatz 2020 mit etwa 244 Millionen Euro zwar noch leicht im Minus, mit 0,8 Prozent. Das Betriebsergebnis jedoch erhöhte sich auf den Rekordwert von rund 41,6 Millionen.

Ähnlich gut lief es bei Teamviewer. Der Fernwartungssoftwarespezialist verbuchte 2020 ein Umsatzplus von 17 Prozent auf knapp 456 Millionen Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis kletterte um 44 Prozent auf rund 261 Millionen Euro. 

Tui tiefrot

Ganz anders bei Tui. Der mit 4,3 Milliarden Euro an Steuergeldern über Wasser gehaltene Reisekonzern machte im ersten Quartal seines Geschäftsjahres 2020/21 nur noch 468 Millionen Euro Umsatz, nach 3,85 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Im Quartal per Ende Dezember fiel ein operativer Verlust von fast 699 Millionen Euro an, nach 147 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Noch tiefer in die roten Zahlen sind die Ölkonzerne gerutscht. Die französische Total etwa weist für 2020 einen Verlust von 7,2 Milliarden Dollar aus.

Warnung vor mehr Pleiten

Auch hierzulande könnte es vor allem bei mittelständischen Firmen in diesem Jahr zu höheren Verlusten kommen als noch 2020. So warnen etwa die baden-württembergischen Sparkassen vor massiven Problemen bei Unternehmen als Folge des Lockdowns. „Wir müssen damit rechnen, dass 2021 aufgrund der Coronakrise mehr Kunden in Zahlungsschwierigkeiten kommen werden“, sagte der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, Peter Schneider, am Dienstag dieser Woche. Die Lage einiger Geschäftskunden werde „von Tag zu Tag dramatischer“. Auch das gerade veröffentlichte gemeinsame Mittelstandsbarometer der Staatsbank KfW und des ifo-Instituts zeigt einen schlechten Jahresstart und zunehmenden Pessimismus bei einem Großteil der mittelständischen Unternehmen.

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