Aktienrückkäufe Bidens Pläne sind ein Irrweg!

Ich weiß, wo es lang geht: US-Präsident Joe Biden will, dass Unternehmen ins eigene Geschäft investieren statt Aktien zurückzukaufen. Quelle: imago images

Der US-Präsident will Aktienrückkäufe höher besteuern – und so Investitionen ankurbeln. Doch der Plan ist unausgegoren und wird so nicht funktionieren. Ein Kommentar.

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In seiner Rede zur Lage der Nation gestern machte US-Präsident Joe Biden eine bemerkenswerte Ankündigung: Er schlug vor, die Steuern auf Aktienrückkäufe zu vervierfachen. Mit dem Schritt wolle er dafür sorgen, dass Unternehmen langfristig ins eigene Geschäft investieren statt Aktionäre zu belohnen. Denn: „Unternehmen sollten das Richtige tun.“

Was das Richtige und was das Falsche ist, darüber will der US-Präsident also offenbar nicht die Unternehmen selbst entscheiden lassen, sondern sie auf den „richtigen“ Weg zwingen. Doch dieser ist ein Irrweg. Wenn Unternehmen sich dazu entscheiden, Geld an die Eigentümer auszuschütten, haben sie offensichtlich dafür im operativen Geschäft keine sinnvolle Verwendung. Apple zum Beispiel erwirtschaftet trotz üppiger Investitionen jedes Jahr riesige Mengen an frei verfügbarem Cash, das der Konzern großteils über Aktienrückkäufe ausschüttet.

Müsste dieses Geld im Unternehmen bleiben, würde das Unternehmen möglicherweise dazu verleitet, unrentable Investitionen oder teure Übernahmen zu tätigen. Schlecht für die Effizienz des Unternehmens und die der Wirtschaft insgesamt. Ausschüttungen an Aktionäre dagegen schaffen die Möglichkeit, dass Geld von dort aus anschließend wieder in die Unternehmen fließt, die Investorenkapital wirklich brauchen.

Klar, auch Aktienrückkäufe sind nicht per se gut. Manche Unternehmen finanzieren solche Ausschüttungen über neue Schulden oder kaufen die eigenen Aktien zu Höchstkursen zurück, um in Krisenzeiten, wenn der Aktienkurs unten ist, wieder via Kapitalerhöhung Geld aufzunehmen. Das ist nicht nachhaltig. Nur: Ein solches Verhalten registriert der Kapitalmarkt genau und bezieht das in die Bewertung einer Aktie ein. Kein Unternehmen tut dem Aktienkurs einen Gefallen, wenn es Aktien mit Geld zurückkauft, das im Unternehmen selbst riesige Renditen verspräche.

Dass Biden dem Kapitalmarkt diese Kontrollfunktion nicht zutraut, ist, gerade für einen amerikanischen Präsidenten, vielsagend. Regelrecht ulkig aber ist das Beispiel für exzessive Ausschüttungen, das Biden in seiner Rede genannt hat: die Öl- und Gasindustrie. Die habe sich in der Energiekrise vergangenes Jahr dumm und dämlich verdient und dann das Geld einfach ausgeschüttet. Pfui. Stattdessen hätte Biden das Geld lieber investiert gesehen, um die – natürlich heimische – Förderung von, genau, Öl und Gas zu erhöhen. Ein paar Sätze vorher hatte er noch die Klimakrise eine „existenzielle Bedrohung“ genannt, die er mit aller Macht bekämpfen werde.

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Ob es da eine gute Idee ist, die Unternehmen des fossilen Energiesektors in den Ausbau der Förderkapazitäten zu zwingen? Man darf es bezweifeln. Nicht nur deswegen sollte Biden seine Pläne noch einmal gründlich überdenken.

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