
Noch gibt es keinen globalen Markt für Erdgas. So sind die Gaspreise in Mitteleuropa weiter an den Ölpreis gekoppelt und liegen doppelt so hoch wie in den USA. Dort notiert Erdgas mit 3,88 Dollar pro Million britischer Thermaleinheiten immer noch auf tiefstem Rezessionsniveau. Neue Fördertechniken haben in den USA für einen Überfluss an Erdgas und randvolle Lager gesorgt. Das Überangebot in den USA und weltweit stark wachsende Kapazitäten, um Gas zu verflüssigen und per Spezialschiff unabhängig von Pipelines zu transportieren, wirken aber hin auf eine Integration der weltweiten Gasmärkte. Die starke Abhängigkeit Westeuropas von russischen Gaslieferungen könnte auf längere Sicht abnehmen. Große Hoffnungen liegen zudem auf der Erschließung großer unkonventioneller Schiefergasvorkommen in Polen und in der Ukraine. Das alles spricht zunächst nicht für ein Engagement beim russischen Gasriesen Gazprom.
Atomkatastrophe verstärkt den Gas-Trend
Allerdings liegt die eigentliche Wachstumsstory der Russen nicht in Europa, sondern in Asien. Die Atomkatastrophe wird den globalen Trend zum Einsatz von Gas in der Stromerzeugung verstärken, besonders in Japan, aber auch in China. Letzteres deckt erst ein Prozent seines Energiebedarfs mit Gas ab. Schätzungen zufolge wird sich der chinesische Erdgasverbrauch bis 2030 nahezu verfünffachen. Erreicht werden soll dies durch eine deutlich höhere Inlandsproduktion, mehr Pipeline-Kapazitäten und verstärkte Flüssiggasimporte. Gemessen an der aktuellen Produktion, reichten Gazproms Reserven noch für 73 Jahre.