
Der brasilianische Ölkonzern ist das größte Unternehmen Lateinamerikas und mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet fast 150 Milliarden Dollar auch der schwerste Börsenwert aus der Region. Entsprechend stark vertreten ist der brasilianische Blue Chip in den Depots internationaler Investoren. Ziehen diese, wie in den vergangenen Wochen, zunehmend Kapital aus den Schwellenländern ab, dann leiden liquide Titel wie Petrobras besonders stark.
Doch nach den starken Kursverlusten – allein seit Anfang August verlor der Aktienkurs rund 40 Prozent – ist nun eine kräftige Gegenbewegung möglich.
Mit Blick auf die günstige fundamentale Bewertung der Aktie und das ausgezeichnete Wachstumsprofil des Ölkonzerns können auch langfristige Investoren Positionen eingehen. Petrobras notiert mit einem Abschlag von gut einem Viertel auf den Buchwert, der für 2011 erwartete Jahresgewinn wird mit dem Faktor sechs bewertet, und die Dividendenrendite erreicht fast sechs Prozent.
Bis 2015 will der mehrheitlich von der brasilianischen Regierung kontrollierte Ölkonzern rund 225 Milliarden Dollar investieren. Davon sind 57 Prozent budgetiert für die Erschließung neuer Felder und den Ausbau der Produktion. Vor allem die Vorkommen in der Tiefsee vor der brasilianischen Küste, die in mehreren Tausend Meter Wassertiefe und unter einer dicken Salzschicht (Pre-Salt) lagern, sollen erschlossen werden.
Unter dem Meeresboden vor Brasilien wurden in den vergangenen Jahren gewaltige Erdölfelder entdeckt. Vermutet werden dort Vorkommen von insgesamt rund 50 Milliarden Fass Erdöl. Aktuell verfügt Petrobras über gesicherte Reserven von zwölf Milliarden Barrel Öläquivalent.
Die Pre-Salt-Produktion ist bereits angelaufen und soll bis 2015 auf 543.000 Barrel pro Tag anziehen. Petrobras verfügt über eine große Expertise bei Tiefseeprojekten. Schon heute entfallen etwa 20 Prozent der Tiefseeförderung weltweit auf die Brasilianer.
Derzeit produziert der Konzern durchschnittlich 2,6 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag. Bis 2015 ist eine Ausweitung der Tagesfördermenge um 50 Prozent auf 3,9 Millionen Barrel geplant.
Die WirtschaftsWoche bewertet die Petrobras-Aktie mit einem Chance-/Risikoverhältnis von 7/6 (von 10).