Auf den ersten Blick sieht es wie ein Rückschlag aus: Roche ist bei Illumina nicht zum Zug gekommen. Die US-Biotechgesellschaft hätte mit ihrem Hauptprodukt – kostengünstige Analysemethoden des menschlichen Erbguts – gut zum Schweizer Pharmakonzern gepasst. Dennoch ist die Börse nach dem Scheitern des Übernahmeversuchs gar erleichtert. Das lässt sich an den kräftig steigenden Roche-Kursen ablesen.
Der Grund: Zum einen hätte Roche mit einem Kaufpreis von 6,7 Milliarden Dollar Illumina bei gut einer Milliarde Dollar Jahresumsatz sehr teuer bezahlt; zum anderen haben sich die Amerikaner massiv gegen den Schweizer Zugriff gesträubt. Es wäre fraglich gewesen, ob sich diese feindliche Übernahme jemals gelohnt hätte.
Roche ist derzeit auch ohne US-Ergänzung in einer starken Position. Nach mehreren schwierigen Jahren zahlt sich die kontinuierliche Forschung aus, in die Roche ein Viertel vom Umsatz steckt. In den vergangenen Monaten erhielten die Schweizer die Zulassung für zwei wichtige Medikamente gegen Hautkrebs. In der Pipeline stecken 79 neue Wirkstoffe und 43 zusätzliche Anwendungsgebiete. Elf Medikamente haben dabei die klinische Phase drei erreicht, die der Markteinführung direkt vorangeht. Dass von den letzten 20 Studien zu Roche-Medikamenten 17 mit positivem Ergebnis ausgingen, ist ein gutes Vorzeichen für die geplanten Markteinführungen. Bis 2016 will Roche mindestens zehn neue Medikamente mit einem Umsatzpotenzial von jeweils über eine Milliarde Franken auf den Markt bringen. Darunter vier neue Mittel gegen Krebs.
Mit ihren Blockbustern Rituxan (sechs Milliarden Franken Jahresumsatz) und Herceptin (5,3 Milliarden Franken) erzielen die Schweizer hohe einstellige Zuwachsraten. Die vorübergehenden Rückschläge bei Avastin (5,3 Milliarden Franken) werden damit mehr als ausgeglichen. Im Gegensatz zu anderen Pharmakonzernen muss Roche derzeit keine Patentabläufe fürchten.
Roche-Aktien gehören zu den aussichtsreichsten Pharmatiteln weltweit. Dass die Papiere günstig bewertet sind und dazu eine ansprechende Dividende abwerfen, macht sie derzeit umso interessanter.