"Wenn alles nichts nützt, ist die letzte Option vermutlich Krieg. Dann können die Politiker noch ein letztes Mal das Volk von ihrer Inkompetenz ablenken." In dieses finstere Politikerbild, das der Schweizer Investor Marc Faber zeichnet, passt der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Totalversagen in Euro-Krisen-Politik, aber immerhin ein Kriegseinsatz in Libyen, der von der Öffentlichkeit als Erfolg gewertet wird. So kam auch aus Frankreich die schärfste Reaktion auf den neuen Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) über das iranische Atomprogramm. Frankreich sei zu „Sanktionen beispiellosen Ausmaßes“ bereit, sagte der französische Außenminister Alain Juppé. Denkbar ist auch, dass Israel im Alleingang iranische Atomanlagen bombardiert. Spannungen im Nahen Osten stützen den Ölpreis, selbst im Umfeld einer deflationär wirkenden Schuldenkrise in Europa und zunehmender globaler Konjunktursorgen. Strategisch aufgewertet durch geopolitische Risiken werden alternative Förderregionen, die hohe Liefersicherheit versprechen. Mit geschätzten 175 Milliarden Barrel verfügt Kanada über die zweitgrößten Erdölvorkommen nach Saudi-Arabien. Die USA beziehen inzwischen gut ein Fünftel ihrer Ölimporte von nördlichen Nachbarn. China investiert in Ölsandprojekte in der kanadischen Provinz Alberta. Dort lagert nämlich ein Großteil des Öls in einem Gemisch aus Sand, Ton und teerartigem Bitumen.
Suncor Energy gehört zu den Pionieren im Ölsandgeschäft und ist einer der wachstumsstärksten integrierten Ölkonzerne der Welt. 2012 will Kanadas größter Energiekonzern 7,5 Milliarden Dollar investieren. Die Ölproduktion soll auf bis zu 580 000 Fass pro Tag zulegen. Bis 2020 wird eine Produktionsausweitung auf eine Million Barrel angestrebt. Die aktuelle Bewertung der Aktie entspricht eher einem Ölpreis von 70 Dollar, sagen kanadische Analysten. Auch gemessen an den Preisen, die chinesische Energiekonzerne in den vergangenen beiden Jahren in kanadische Ölsandprojekte inves- tierten, wird Suncor mit einem deutlichen Abschlag bewertet. Trotzdem: Wegen Panikgefahr an den Finanzmärkten kann die Aktie noch preiswerter werden.
Die WirtschaftsWoche bewertet die Suncor-Energy-Aktie mit einem Chance-/Risikoverhältnis von 6/5.