
Niemand hält Aktien, nur um sie anzusehen. Wer nicht gerade Mehrheitspakete an einem Unternehmen hält, um seinen Einfluss zu sichern, für den sind Aktien schlicht Vermögen. Um ranzukommen, muss der Anteilseigner seine Aktien allerdings verkaufen, damit aus Wertpapieren echtes Bargeld wird.
Das wird sich auch Scott Forstall gedacht haben. Der Top-Manager bei Apple leitet den Bereich für das Apple-Betriebssystem iOS und war bereits mehrfach als möglicher Nachfolger von Steve Jobs gehandelt worden. Auch heute, da Tim Cook auf dem Stuhl von Steve Jobs sitzt, gilt er als einer der wichtigsten Köpfe von Apple – und wird weiterhin neben dem vergleichsweise niedrigen Grundgehalt von 700.000 Dollar mit üppigen Aktienpaketen für seine Arbeit belohnt.





Doch in der Apple-Fangemeinde wurde nun mit Verwunderung registriert, dass sich Forstall am vergangenen Freitag von nahezu all seinen Apple-Aktien getrennt hat. Der Verkauf spülte im stolze 38,7 Millionen US-Dollar auf sein Konto. Schon fragt sich die Apple-Community: Will Forstall das Unternehmen verlassen? Oder glaubt er, dass die Aktie abstürzt?
Gutes Timing
Einiges spricht dafür, dass Forstall bleiben wird. Denn die Aktien sind Teil eines aus 120.000 Wertpapieren bestehenden Aktienpakets, das Scott Forstall schon im Jahr 2008 erhalten hatte. Einen Teil davon hatte er zuvor im März verkauft, um Steuern zu zahlen. Bis auf knapp 3000 Aktien hat er nun alle Anteile aus diesem Paket verkauft, die 3000 Aktien haben allerdings immer noch einen Wert von 1,8 Millionen Dollar.
Sollte Forstall aber dem Unternehmen in den nächsten Jahren erhalten bleiben, wird er in den Jahren 2013 und 2016 weitere 150.000 und im Jahr 2014 100.000 neue Apple-Aktien bekommen. Vor diesem Hintergrund hätte er nur einen Bruchteil seiner ihm insgesamt zustehenden Aktien verkauft.
Betrachtet man den Kursverlauf der Apple-Aktie, ergibt der Deal von Forstall Sinn: Die Apple-Aktie ist allein seit Jahresbeginn von knapp 350 Dollar auf zweitweise mehr als 600 Dollar gestiegen und notiert aktuell bei 585 Dollar. Forstall hat es somit geschafft, das bisherige Jahreshoch für seinen Aktienverkauf ziemlich genau zu erwischen. Seine Aktien verkaufte er stoßweise für Preise zwischen 600 und 605 Dollar. Aus Sicht eines Aktienanlegers kann man zu diesem Timing eigentlich nur gratulieren.
Zu Missgunst anlässlich der fast 40 Millionen Dollar, die der Apple-Manager dabei eingenommen hat, besteht auch kein Grund. Der Software-Bereich, den Forstall leitet, war im vergangenen Jahr für 29 Milliarden von insgesamt 39 Milliarden Dollar Umsatz beim Apple-Konzern verantwortlich. Kein Wunder, dass Apple ihm weitere Aktien in Aussicht stellt und ihn gern als Manager behalten möchte.