Aktionärszahlen Deutsche bleiben Aktienmuffel

Die Zahl der Aktionäre und Aktienfondsbesitzer ist erneut gesunken. Viele Deutsche meiden die Börse, parken ihr Geld lieber auf dem Sparbuch - auch wenn es dort kaum Zinsen gibt. Doch es gibt auch ein positives Zeichen.

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Handelssaal in Frankfurt: Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist wieder leicht gesunken. Quelle: dpa

Trotz der extrem niedrigen Zinsen auf Sparkonten schrecken die Deutschen noch immer vor der Börse zurück: Im Jahr 2016 ist die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds wieder leicht gesunken. Im Jahresdurchschnitt lag sie bei 8,98 Millionen. Das entspricht nur jedem siebten Bürger im Alter über 14 Jahre. Ein Jahr zuvor waren es noch 9,01 Millionen gewesen, der höchste Stand seit 2012. Das geht aus den Aktionärszahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) hervor.

„Viel zu wenig Deutsche nutzen die Chance der Aktienanlage für Vermögensaufbau und Altersvorsorge“, kommentiert das DAI. Die Aktionärsquote beträgt gerade einmal 14 Prozent. Vor allem in den angelsächsischen und skandinavischen Ländern ist sie deutlich höher.

Auch hierzulande hat es um die Jahrtausendwende schon einmal mehr Aktionäre gegeben. Im Jahr 2001 besaßen 12,85 Millionen Deutsche Aktien oder Aktienfonds. Doch die schlechten Erfahrungen, die sie mit dem Platzen der Dot Com-Blase gemacht haben, halten viele Anleger bis heute von weiteren Börseninvestments ab.

Stattdessen sind Sparprodukte, die kaum Rendite abwerfen, beliebt: Insgesamt verfügen die Deutschen über ein Geldvermögen von 5,5 Billionen Euro, wie die Deutsche Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht schreibt. Fast 40 Prozent davon liegen auf gering verzinsten Giro- und Sparkonten. Immerhin haben die privaten Haushalte aber bis zum Ende des dritten Quartals 2016 per Saldo börsennotierte Aktien im Wert von 14,5 Milliarden Euro gekauft.


Mehr jüngere Anleger investieren in Aktien

Das sei ein „gutes Zeichen für die Aktienkultur“, meint das DAI, auch wenn tendenziell eher diejenigen in Aktien investiert haben, die bereits Aktionäre sind und Erfahrungen mit der Anlageklasse haben. Positiv hebt Christine Bortenlänger, geschäftsführender Vorstand des DAI, zudem hervor, dass „erneut mehr jüngere Anleger in Aktien und Aktienfonds investieren und die Chancen der Aktienanlage nutzen“.

Bereits im zweiten Jahr in Folge gibt es demnach bei der Zahl der Aktienbesitzer unter 40 Jahren eine Zunahme – dieses Mal um 87 000 Anleger. Die zahlenmäßig stärkste Gruppe unter den Aktienbesitzern bleiben aber nach wie vor die über 60-Jährigen.

Bortenlänger mahnt daher, dass die Schwächen der staatlichen Rente nur mit Aktien und Aktienfonds zu lösen sei. Sie verweist dabei auf eine DAI-Berechnung: Wer in der Vergangenheit 30 Jahre lang monatlich einen Sparbetrag von 50 Euro in Aktien investiert hat, konnte damit im Durchschnitt eine Zusatzrente von 870 Euro im Monat erzielen, die 20 Jahre lang gezahlt wird.

Das entspricht einer Rendite auf das eingesetzte Geld von 9,6 Prozent pro Jahr. Selbst im Falle einer ungünstigeren Entwicklung der Aktienmärkte und einer Rendite von 6,2 Prozent waren es immer noch 360 Euro. Bei einer Anlage in Festverzinsliche Wertpapiere wären es angesichts des aktuellen Zinsniveaus von höchstens zwei Prozent dagegen maximal 125 Euro.

Mit Rückschlägen an der Börse müssen Aktionäre dennoch leben. Das DAI betont jedoch, dass das größte Risiko in einer kurzfristigen Anlage liege. Für die Altersvorsorge seien Aktien aber geeignet. „Wenn regelmäßig und langfristig Sparbeiträge in Aktien investiert werden, sind sehr gute Anlageerfolge der Regelfall“, heißt es in der Studie. Zugleich empfehlen die Börsenprofis, nicht ausschließlich auf Aktien und Aktienfonds zu setzen. Eine sinnvolle Anlagestrategie umfasse eine Mischung aus Aktien und anderen Bausteinen.

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