Aktivistische Investoren Hedgefonds lieben die Frauenquote

Aggressive Aktionäre wollen höhere Gewinne erzielen und fordern von Managern offensiv niedrigere Kosten und höhere Ausschüttungen. Warum sie besonders gern Unternehmen mit weiblichen CEOs attackieren.

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Investor Carl Icahn ist berüchtigt dafür, sich bei Unternehmen einzukaufen und dann Ausschüttungen oder eine Zerschlagung zu fordern. Quelle: REUTERS

Aktivistische Investoren kaufen Aktien nicht einfach und lassen sie liegen, sondern sie werden aktiv: Sie fordern, Kosten zu senken, Sparten abzuspalten – und auch mal den Abgang des einen oder anderen Vorstands. Viele sind erfolgreich. Für Anleger kann es sich auszahlen, sich an ihre Deals dranzuhängen. Geprägt wurde das Business von toughen Typen wie Investor Carl Icahn, der dem Techkonzern Apple eine erste Dividende abtrotzte. Oder Dan Loeb, aktuell unterwegs beim Nahrungsmittelmulti Nestlé, den er zwingen will, seine Beteiligung am Kosmetikhersteller L’Oréal zu verkaufen. Oder Paul Singer vom US-Hedgefonds Elliott, der mit notleidenden Anleihen von Staaten seine ersten Milliarden machte, jetzt aber vor allem an der Börse aktiv ist, mit 33 Milliarden Dollar Kapital im Rücken. Weltweit laufen aktuell rund 600 solcher Kampagnen.

Eine neue US-Studie hat nun herausgefunden, dass die aktivistischen Fonds bevorzugt Unternehmen angreifen, die von Frauen geführt werden.  Für Deutschland lässt sich das nicht herausfinden – hier gibt es so gut wie keine weiblichen CEOs. Wohl aber für die USA, sagen die US-Ökonomen Bill Francis, Victor Shen und Qiang Wu . Sie haben alle Attacken der Jahre 2003 bis 2014  untersucht. Ergebnis: Das Risiko, zum  Ziel von Aktivisten zu werden, liegt in den USA bei Unternehmen mit einem männlichen CEO  bei 3,7 Prozent pro Jahr. Wird das Unternehmen von einer Frau geführt, liegt die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs 54 Prozent höher, nämlich bei 5,7 Prozent.

Mit der Suche nach einer überzeugenden  Erklärung des Phänomens taten  sich die Forscher schwerer. Am Ende kam raus: Frauen kommunizieren besser hinter verschlossenen Türen mit den Angreifern und vermeiden so für beide Seiten teure Medienkampagnen und nervende Gerichtsverfahren. Die Aktivisten erreichen ihre Ziele schneller und schaffen so Wert für das Unternehmen, schreiben die Forscher.

Den weiblichen CEOs bringt ihr Kooperationswille am Ende aber wenig: das Risiko, dass sie dennoch ersetzt werden, nimmt zu - selbst wenn das Unternehmen schnell effizienter wird.

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