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Allianz-Chef Diekmann "Pläne für alle Euro-Szenarien"

Allianz-Chef Michael Diekmann sagt, warum der Versicherer ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone für unwahrscheinlich hält, aber trotzdem so anlegen muss, als ob es dazu käme.

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Jurist, studierter Philosoph der Universität Göttingen, Kanufahrer, Autor: Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann, 57, hat viele Talente. Quelle: AP

Herr Diekmann, die Allianz ist mit rund 450 Milliarden Euro angelegtem Kapital einer der größten Investoren weltweit. Bereiten Sie sich auf ein unkontrolliertes Auseinanderbrechen der Euro-Zone vor?

Diekmann: Es wird beim Euro bleiben, und wir gehen nicht von einem Auseinanderbrechen der Euro-Zone aus. Unsere Verantwortung unseren Kunden gegenüber verpflichtet uns aber dazu, alle Eventualitäten vorzubereiten. Denn wir dürfen uns nicht vorwerfen lassen: „Menschenskinder, selbst wenn ihr dem Ganzen nur eine geringe Wahrscheinlichkeit gebt, konntet ihr doch nicht da sitzen und hoffen, es treffe nicht ein.“ Also arbeiten wir daran, für alle möglichen Szenarien Pläne in der Schublade zu haben, wir sind schließlich eine Versicherung.

Wie kann man sich – theoretisch – auf ein Auseinanderbrechen vorbereiten?

Lassen Sie mich ein konkretes Beispiel nennen: Wir versuchen derzeit, das Geld der Kunden vornehmlich in demjenigen Land anzulegen, aus dem der Kunde kommt. Wir konzentrieren griechische Bonds in Griechenland, französische in Frankreich, italienische in Italien. Kapitalanlagen und künftige Verpflichtungen sollen regional übereinstimmen.

So vermeiden Sie vor allem, dass sich der Wechselkurs zu Ihren Ungunsten ändert, wenn Euro-Staaten zu nationalen Währungen zurückkehren.

Ja. Aber ein großer Vorteil des Euro ginge damit verloren. Länderübergreifend konnten wir Kapitalanlagen, Verpflichtungen gegenüber Versicherten und auch viele Aufgaben der Holding viel rationaler und effizienter gestalten, auch unter steuerlichen Gesichtspunkten. Wenn man das ganze System wieder national ausrichtet, gehen viele Effizienzgewinne verloren. Ich gehe fest davon aus, dass das wirklich nur ein Notfallplan bleibt und dass sich wieder alles normalisiert.

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Im Grunde nehmen Sie als Investor aber doch die Rückkehr zu nationalen Währungen bereits vorweg.

Das kann man so als Szenario bezeichnen, das der Verunsicherung unserer Aktionäre geschuldet ist. Wir sagen mit guten Gründen, wir können uns nicht vorstellen, dass Italien pleitegeht. Dann ist es total unsinnig, italienische Anleihen nur in Italien zu halten. Wegen ihrer höheren Rendite haben wir einen Anreiz, sie auch für deutsche Versicherte zu kaufen. Das ist aber schwer zu vermitteln, denn unsere Investoren müssen vom Worst-Case-Szenario ausgehen: Unabhängig von Wahrscheinlichkeiten rechnen die in ihren Modellen immer mit dem, was schlimmstenfalls passieren kann.

Das kann Sie kaum zufriedenstellen.

Wir werden gezwungen, gegen unsere ökonomische Überzeugung Dinge zu machen, die wenig sinnvoll sind. Deswegen ist es für uns so wichtig, dass wir bei Fragen wie der künftigen freiwilligen Beteiligung von Investoren Klarheit bekommen. Wir müssen wieder das Risiko bewerten können, das wir in der Kapitalanlage eingehen. Wir wollen anlegen, ohne immer nur von Worst-Case-Szenarien auszugehen. Es wäre gut, wenn wir wieder ein normalisiertes Verhalten kriegen, weg von Panik und Kurzschlussreaktionen.

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