Allianz Global Investors Warum Anleger um ihre Dividende fürchten müssen

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Kaum zum Wohle der Anleger

Der Marktführer ISS arbeitet für 1.700 Anleger weltweit und analysiert 39.000 Unternehmen. Hierzulande bekam etwa die Lufthansa die Macht der Berater zu spüren, als ISS empfahl, Ex-Chef Wolfgang Mayrhuber nicht in den Aufsichtsrat der Lufthansa zu wählen. Der hätte um ein Haar nicht mehr kandidiert und bekam dann letztlich nur gut 63 Prozent der Stimmen.

Da die Abstimmungsbeauftragten der AGI den Vorschlägen von ISS fast immer folgen, stellt sich die Frage, ob die AGI die Stimmrechte selbst noch aktiv wahrnimmt – oder ob nicht vielmehr ISS Herr über die Stimmen geworden ist.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

In den wenigen Fällen, in denen die AGI-Manager gegen ISS und ihr eigenes weltweites Regelwerk handelten, dürfte das Motiv kaum immer das Wohl der Anleger gewesen sein: So wählten die AGI-Fonds Allianz-Chef Michael Diekmann in den Aufsichtsrat von Linde, obwohl Diekmann damit auf sieben Mandate kommt. Vier davon sind allerdings Posten innerhalb des Allianz-Konzerns. Die aktuellen AGI-Standards gestehen Vorstandschefs nur drei Sitze zu – die Herren hätten sonst zu wenig Zeit, sich zu kümmern. Deshalb hatte auch ISS der AGI empfohlen, Diekmann nicht zu wählen. Union Investment etwa hatte wegen zu vieler Mandate gegen Diekmann gestimmt. Die AGI nennt Zweifel am Abstimmungsverhalten bei Linde „unbegründet und völlig haltlos“.

Nachgebessert

Die AGI ist gerade dabei, ihre Struktur umzubauen. Vormals selbstständige europäische Gesellschaften wie die in Frankreich wurden in den vergangenen Wochen mit der AGI Europe GmbH, zu der auch die Frankfurter AGI-Einheit gehört, verschmolzen. An den Verschmelzungstagen gab die AGI dann Stimmrechtsmeldungen für Hugo Boss und Infineon ab. Den Europäern ist gemeinsames Abstimmen jetzt also erlaubt.

In den USA und Asien hat die AGI aber immer noch Töchter, die sich an den globalen Abstimmungsregeln ausrichten, sich die aber nicht vorschreiben lassen und nicht gemeinsam abstimmen dürfen. Eigentlich.

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