Das Investment in Geigen sehe er als Experiment. „Wir haben unter ein Prozent unseres Vermögens investiert und werden erst abwarten, wie es sich entwickelt.“ Nach drei Jahren will er Bilanz ziehen und gegebenenfalls aufstocken. Bis dahin leiht er seine Geigen an talentierte Musiker aus. Den Verleih organisiert sein Händler, Kosten fallen dafür nicht an.
Ein Vorteil von Geigen sind die geringen Unterhaltskosten. Die Versicherung der klingenden Schätze schlägt pro Jahr mit 0,3 bis 0,75 Prozent des Marktwerts zu Buche, eine Inspektion alle sechs Monate kostet etwa weitere 200 Euro pro Jahr. Das Renditeversprechen von fünf bis acht Prozent hielten die Geigen auch nach Abzug aller Kosten, also auch der Provision für sein Unternehmen, versichert Reister von Violin Assets.
Für Privatanleger eignen sich Geigen als Geldanlage dennoch nur bedingt. 25 000 Euro seien die Untergrenze für eine Geige mit Wertsteigerungspotenzial. „Dafür bekommt der Anleger eine Geige eines zeitgenössischen Geigenbauers, die klanglich und handwerklich absolut Weltklasse ist.“ Geigen von alten italienischen Meistern kosten sechs- bis siebenstellige Summen.
Mercedes SL beflügelt
Anleger, die sich vom hohen Preis nicht abschrecken lassen, müssen neben viel Geld auch Geduld mitbringen. Violin Assets empfiehlt einen Anlagehorizont von zehn Jahren. Allein der Verkauf eines Instruments nimmt viel Zeit in Anspruch, weil der Markt klein und nicht besonders liquide ist. Zwei Jahre müssten Anleger im Durchschnitt warten, bis ihre Geige einen neuen Besitzer findet, heißt es in einem Verkaufsprospekt des Unternehmens.
Weiterer Minuspunkt bei Geigen ist die fehlende Transparenz. Die Fuchs-Taxe bildet lediglich die Preise klassischer Geigen ab. Wer eine moderne Geige besitzt, die darin nicht gelistet ist, kann nur schwer einen aktuellen Wert ermitteln.
Oldtimer und ihre Bewertung
Bei der Oldtimerbewertung wird der Wert des Fahrzeugs ermittelt werden, der auch als Grundlage für die Versicherungseinstufung benötigt wird. Sie ist auch Voraussetzung, um ein gültiges Kennzeichen zu erhalten. Für den Kauf und Verkauf historischer Fahrzeuge bietet das Untersuchungsergebnis neben der aktuellen Ankaufsuntersuchung die gebräuchlichste und aussagekräftigste Grundlage.
Während bei einer “normalen” Gebrauchtwagenbewertung in erster Linie Baujahr und Laufleistung von Bedeutung sind, ist bei Oldtimern das entscheidende Kriterium der Pflege- und Erhaltungszustand des Fahrzeugs. Die Fahrzeugbewertung erfolgt in Form von Noten von 1 bis 5, die zuletzt 2007 von Classic Data überarbeitet wurden.
Makelloser Zustand. Keinerlei Mängel an Technik, Optik und Historie. Ein (dokumentiert!) originales Fahrzeug der absoluten Spitzenklasse. Oder ein komplett und perfekt restauriertes Spitzenfahrzeug im Zustand wie neu (oder besser). Sehr selten!
Die Anmerkung "oder besser" ist ein Hinweis auf die Möglichkeiten modernster Restaurierungsmethoden. Duch die heutigen technischen Möglichkeiten (Schweißarbeiten, computergestützte Messtechniken) sowie den veränderten Materialien (Lack, Oberflächenveredelung) und einen umfangreichen Korrosionsschutz kann ein komplett restauriertes Fahrzeug den Zustand der Erstauslieferung übertreffen. Für Originalitätsliebhaber ist dies aber nicht erstrebenswert.
Entweder seltener, unrestaurierter Original-Zustand oder fachgerecht restauriert. Technisch und optisch mängelfrei, aber mit leichten (!) Gebrauchsspuren. Keine fehlenden oder zusätzlich montierten Teile. Ausnahme: Wenn es die StVZO verlangt.
Leider kommt es gerade bei der Note 2, immer wieder zu Missverständnissen, weil viele Anbieter - teils aus Berechnung und teils aus Unwissenheit - ihrem Wagen eine viel zu gute Note geben, die vermeintlich der Schulnote "gut" entsprechen soll. Klar ist unter Experten aber, dass der "Zustand 2" ein nahezu optimal erhaltenes Fahrzeug charakterisiert.
Gebrauchter Zustand. Normale Spuren der Jahre. Kleinere Mängel, aber voll fahrbereit und verkehrssicher. Keine Durchrostungen. Kein Reparaturstau und keine sofortigen Arbeiten notwendig. Nicht schön, aber gebrauchsfähig.
Verbrauchter Zustand, eventuell teilrestauriert. Nur bedingt fahrbereit. Sofortige Arbeiten notwendig zur erfolgreichen Abnahme gem. § 29 StVZO. Leichtere bis mittlere Durchrostungen. Fahrzeug komplett in den Baugruppen aber nicht zwingend unbeschädigt. Einige kleinere Teile können aber fehlen oder defekt sein. Aber: immer noch relativ leicht zu reparieren (bzw. restaurieren).
Nicht fahrbereit Schlecht restauriert bzw. teil- oder komplett zerlegt. Größere Investitionen nötig, da umfangreiche Arbeiten in allen Baugruppen erforderlich, aber grundsätzlich noch restaurierbar. Fehlende Teile, d.h. das Fahrzeug ist nicht zwingend komplett.
Wie auch bei Schulnoten sind "+" und "-" gestattet und üblich. Alle Noten müssen durch Sachverständigen-Gutachten belegt sein, und diese sollten möglichst aktuell sein. Im Zweifelsfall lieber ein neues Gutachten beauftragen bei den bekannten Prüf-Organisationen wie TÜV, Dekra, oder Classic Data.
Die Frage, ob ein Fahrzeug durch einen schweren Defekt (nicht fahrbereit) gleich um mehrere Noten fallen kann, ist umstritten. Im Zweifelsfall ist es besser, die notwendigen Reparaturkosten zu ermitteln, um sie dann vom Kaufpreis abzuziehen. Zugrunde gelegt wird dann der Marktwert ohne den wertmindernden Schaden.
Auf den Wert eines Fahrzeuges hat auch die Art der Restauration einen entscheidenden Einfluß. Je originalgetreuer, desto höher die Chance einer Wertsteigerung. Umfangreiche Recherchen stehen am Anfang, um eine
fachgerechte Wiederherstellung zu garantieren. Eine saubere Dokumentation macht die Arbeiten transparent, die richtige Philosophie (ob in “Concours-Qualität, Wiederherstellung der technischen Funktion oder Modifikationen, um die Sicherheit etwa bei historischen Rennen zu verbessern) beeinflusst die Wertsteigerung.
Entscheidend für die Originalität ist das richtige Fahrgestell. Matching Numbers (gleiche Nummern bei Motor und Chassis) sind bei Rennfahrzeugen weniger wichtig für den Wert als bei Strassen- und Sportwagen, weil bei Rennen und Grand Prix Veranstaltungen der Verschleiß höher war und während einer Saison auch leistungsgesteigerte Aggregate eingesetzt wurden. Wichtig: Dokumentierte Historie und Wartungsunterlagen des Fahrzeugs müssen langjährig und glaubhaft belegt sein.
Der Wert jedes Fahrzeuges wird durch seine Einzigartigkeit und Geschichte jedes einzelnen Automobils geprägt. Das gilt insbesondere für historische Rennwagen, bei denen Teilnahme, Erfolg an bedeutenden Rennen und bekannte Fahrer zählen, die sie bei solchen Veranstaltungen gesteuert haben. Entscheidend bei Vorbesitzern oder prominenten Fahrern für die Wertentwicklung ist die Beziehung zum Fahrzeug im Kontext mit der Geschichte von Markt, Marke und Fahrzeug.
Mehr Überblick haben Investoren, die eher rustikale Töne bevorzugen und Oldtimer kaufen. Rund 450 000 Fahrzeuge, die über 30 Jahre alt waren, gab es im vergangenen Jahr in Deutschland. Der Handel ist entsprechend rege und für fast jedes Modell lassen sich zumindest Angebotspreise mühelos recherchieren. Das Portal Classic Analytics von Frank Wilke bietet seinen Kunden annähernd echte Marktpreise für ihre Autos. Die berechnet Wilke anhand von Auktionen, persönlichen Händler-Kontakten und Angeboten in Fachzeitschriften.
Die Größe des Marktes sorgt außerdem dafür, dass Oldtimer in der Regel schneller verkauft werden können als etwa Violinen. Oldtimer können und wollen sich viele Menschen leisten. Allerdings müssen Anleger unterscheiden zwischen Hobby und Geldanlage.
Als Geldanlage seien Oldtimer erst ab Preisen über 100 000 Euro interessant, sagt Wilke. Grund sind unter anderem die hohen laufenden Kosten: Über 5000 Euro steckten Oldtimerbesitzer 2013 im Durchschnitt in ihr Auto. Das geht aus einer Studie der Kölner Beratungsgesellschaft BBE Automotive hervor.
Den Wagen nur stehen zu lassen und sich so die Versicherung und Spritkosten zu sparen, ist keine Option. „Autos sind Maschinen, die benutzt werden müssen. Das Fahren tut den Oldtimern gut“, so Wilke.
In jedem Fall sollten Interessenten vor einem Kauf einen Gutachter hinzuziehen, um sich vor versteckten Mängeln oder einem überzogenen Preis zu schützen. Die Preise für detaillierte Gutachten beginnen bei 350 Euro. All diese Kosten relativieren die gute Wertentwicklung der Oldtimer-Indizes, denn sie fließen dort nicht ein. Im Index der Südwestbank findet sich etwa ein Mercedes W111 der Baujahre 1961 bis 1971.