Alternative Geldanlage Immer mehr Anleger setzen auf Rendite aus dem Kampf gegen die Armut

Können Geldanleger die Welt verbessern? Die Verfechter des „Impact Investing“ sagen: ja. Die Zahl der Investoren steigt, auch unter Privatpersonen. Das größte Problem für die Idee ist paradoxerweise der eigene Erfolg.

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Der Kibera-Slum ist eines der größten Armenviertel Afrikas und einer der am dichtesten besiedelten Orte der Welt. Im Meer der Wellblechhütten arbeiten Tausende, auch dank Mikrokrediten für Existenzgründungen und Kleinhandel. Quelle: Hartmut Schwarzbach / argus

Frankfurt Es gehört zu den ganz großen Wachstumsthemen weltweit: Impact Investing. Dahinter verbirgt sich die Strategie, mit der Geldanlage in Entwicklungs- und Schwellenländern einen sozialen und ökologischen Nutzen zu stiften.

Anleger erhalten zwar auch beim Impact Investing eine gewisse Verzinsung, sind aber bereit, auf einige Prozentpunkte an Rendite zu verzichten. Es geht also um eine Art Zwitter aus konservativer Geldanlage und einer schlagkräftigen Finanzhilfe dort, wo sie gebraucht wird.

Weltweit sind bereits gut 110 Milliarden Dollar im „Impact Investing“ angelegt, überwiegend von institutionellen Adressen, aber auch von vermögenden Privatpersonen. Die Anlageklasse wachse aktuell am schnellsten, sagte Patrick Scheurle, Vorstandschef der Schweizer Anlagegesellschaft Blue Orchard Finance am Dienstag in Frankfurt. Hauptziel ist die Bekämpfung von Armut Klimawandel – also den Faktoren, die neben anderen weltweite Flüchtlingsströme auslösen können.

Investoren, die gezielt nach Impact Investments suchen, kommen laut Blue Orchard vorwiegend aus der Schweiz, den Niederlanden und aus Frankreich. Aber auch in Deutschland wachse die Aufmerksamkeit für das Thema, etwa bei kirchlichen Stiftungen.

Die längste Datenreihe im Bereich Impact Investing gibt es bei der Vergabe von Mikrokrediten, kleinen Finanzdarlehen für Kleinstbetriebe etwa in Asien und Afrika. Den institutionellen Geldgebern winke hier bei überschaubarem Risiko eine Rendite auf Dollarbasis von 4,3 Prozent jährlich, heißt es.

Den sozialen Nutzen ermittelt Blue Orchard über die eigene Software „Spirit“, die beispielsweise auswertet, ob Beschäftigte angemessen behandelt werden. 60 Prozent der Kredite werden an Frauen vergeben. Im Mittel beträgt die Darlehnshöhe 1.174 Dollar. Die Ausfallrisiken seien gering, 99 Prozent der Kredite würden komplett zurückgezahlt.

Das größte Problem für die Impact-Investing-Idee ist paradoxerweise der eigene Erfolg, der immer neue Gesellschaften auf den Plan ruft. Es bestehe die Gefahr, dass neue Anbieter einsteigen, denen die notwendige Erfahrung fehlt, mahnt Scheurle. Deshalb sollten potenzielle Investoren darauf achten, dass der jeweilige Spieler eine langjährige Erfolgsbilanz vorweisen kann und in den jeweiligen Ländern auch vor Ort präsent ist.

Die Non-Profit-Organisation „Global Impact Investing Network (Giin)“ hat in diesem Jahr einen Fahrplan erarbeitet, um die Branche professioneller zu entwickeln und allgemein anerkannte Standards zu setzen – auch um einen Wildwuchs und den Zutritt schwarzer Schafe zu verhindern.

Der Markt für Investments mit sozialer Wirkung müsse sich schneller entwickeln als bisher, sagte Amit Bouri, CEO und Mitgründer des Giin-Netzwerks. Gleichzeitig müsse das angebotene Produktspektrum – auch für Kleinanleger – breiter werden.

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