
„Wir haben noch Luft nach oben, aber eine richtige Rally dürfte uns nicht erwarten - dafür ist die Unsicherheit derzeit einfach zu groß“, erwartet Postbank-Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein. Er rechnet mit 6250 Punkten beim Dax zum Jahresende. Das wäre zum jetzigen Stand von gut 5900 Punkten immerhin noch ein Plus von fünf Prozent. Bei einer Reuters-Umfrage Ende September gingen die befragten Analysten im Schnitt noch von einem Dax-Stand zum Jahresende von rund 6000 Punkten aus.
Voraussetzung für eine Mini-Rally ist nach Aussage von Sonnenschein allerdings, dass mit neuen Regierungen in Italien und Griechenland etwas Ruhe an den Finanzmärkten einkehrt. Vor allem die politische Unsicherheit in den klammen südeuropäischen Euro-Ländern hat den Anlegern zuletzt Kopfschmerzen bereitet und die Aktienmärkte schwer durchgeschüttelt. Auch die Analysten der Commerzbank rechnen bis zum Ende des Jahres noch mit einer leichten Aufwärtstendenz. „Wir glauben schon, dass der Dax bis zum Jahresende 6200 Punkte erreichen wird“, sagt Aktienstratege Markus Wallner von der Commerzbank.
Mit Schwankungen müssten die Anleger aber leben. Die Commerzbank-Analysten führen als unterstützende Faktoren unter anderem die niedrige Bewertung und die robuste US-Konjunktur an. Belastend wirke die Euro-Schuldenkrise und der sich abzeichnende Stillstand der US-Politik. Optimistisch ist Stephan de Schutter von Alpha Trading, der noch ein Plus von rund 1000 Punkten für möglich hält. Sollte die Situation in Italien etwas in den Hintergrund treten, könnte die Marke von 6900 Punkten beim Dax noch zu erreichen sein. „Es könnte noch deutlich nach oben gehen, einfach weil es keine anderen Anlagemöglichkeiten als Aktien gibt.“ Würde er Recht behalten, kämen die Anleger in diesem nervenzehrenden Jahr noch einmal mit einem blauen Auge davon: Das Jahr 2010 hatte der Dax bei einem Stand von 6914 Punkten beendet.