Analystenstudie Brexit gefährdet vor allem Bankanleihen

Stimmen die Briten am 23. Juni für den Austritt aus der Europäischen Union, wird dies den Anleihemarkt aller Voraussicht nach kräftig durcheinanderwirbeln. Besonders spannend wird es am Tag nach dem Votum.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Besonders betroffen wären vom Brexit Anleihen von britischen Banken und von internationalen Instituten, die vor allem in Großbritannien tätig sind. Quelle: Reuters

Frankfurt Ein Brexit könnte nach Einschätzung von Analysten der DZ Bank zu starken Verwerfungen bei europäischen Bankanleihen führen. Sollte die Briten am 23. Juni für einen Ausstieg aus der Europäischen Union (EU) stimmen, könnten die Risikoaufschläge für Anleihen von Kreditinstituten aus bestimmten Ländern auf das Niveau der Finanzkrise steien oder darüber hinaus schießen, schrieb DZ-Bank-Experte Oliver Piquardt in einer Kurzstudie am Freitag.

Besonders betroffen seien dann Anleihen von britischen Banken und von Instituten aus Ländern wie Irland, die in Großbritannien in größerem Umfang tätig sind.

In einer ersten Reaktion dürften Anleger Risiken in ihren Portfolien abbauen, was insbesondere bei Banken mit schwächerer Bonität zu starken Ausweitungen bei den Risikoaufschlägen (credit spreads) führen werde, betonte Piquardt. „Davon dürften insbesondere die Anleihen von Banken aus Portugal, Spanien und Italien betroffen sein.“

Vergleichsweise stabil dürften sich die Spreads bei Bankanleihen entwickeln, die als besser abgeschirmt von den Risiken wahrgenommen würden. Darunter fielen etwa Bonds von australischen, kanadischen, amerikanischen, skandinavischen oder Schweizer Geldhäusern.

Piquardt betonte, dass bei einem Brexit am Tag nach dem Votum, also am 24. Juni, mit deutlichen Ausweitungen der Risikoaufschläge zu rechnen sei. Auch wenn die Reaktionen zunächst gemäßigt ausfielen, sei das Risiko noch nicht gebannt und es könne auch in den folgenden Tagen und Wochen noch zu Turbulenzen kommen. „Sehr viel wird davon abhängen, wie sich die Situation in Europa in der Folge weiterentwickeln wird und wie schnell hier klare Positionen bezogen werden.“

Als Credit Spreads werden im Fachjargon Risikoprämien für Wertpapiere bezeichnet, die im Vergleich zu einer risikolosen Anleihe mit gleicher Laufzeit gezahlt werden. Den Aufschlag muss der Emittent dem Käufer als eine Art Versicherung zahlen, um das Risiko einer möglichen Zahlungsunfähigkeit abzudecken. Während der Finanzkrise 2008 haben sich die Credit Spreads von Banken vervielfacht. Besonders stark stiegen die Risikoprämien von irischen, portugiesischen und spanischen Instituten.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%