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Anlagealternativen Deutsche Großanleger flüchten sich in Schwellenländer

Die Anreize für deutsche Investoren, in Schwellenländer zu investieren sind groß und zahlreich. Nicht zu Unrecht erwarten Fachleute dort in den nächsten Jahren neue Investitionen in Höhe von 73 Milliarden Euro.

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Ein Landwirt mit seiner Ware: Viele Anleger suchen in Schwellenländern nach Investitionsalternativen. Quelle: Reuters

Frankfurt Die deutschen institutionellen Investoren dürften in den kommenden drei Jahren massiv in den Schwellenländern investieren. „Wir rechnen mit mindestens 73 Milliarden Euro, halten diese Schätzung aber für konservativ“, sagt André Härtel von der Analysefirma Feri Eurorating. Die Prognose basiert auf einer Umfrage unter institutionellen Anlegern und Finanzprofis mit einem Kapital von rund 400 Milliarden Euro, durchgeführt von Juli bis August.

Danach haben die Profis bisher zwei Prozent ihres Vermögens in Emerging-Markets-Aktien und 3,9 Prozent in Schwellenländer-Anleihen investiert. Das sind Anlagen in Einzeltitel oder auf die Region ausgelegte Fonds. Auf etwas geringere Quoten kommen die Ratingagentur Telos und die Beratungsfirma Homburg & Partner in einer ähnlich angelegten Umfrage. Beide Auswertungen liegen dem Handelsblatt vor.

„Der Anteil kann in drei Jahren auf zehn Prozent steigen“, sagt Härtel. Kaufbereitschaft ist da. Laut Feri wollen 36 Prozent der Befragten während der kommenden Jahre ihre Aktienquote in Emerging Markets erhöhen, 60 Prozent ihre Bondbestände. „Im nächsten Jahr planen alle institutionellen Gruppen Käufe, von Banken über Versicherungen bis zu Pensionskassen“, sagt Telos-Geschäftsführer Frank Wehlmann.

Die Großanleger verwalten laut Fondsverband BVI ein Kapital von 1,2 Billionen Euro. Nach den Daten der Feri-Umfrage entspricht das Schwellenländer-Beständen von 47 Milliarden Euro in Direkt-Investments oder auf die Region ausgerichteten Fonds.

Den Experten zufolge ist bisher zu wenig Anlagekapital in Emerging Markets geflossen. Deren Anteil am Welt-Sozialprodukt beträgt ungefähr 25 Prozent. Gemessen an der Wirtschaftskraft sind die Investoren demnach mit direkten Anlagen über Einzeltitel oder Fonds von 5,9 Prozent untergewichtet.

Heute finden Experten gute Gründe, diesen Unterschied zumindest zu verringern. „Die Anleihen bieten im Schnitt 4,5 Prozentpunkte mehr Rendite als eine Bundesanleihe“, sagt Hartmut Leser, Deutschland-Chef des Vermögensverwalters Aberdeen. Außerdem würden sie als gute Risikostreuung erkannt.

„Der größte Teil des Gesamtkapitals steckt ohnehin in Festverzinslichen, das soll Risiken senken“, erinnert Wehlmann. Die eskalierende Schuldenkrise gibt deutschen Investoren zusätzliche Anreize für einen Blick auf Emerging-Markets-Bonds. „Man sucht in Schwellenländern Alternativen, weil in diesem Jahr der Glaube an die Euro-Raum-Staaten als Schuldner nachhaltig erschüttert worden ist“, sagt Leser. Dort sind die Schuldenquoten geringer als in den Industrieländern. „Diese Länder können ihre Anleihen aus dem hohen Wachstum heraus bedienen; außerdem erwarten wir Heraufstufungen bei den Ratings“, ergänzt der Aberdeen-Mann.

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