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Anlagebetrug Wie ein Fondsbetrüger Anlageprofis narrte

Auch Großinvestoren können auf eher schlichte Schneeballsysteme hereinfallen. Ein Lehrstück aus den USA.

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Wenn das Schneeballsystem versagt können auch Großinvestoren fallen. Quelle: Tom Mackinger für WirtschaftsWoche

Anwalt Scott Rothstein hatte ein betrügerisches Schneeballsystem installiert, das Anlegern große Gewinne vorspiegelte. In Wahrheit überlebte das System nur, weil immer neue Anleger am Sockel der Pyramide Geld nachschoben. Anders als Bernie Madoff, der vorwiegend Privatanleger um ihr Geld brachte, erleichterte der 49-jährige Rothstein gewiefte Anlageexperten um Milliarden. Unter den Opfern befinden sich Leute, die es eigentlich hätten besser wissen müssen – New Yorker Hedgefonds, denen Rothstein über 430 Prozent Jahresrendite versprach. Rothstein sagte Anlegern eine Beteiligung an vertraulich geschlossenen Vergleichssummen zu, die die Kläger zu stark reduzierten Pauschalsummen abtreten wollten.

Die Fonds ließen Rothstein durch die US-Detektivfirma Kroll und einen externen Prüfer unter die Lupe nehmen. Was den Spürhunden entging: Die zum Kauf angebotenen Vergleichszahlungen existierten nicht.

In einem ersten Verfahren bekamen Anleger, welche die ebenfalls involvierte Toronto-Dominion Bank (TD Bank) verklagt hatten, 67 Millionen Dollar Schadensersatz. Die US-Niederlassung der Bank will Einspruch erheben,
aber für Rothsteins Opfer bleibt sie ein zahlungskräftiges Klageziel.

Im Privatjet nach Marokko

Der zweite zahlungskräftige Anspruchsgegner sind die Hedgefonds selbst – Platinum Partners Value Arbitrage Fund, Centurion Structured Growth und Level 3 Capital Fund. Die drei Fonds, die im 54. Stockwerk eines Hochhauses über der Carnegie Hall sitzen, streckten Rothstein ab Anfang 2008 rund 440 Millionen Dollar vor. Davon bekamen sie nur 19 Millionen zurück, kurz bevor sich Rothstein im Oktober 2009 in einem Privatjet nach Marokko absetzte. Nach seiner Rückkehr bekannte er sich schuldig wegen illegaler Transaktionen, Betrug und Geldwäsche. Er wurde zu 50 Jahren Haft verurteilt, begann dann aber, mit den Staatsanwälten und den für den Konkurs seiner Anwaltsfirma bestellten Treuhändern zu kooperieren.

Im Dezember 2011 gab er zu Protokoll, er habe Hedgefondsmitarbeiter mit Bargeld, Besuchen in Strip-Lokalen und der Bereitstellung von Callgirls bestochen. Außerdem behauptete er, die Hedgefonds hätten ihm, als sie Betrug witterten und erkannten, dass er dringend frisches Geld brauchte, neue Anleger zugeführt – in der Hoffnung, ihr eigenes Geld zurückzubekommen. Die Hedgefonds bestreiten das. Sie hätten in gutem Glauben gehandelt und sich auf die Ergebnisse der Prüfer verlassen. In einer E-Mail an "Barron’s" fragt Platinum-Chef Mark Nordlicht: "Was war eigentlich so einmalig an Rothstein, dass er sich bei seinen Betrügereien die Hilfe von so vielen Leuten sichern konnte?"

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