Anlagestrategie Die Scheinwelt der Börsengurus

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Erst schlechter, dann aufgeholt

Erfolgreich stellen ihre Expertise der RBS auch der Aktien-Value-Investor Joel Greenblatt und der Future-Händler Victor Sperandeo, bekannt als Trader Vic, für ein Zertifikat zur Verfügung. Allerdings gibt es ihre Papiere nur über die Zürcher Börse zu kaufen – mit dem Nachteil, dass sie in Dollar oder Schweizer Franken notieren und Anleger deshalb Währungsrisiken eingehen. Der heute 53-jährige Greenblatt startete seinen Hedgefonds Gotham Capital 1985. Bekannt geworden ist er vor allem durch sein Buch „Die Börsen-Zauberformel“, in dem er versucht zu belegen, wie Anleger mit einer Filterung durch nur zwei Kennzahlen, der Kapital- und der Gewinnrendite, besser abschneiden können als der gesamte Markt. Sein Zertifikat Gotham Enhanced US Value Index TR basiert auf der Methode und hat in den vergangenen zwölf Monaten beachtliche 5,5 Prozent an Wert gewonnen – wohlgemerkt mit Aktien, nicht mit Rohstoffen. Der US-Index S&P 500 verlor in der Zeit 0,8 Prozent. Das Zertifikat Trader Vic Managed Futures Index TR erzielte immerhin noch ein Plus von 3,4 Prozent.

Börsen-Zauberformel

Deutschen Anlegern ist der Pullacher Vermögensverwalter Jens Ehrhardt eher ein Begriff. Der bekannte Vermögensverwalter, der sich 1974 selbstständig machte, schrieb seine Doktorarbeit über „Kursbestimmungsfaktoren am Aktienmarkt unter besonderer Berücksichtigung monetärer Determinanten“. Ehrhardt: „Vereinfacht war das Ergebnis die starke monetäre Abhängigkeit der Börsen, unabhängig von fundamentalen Faktoren.“ Die Erkenntnis kommt ihm in der aktuellen Lage zugute, wo in den USA die Zinsen auf null fielen und die Geldmenge sehr expansiv wuchs. „Dies hat eine positive Ausstrahlung auf uns, da sich viele Dax-Aktien im mehrheitlichen Besitz der Angloamerikaner befinden“, so Ehrhardt.

Seine Bekanntheit machte sich die RBS – seinerzeit noch unter dem Namen ABN Amro – zunutze und legte 2002 das „Dr. Jens Ehrhardt Zertifikat“ auf. Ehrhardt ist heute noch davon begeistert: „Das Zertifikat wurde auf Wunsch der ABN Amro Bank aufgelegt und stellt eine Art Quasi-Aktienfonds dar. Seit seiner Auflage im Januar 2002 legte es fast 40 Prozent zu und damit circa dreimal so viel wie der Vergleichsindex Euro‧Stoxx 600 in diesem Zeitraum.“ Kurz- und mittelfristig gesehen, fuhr das strukturierte Produkt des promovierten Experten aber Verluste ein. Und gemessen an anderen Vergleichsindizes, wie etwa dem deutschen MDax, sieht es auch nicht mehr so rosig aus (siehe Grafik).

Anders vorgestellt hatte sich sicherlich auch die Commerzbank den Erfolg ihrer Produkte mit dem Technischen Leiter der Bank, Achim Matzke. Der Chartanalyst, gekürt zum und vermarktet als Analyst des Jahres, tritt nicht nur im bankeigenen TV-Programm auf, sondern auch in anderen Fernsehsendungen. Der Vertrieb freut sich, der Anleger nur bedingt: Hat das ideasTV-Zertifikat von Matzke doch in zwölf Monaten 5,3 Prozent an Wert verloren. Verglichen mit dem Dax, der zehn Prozent einbüßte, ist das zwar eine sogenannte Outperformance von 4,7 Prozentpunkten. Mit einer zehnjährigen Bundesanleihen etwa hätten Anleger aber 4,5 Prozent gewonnen.

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