Anlagestrategie Mit Gold gegen Trump schützen?

Die Vereidigung von Donald Trump rückt näher und manche Investoren werden nervös. Einige richten sich einen Trump-Twitter-Alarm ein. Andere halten sich an die traditionellen sicheren Häfen – und kaufen Gold.

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Die Börsianer freuten sich zu Beginn über Trumps Sieg. Doch der Milliardär ist unberechenbar. Quelle: dpa

Düsseldorf Am Montag nichts Weltbewegendes auf Donald Trumps Twitter-Account. Routinemäßig wetterte der künftige US-Präsident gegen die „Lügenpresse“, deren Vertreter angeblich verschwiegen, dass Mexiko für den Bau der „großen Mauer“ an seiner Grenze später bezahlen werde. Zugleich lobte er den konservativen Medienmogul Rupert Murdoch als „großartigen Typen“ und schimpfte Meryl Streep als die „am meisten überschätzte Schauspielerin Hollywoods“. Außerdem dankte er Fiat-Chrysler und Ford dafür, dass sie planen, ihre Produktion stärker auf die USA zu fokussieren. Die Investoren können also aufatmen – vorerst.

Dass 140 Zeichen von Donald Trump auch kleine Marktbeben auslösen können, ist spätestens seit vergangener Woche bekannt. Am Dienstag attackierte er den US-Automobilhersteller General Motors über den Nachrichtenkanal. GM solle seine Chevys gefälligst in den USA bauen – oder „eine hohen Zoll bezahlen”. Nur wenig später gab der GM-Rivale Ford bekannt, Pläne für ein 1,6 Milliarden US-Dollar teures Werk in Mexiko umzuschmeißen und stattdessen in den USA zu investieren. Am Sonntag dann verkündete Fiat Chrysler, mehr als eine Milliarde US-Dollar in zwei marode US-Werke zu stecken – mehr als 2000 Jobs sollen so entstehen.

Der Trump-Kuschelkurs der US-Konzerne mag zwar für die Anleger zunächst positiv sein, immerhin kletterte die Ford-Aktie binnen einer Woche gut fünf Prozent nach oben. Fiat-Chrysler-Papiere gewannen sogar 14 Prozent binnen Wochenfrist und selbst für den attackierten GM-Konzern ging es gut drei Prozent nach oben. Zugleich schüren die Trump-Tweets eine Grundunsicherheit bei den Anlegern. Was wird dem blonden Milliardär wieder in den Sinn kommen? Chris Iggo etwa, zuständig für Festverzinsliche bei der Axa-Vermögensverwaltungssparte, warnt vor erhöhten politischen Risiken: „Die meisten davon haben ihren Ursprung auf dem Twitter-Account von Donald Trump.“

Derzeit werden Trumps Internet-Ergüsse mindestens so intensiv verfolgt wie Ad-hoc-Meldungen von Konzernen. Das Fintech-Start-up Trigger Finance hat sogar den „Trump Trigger” erfunden. Diese Web-Anwendung benachrichtigt Anleger, sobald Trump über eine Aktie twittert, die in ihrem Portfolio vorkommt – und zwar in Echtzeit. So sollen auch Privatinvestoren über politische Börsen-Risiken immer up-to-date sein. Anders als professionelle Investoren haben sie keine 24/7-Trader und smarte Algorithmen, um sich gegen derlei Risiken zu wappnen. Denn als ein solches gilt er in der Investorenszene.

Sich einen Trump-Alarm zu installieren ist eine Methode, sich den US-Präsidenten vom Portfolio fernzuhalten. Doch einige Anleger setzen auch auf die klassische Variante – und kaufen wieder Gold. So hat das Edelmetall seit letzter Woche wieder an Beliebtheit gewonnen. Je näher die Vereidigung Trumps als Präsident rückt, umso vorsichtiger werden die Anleger.

In der vergangenen Woche verzeichnete das Glanzmetall den größten Wochenzuwachs seit zwei Monaten, lediglich die guten US-Arbeitsmarktzahlen am Freitag haben einen weiteren Kursanstieg verhindert. Am Montagvormittag gewann Gold 0,6 Prozent auf 1179 US-Dollar. Händler warten auf die Pressekonferenz von Trump, die an diesem Mittwoch ansteht.


Gold wandert wieder in die Depots

Dabei waren die Anleger nach der Trump-Wahl noch Feuer und Flamme für den neuen Präsidenten und dessen protektionistische Wirtschaftspolitik. Die Börsen-Rally nahm ihren Lauf, sobald das Wahlergebnis verkündet wurde, Gold galt plötzlich als altmodisch. Rund 24 Prozent sackte der Preis für das Metall im November und Dezember ab, zeigen Reuters-Daten.

Dass die jüngsten Zugewinne einen nachhaltige Trendwende markieren, ist jedoch fraglich. Denn der Preis für das Edelmetall hängt in hohem Maße von der Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ab. Je höher die Wahrscheinlichkeit für weitere Zinssteigerungen, umso unattraktiver wird es für Investoren, ihr Geld in Gold zu parken. Schließlich machen höhere US-Zinsen Investitionen in US-Staatsanleihen attraktiver. Die zehnjährigen US-Treasuries gewannen in der vergangenen Woche etwas mehr als ein Prozent.

Analysten sind bei Gold deshalb nach wie vor vorsichtig. „Wir glauben noch immer, dass die US-Zentralbank die Zinsen in diesem Jahr vier Mal anheben wird, um die inflationstreibenden Gesetze Trumps auszugleichen“, schreiben die Analysten von Capital Economics. Auch steht der Rückzug spekulativer Investoren Commerzbank-Analysten zufolge einer nachhaltigen Gold-Erholung entgegen, wenngleich der Gegenwind nicht mehr ganz so stark sei – oder wieder mehr durch Gold-Optimisten gekontert werde. In der vergangenen Woche haben sie ihre Netto-Long-Positionen um 16 Prozent auf 36.600 Kontrakte reduziert – der niedrigste Wert seit Anfang Februar 2016.

An den Börsen halten sich die Käufer derweil zurück. Die Börsen in Fernost traten am Montag auf der Stelle; auch der Dax zeigte sich eher schlapp und notierte am Nachmittag gut 0,5 Prozent tiefer bei 11.542 Punkten. Spannend wird es auch bei der US-Börseneröffnung. Der Dow Jones schloss am Freitag nur 40 Punkte unter dem Rekord-Schlussstand von 20.000 Punkten.

Kann die Rally weitergehen? Iggo glaubt: Ja. „Wenn die Federal Reserve nicht zu schnell die Zinsen erhöhen muss, die neue US-Regierung ihre Steuersenkungspläne umsetzen kann, die Lebensgeister der Unternehmen wieder erwachen”, so der Axa-Vermögensmanager. „Und Donald Trump seinen Twitter-Account schließt.“

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