Anlagestrategie Norwegischer Staatsfonds will mehr externe Manager einbinden

Nicolai Tangen, Chef des norwegischen Staatsfonds, will mehr Kapital über Dritte investieren. Hedgefonds etwa könnten die Erträge deutlich steigern.

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Der Chef des weltgrößten Staatsfonds will junge Finanzmanager anwerben und fördern. Quelle: via REUTERS

Rund vier Prozent des Portfolios hat der Fonds des Landes bereits in Produkte investiert, die von externer Vermögensverwaltern - etwa Long-Short-Hedgefonds - gemanagt werden. Diesen Anteil will der neue Chef des Ölfonds, Nicolai Tangen, künftig steigern. Die Manager hätten dazu beigetragen, „erhebliche zusätzliche Erträge zu erzielen“, begründete er den Plan.

Ihre Verwendung habe sich als „großer Erfolg“ erwiesen, sagte Tangen am Montag in einem Telefoninterview mit Bloomberg News. „Wir denken, wir können das etwas steigern“, sagte der 54-Jährige, der selbst Hedgefondsmanager war, bevor er im September die Leitung des weltgrößten Staatsfonds übernahm. Einen konkreten Zielwert nannte er nicht. Bislang handelt es sich bei den externen Produkten größtenteils um Fonds, die sich auf Schwellenländer konzentrieren.

Nach einem turbulenten Einstellungsverfahren, das sich auf seine Vergangenheit als Hedgefonds-Chef in London konzentrierte, hat Tangen an seinem neuen Arbeitsplatz eine Reihe von Veränderungen durchgesetzt. Dazu gehört auch, dass der Staatsfonds stärker als bisher Finanztalente für sich gewinnen will.

Norges Bank Investment Management hatte Ende 2019 etwa 3,9 Prozent des Kapitals an externe Manager vergeben, wie aus der jüngsten öffentlichen Bekanntmachung hervorgeht. Die 74 beauftragten Manager erhielten insgesamt 83 Mandate, davon waren 66 für Anlagen in Schwellenländern- und Grenzmärkten für Aktien.

Zu den Verwaltern gehören beispielsweise BNY Mellon Investment Management, Lazard Asset Management, Old Mutual Investment Group, Schroder Investment Management und Templeton Asset Management.

Suche nach den Besten

Tangen sagt auch, dass er Personen anheuern möchte, die nicht unbedingt der Standardbeschreibung eines Portfoliomanagers entsprechen. Das Ziel ist es, „die besten Leute einzustellen, unabhängig von ihrem Hintergrund“, sagte Tangen, der neben seiner Karriere im Finanzsektor einen Abschluss in Kunstgeschichte und Sozialpsychologie hat (und ausgebildeter Koch ist).

Bereits zuvor hat Tangen angedeutet, dass der Fonds in Bezug auf die Vielfalt seiner Mitarbeiter Aufholbedarf hat. Sein anderer großer Fokus liegt auf der Technologie, die seiner Meinung nach der Schlüssel zum Erreichen der „höchstmöglichen Erträge“ ist.

Er ließ durchblicken, dass das Ergebnis der US-Wahlen im kommenden Monat keinen großen Einfluss auf die Allokation des Fonds haben wird. „Wir haben im Allgemeinen keine Meinung zu Märkten und Politik“, sagte er. Der neue CEO sagt auch, er teile die Ansicht seines Vorgängers Yngve Slyngstad bezüglich der Bedeutung Chinas als Anlageland.

Tangen betonte, dass er dem seit Langem bestehenden Rahmen für Anlageentscheidungen weiter folgen werde. Auf die Frage, ob er sich bei Anlagen verstärkt auf Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Themen (ESG) konzentrieren möchte, erklärte er, es sei ihm „wichtig zu betonen“, dass „sich an unserer Vorgehensweise nichts ändern wird“.

Der Fonds hat einen gewissen Spielraum, „kleinere Positionen“ innerhalb einer Kategorie zu verkaufen, die als risikobasierte ESG-Veräußerungen bezeichnet wird, erläuterte Tangen.

Klärung der ESG-Ziele

In einem Gastkommentar am vergangenen Dienstag in Dagens Naeringsliv hatte der Fonds-Chef geschrieben, dass er und sein Team auch mehr Druck auf Unternehmen ausüben werden, um sicherzustellen, dass ihre Steuerpolitik angemessen ist. In seinem Interview mit Bloomberg unterstrich Tangen, dass der Fonds den Dialog suche. „Wir möchten wirklich ein offener und zugänglicher Investor sein, der sehr klare Erwartungen an das Unternehmen hat, in das er investiert“, sagte er.

Erfolgsmodell

„Einer der Gründe für den Erfolg des norwegischen Modells ist die klare Aufteilung der Verantwortung zwischen dem Finanzministerium, der Ethikkommission und dem Fonds“, sagte Tangen. Wenn es darum gehe, wie der Fonds mit ESG-Themen umgehe, ob er sich von bestimmten Beteiligungen trenne oder sie ganz ausschließe, entscheide die Ethikkommission.

Dies gilt auch für die derzeitige Haltung zu fossilen Brennstoffen. Vor einigen Jahren wollte der Staatsfonds seine Öl- und Gasaktien im Rahmen eines Plans zur Diversifizierung weg von fossilen Brennstoffen veräußern, da diese eine dominierende Rolle in der norwegischen Wirtschaft spielen.

Nach einem langwierigen politischen Verfahren durfte der Fonds jedoch nur einen erheblich verwässerten Plan zum Ausstieg aus Ölexplorationsunternehmen und Ölproduzenten umsetzen. Tangen signalisierte, dass er nicht viel Spielraum sehe, diese Entscheidung zu ändern.

„Das war eine risikobasierte Empfehlung, diese spezielle war keine Umweltempfehlung“, sagte er. Er bleibe dabei: „Wenn die Entscheidung gefallen ist, dann ist sie gefallen.“

Mehr: Tangen soll als neuer Chef des weltgrößten Staatsfonds eine transparentere und aktivere Anlagestrategie forcieren. Und nebenbei an seinem Image arbeiten.

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