Anlagesysteme Gefährliche Aufträge an der Börse

Wer an der Börse und mit Banken per Limit handelt, lebt gefährlich. Profis können Limits abfischen.

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Menschen spiegeln sich in den Fenstern der Firmenzentrale von Boehringer Ingelheim Quelle: dpa

Banken, Börsen, Broker – alle raten Anlegern, über Limits zu handeln. Das funktioniert so: Wer eine Aktie gekauft hat, sagt seinem Anbieter, wie viel Verlust er maximal machen (Stop-Loss-Limit) und bei welchem Kurs er Gewinne mitnehmen möchte. Die Bank gibt die Daten im Computer ein, der verkauft die Papiere automatisch, sobald der Börsenkurs das Limit touchiert.

Intelligente Ordertypen

Die Orders werden intelligenter. Während Anleger früher bei steigenden Kursen händisch Stop-Loss-Limits nach oben korrigieren mussten, erledigt das heute der Computer. Er zieht das Limit im definierten Abstand nach, solange die Kurse steigen (Trailing Stop Order). Sparer lassen so Gewinne laufen und sichern sich nach unten ab.

Immer mehr Privatanleger nutzen solche intelligenten Ordertypen. Ein Trend, der mittlerweile selbst bis zu den Sparkassen durchgedrungen ist. Ob Sparkassen Broker, ING-Diba, Flatex, ViTrade: Immer mehr Banken binden derartige Ordertypen an eigene Systeme an.

Risiko Spionage

Doch die Medaille hat zwei Seiten: Je intelligenter die Orders werden, desto mehr Informationen über ihre Absichten geben Anleger preis. Professionelle Investoren tun das selten. Zu viele Piraten sind an Börsen und Handelsplattformen unterwegs, die am Informationsvorsprung verdienen können. Sie können zum Beispiel den Kurs wenig liquider Werte in Richtung des Limits bewegen und dann die Aktie des ahnungslosen Privatanlegers billig einkassieren.

Wer sich zum gläsernen Anleger macht, muss seinem Gegenpart vertrauen. Im börslichen Handel kontrolliert die Handelsüberwachung, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Richard Dittrich, Leiter Kundenbetreuung der Börse Stuttgart, versichert, dass „Limits der intelligenten Ordertypen erst ins Orderbuch eingespeist werden, wenn das betreffende Kursniveau erreicht ist. Die Limits dieser Ordertypen sind vorher im Orderbuch nicht ersichtlich.“ Im Umkehrschluss heißt das, dass konventionelle Limits zu sehen sind.

Nicht reguliert

Gefährlich wird es allerdings vor allem im nicht regulierten, außerbörslichen Handel. Produkte, die dort gehandelt werden, sind vor allem Währungen (Forex) und Contracts for Difference (CFDs). Anleger wetten mit diesen neumodischen Instrumenten mit niedrigem Einsatz und hohen Gewinn- und Verlustchancen.

Betrüger können hier die Limits der Anleger schnell gegen sie verwenden. In letzter Zeit häufen sich Beschwerden von Tradern, die sich über den Tisch gezogen fühlen. Ihre Limits seien kurz touchiert und dann ausgeführt worden. Danach habe sich der Kurs wieder in die andere Richtung bewegt. Mehreren Insidern zufolge haben Forex-Händler diverser Anbieter auf ihren Rechnern grafische Oberflächen, auf denen sie sehen können, bei welchen Kursschwellen sich Limits der Kunden ballen. Anhand dieser Informationen könnten sie Kurse einfach in die für sie richtige Richtung lenken. Brokern brächte das Umsatz, Kunden Verlust.

Wer das nicht will, muss an regulierten Märkten handeln.

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