Anlegen 2017 – Teil 1 – Aktien Deutschland Was kommendes Jahr die Aktienmärkte dominiert

Trotz Brexit und Trump haben Aktien zum Jahresende eine Rally hingelegt. Im kommenden Jahr könnte die Präsidentschaftswahl in Frankreich für Unruhe an den Börsen sorgen. Auftakt zu unserer Serie „Anlegen 2017“.

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Heinrich Hiesinger, Chef von Thyssen-Krupp: Die Aktie des Stahlkonzerns hat 2016 etwa ein Viertel an Wert gewonnen. Quelle: Imago

Frankfurt Mit Prognosen ist es so eine Sache: Jeder will sie lesen, aber sie treffen nur selten zu. Auch dieses Mal sind sich die Experten uneins, wie es Ende 2017 am deutschen Aktienmarkt aussehen wird: Während die Dekabank den Dax in zwölf Monaten bei 11.000 Punkten sieht, sind DZ Bank und Helaba zuversichtlicher – sie rechnen mit 12.000 Punkten. Aktuell notiert der deutsche Leitindex über 11.4000 Punkten und damit seit Ende 2015 mehr als sechs Prozent im Plus.

Das ist ein versöhnlicher Abschluss für ein Aktienjahr, dass vor allem zu Anfang von großen Schwankungen – ausgehend von den Wachstumssorgen in China – geprägt war. Auch das Votum der Briten Ende Juni für einen EU-Ausstieg gab dem Dax kurzzeitig einen weiteren Dämpfer. Im zweiten Halbjahr hat sich die Stimmung zunehmend verbessert. Selbst dem Sieg des umstrittenen Republikaners Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen im November gewinnen die Anleger inzwischen viel Positives ab: Sie hoffen auf Steuersenkungen, Infrastrukturinvestitionen – und damit auf ein Anziehen der Firmengewinne.

„Die Investoren setzen auf kurze Sicht zu viel Hoffnung in Trump“, mahnt jedoch Ralf Zimmermann, Aktienstratege vom Bankhaus Lampe. „Eines sollten sie nicht vergessen: Überraschungen sind jederzeit möglich, der neue Präsident bleibt wenig berechenbar und steht für hohe Schwankungen an den Märkten.“ Daher hält sich die Zuversicht der Experten fürs neue Jahr in Grenzen – vor allem mit Blick auf die anstehenden Wahlen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.

„Im Superwahljahr 2017 wird die Politik ein bestimmender Unsicherheitsfaktor an den Märkten sein“, betont Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Auf das Brexit-Votum und die Wahl Trumps zum US-Präsidenten hätten die Märkte zwar besonnen reagiert. Das liege aber unter anderem an den Zentralbanken, die die Märkte nach wie vor auf extreme Weise beeinflussen und Aktien zur fast alternativlosen Anlageform gemacht haben.

In Bezug auf die Wahlen in Europa meint LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert: „Ein Sieg europaskeptischer Parteien ist nicht ausgeschlossen und der damit auf dem Spiel stehende Zusammenhalt von Europäischer Union und Währungsunion dürfte die Märkte immer wieder aufwirbeln.“ Er rät jedoch, Risikopapiere nicht panikartig zu verkaufen, sondern „das Portfolio entweder mit Zertifikate-Strukturen abzusichern oder aktiv im Vorfeld zu managen“.


Banken als lohnendes Investment?

Lampe-Experte Zimmermann hält den Ausgang der Präsidentschaftswahlen in Frankreich für eines der wichtigsten Ereignisse im nächsten Jahr: „Bereits im Vorfeld dürfte die Unsicherheit der Investoren und damit auch der Volatilität zunehmen“. Sollte sich der Republikaner François Fillon durchsetzen, wäre das Zimmermann zufolge ein starkes Reformsignal für Europa und möglicherweise ein Grund, das Kursziel auch für den Dax nach oben zu setzen.

Momentan rechnet Zimmermann damit, dass der deutsche Leitindex Ende 2017 bei 11.400 Punkten stehen wird. Macht dagegen Marine Le Pen von der rechtspopulistischen Partei Front National das Rennen, sieht er deutliche Risiken für die Märkte – was auch ein deutliches Herabsetzen des Dax-Kursziels zur Folge haben könnte.

Auch wenn die politischen Risiken dominieren dürften, sollten sich Anleger daneben im neuen Jahr auf ein paar andere Punkte einstellen: So dürfte die Zeit mit extrem niedrigen Zinsen so langsam zu Ende gehen, die langfristigen Kapitalmarktzinsen ziehen bereits wieder leicht an. „Während in der Niedrigzinsphase vor allem defensive Aktien mit stabilen Cash-Flows gefragt waren, dürften Anleger im neuen Jahr einen stärkeren Fokus auf zyklische Werte legen. Ausgewählte Banken könnten beispielsweise das interessantere Investment als Immobilienfirmen sein.“, meint Zimmermann.

Von einer echten Zinswende könne jedoch nur für die USA gesprochen werden, betont Kater von der Dekabank: „In Deutschland kommt von der Zinswende auch in den kommenden beiden Jahren beim Sparbuch nichts an.“ Die US-Notenbank Fed hat im Dezember die Leitzinsen erhöht, weitere Zinsschritte dürften im nächsten Jahr folgen. Die Europäische Zentralbank will zwar ihre Anleihekäufe drosseln, verlängerte jedoch das Programm und bleibt damit weiter expansiv. An eine Erhöhung der Leitzinsen ist im Euro-Raum noch nicht zu denken, so lange das Ziel einer Inflation nahe zwei Prozent noch in der Ferne liegt.

Was selbst in einem Umfeld leicht steigender Zinsen weiter für Aktien spricht, sind die vergleichsweise hohen Dividenden. Für Commerzbank-Experte Andreas Hürkamp sind die Ausschüttungen der Unternehmen ein Grund, 2017 auf einen steigenden Dax zu setzen: „Wir erwarten, dass die Dax-Unternehmen im nächsten Jahr 30,7 Milliarden Euro an Dividenden ausschütten werden. Das sind fünf Prozent mehr als 2016.“ Für Anleger wäre das doch schon mal etwas – selbst wenn es der Dax auch 2017 nicht schafft, sein Allzeithoch von April 2015 bei 12.391 Punkten zu toppen.


Anlegen 2017 – Alle Teile der Serie

Zum Jahreswechsel gibt die Handelsblatt-Redaktion einen Ein- und Ausblick zu verschiedenen Anlageklassen und Geldanlagemöglichkeiten. Die Serie hat 14 Teile und läuft vom 22. Dezember bis 4. Januar 2017. Jeweils im Tagesverlauf geht eine weitere Folge online.

Teil 1 (22.12.): Aktien Deutschland

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