Anlegen 2017 – Teil 11 – Aus Fehlern lernen Gute Vorsätze für die richtige Geldanlage

Der Jahreswechsel ist die Zeit für viele gute Absichten. Warum nicht auch ein paar gute Vorsätze für das Ersparte fassen? Es besser machen als 2016. Und die alten Fehler meiden. Ein Plädoyer für bessere Geldanlage.

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Auf Zetteln dieser Art sollte auch die vorbildliche Geldanlage ein nettes Plätzchen finden. Quelle: dpa

Düsseldorf Pünktlich zum neuen Jahr ist es wieder soweit: Die guten Vorsätze haben Hochkonjunktur. Gesündere Ernährung, mehr Sport, weniger Arbeit, mehr Zeit für die Familie – das sind wohl die Klassiker. Doch ein Thema wird dabei meistens ausgespart: die privaten Finanzen. Dabei könnte das Ersparte ein wenig Fürsorge und ein paar gute Vorsätze gebrauchen. Auch wenn die Deutschen immer reicher werden.

Unser Vermögen beläuft sich nach Angaben der Bundesbank auf mehr als 5,3 Milliarden Euro. „Die Deutschen sind in der Tat fleißige Sparer, aber kein anderes Volk unter den Industrieländern legt sein Geld unproduktiver an“, sagt Gottfried Heller, Senior Partner bei der Fiduka-Depotverwaltung in München. „Die langfristigen Ersparnisse stecken einseitig in Zinsanlagen – in Sparbüchern, Termingeldern, Anleihen oder Kapitallebensversicherungen.“ Das sei der größte Fehler der Deutschen bei der Geldanlage. Und das Jahr für Jahr, nicht nur in 2016.

Genau diesen Fehler – Stichwort gute Vorsätze – gilt es künftig zu verhindern. Eine intelligentere und renditestärkere, aber zugegebenermaßen auch etwas riskantere Geldanlage muss her. Dazu gehören neben Zinsanlagen eben auch Aktien. „Da mit Zinsen real nichts zu verdienen ist und die Zinswende als Menetekel über dem Kapitalmarkt schwebt, ist in diesem Bereich Zurückhaltung geboten“, sagt Fondsmanager Christoph Bruns. Bei Immobilien komme es immer auf das Einzelobjekt an, der Gesamtmarkt sehe aber bereits sehr teuer aus, wie aus dem geringen Mietzins ersichtlich sei. „Rohstoffe sind nur eine Anlagegattung für Spekulanten, so dass nur Aktien als sinnvolle Anlagekategorie übrig bleiben“, ist der Mitinhaber der Fondsgesellschaft Loys überzeugt. Das überrascht natürlich wenig, denn Bruns ist Aktienfondsmanager.

Doch Aktien sind, das hat sogar die Bundesbank vor einigen Monaten höchstamtlich bestätigt, langfristig die renditestärkste Anlageklasse überhaupt – allen Schwankungen zum Trotz. Und von denen gab es 2016 bekanntlich wieder reichlich. Doch obwohl der Dax – China sei Dank – den schwächsten Jahresauftakt seiner Geschichte hinlegte und mal eben mehr als 20 Prozent an Wert einbüßte, obwohl das „Ja“ der Briten zum Brexit die Kurse taumeln ließ und obwohl Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, können Aktionäre auf ein relativ gutes Jahr zurückblicken. Der Dax schaffte immerhin noch ein Jahresplus von gut sieben Prozent, der amerikanische Dow Jones legte sogar fast 15 Prozent zu und markierte ein neues Allzeithoch. Solche Renditen waren mit Zinsprodukten nicht zu holen.

Eine Garantie, dass auch 2017 ein Aktienjahr wird, gibt es natürlich nicht. „Niemand weiß, welche Anlageklasse sich wie gut entwickeln wird“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Die Geschichte lehrt uns, dass keine einzelne Geldanlage wirklich ganz sicher ist. Deshalb raten wir, das Geld auf verschiedene Anlageklassen zu streuen.“

Der Experte zählt die Vorteile einer solchen Risikostreuung auf: Mal würden die Aktienmärkte prima laufen, mal gebe es eine Durststrecke. Dann sei es gut, solide Zinserträge aus sicheren Geldanlagen zu haben. Die Finanzkrise habe auch eindrucksvoll gezeigt, dass Gold eine gute Absicherung sei, wenn Staaten nahe einer Pleite seien oder das Finanzsystem zu kollabieren drohe.

„Wer Zinspapiere, Aktien, Gold und Immobilien hat, ist langfristig auf der sicheren Seite“, so Nauhauser. Dabei sollten Anleger aber unbedingt auf die Kosten achten. „Eine solide weltweite Risikostreuung in Aktien und Renten ist schon mit ein paar wenigen ETFs zu haben“, sagt der Verbraucherschützer. ETFs sind börsennotierte Indexfonds, die einen Aktien- oder Anleiheindex eins zu eins abbilden. „Dafür muss man nicht viel mehr als 0,3 Prozent pro Jahr bezahlen“, so Nauhauser. „Im heutigen Nullzinsniveau kann man mit einer Kostenminimierung die Rendite zum Teil deutlich steigern.“


So funktioniert es mit den guten Vorsätzen

In der aktuellen Gemengelage aus Niedrigst- und Nullzinsen, wieder leicht ansteigender Inflationsraten und einem etwas schwächeren Wirtschaftswachstum sind für Gottfried Heller Sachwerte die beste Wahl – an erster Stelle Aktien, Aktien-ETFs oder Aktienfonds. „Sie allein schützen vor Inflation und sorgen mittel- bis langfristig für gute Renditen“, sagt er. „Steigende Unternehmensgewinne treiben die Aktienkurse und steigern die Dividende. Aktien sind also wachstums- und inflationsindexiert.“

Der erste gute Vorsatz sollte also sein, ein bisschen renditestärker anzulegen. Je nach Risikoneigung, Anlageziel und Lebenslage sollte zumindest ein Teil des Vermögens in Aktien investiert werden. Doch damit haben die Deutschen so ihre Probleme. Sie meiden die Börse, die Aktienquote dümpelt seit Jahren vor sich hin. Nur 14 Prozent der Bevölkerung hat nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts Aktien oder Aktienfonds.

Die Chancen, dass sich das zeitnah ändert, scheinen leider gering. Nur elf Prozent der Deutschen wollen 2017 auf die Börse setzen. Das ergab eine repräsentative GfK-Studie im Auftrag des Berliner Fintech-Unternehmens Savedo. Immerhin ergab die Umfrage auch, dass die meisten Deutschen Geld-Vorsätze für das nächste Jahr haben. Überraschend angesichts der Niedrigzinsen: An erster Stelle der Vorsätze steht, regelmäßig (mehr) zu sparen, etwa für die Altersvorsorge. Zwei Drittel der Befragten haben sich vorgenommen, ihre finanzielle Situation aktiv zu verbessern.

Mit guten Vorsätzen ist es bekanntlich so eine Sache. Die wenigsten werden wirklich eingehalten. Oft werden sie schon nach wenigen Monaten aufgegeben und die alten Gewohnheiten schleichen sich wieder ein. Auch bei der Geldanlage passiert das leider. Das liegt auch und vor allem daran, dass die guten Vorsätze falsch gewählt werden. Der Fondsverband BVI hat die drei größten Fehler beim Sparen identifiziert und auch gleich die Anleitung mitgeliefert, wie diese Fehler zu verhindern sind.

Fehler Nummer eins: die Ungeduld. Wer davon träumt, in kürzester Zeit Millionär zu werden, läuft Gefahr, auf unseriöse Angebote hereinzufallen. „Ein Vermögen wird nicht über Nacht, sondern über einen längeren Zeitraum aufgebaut“, so die BVI-Experten. Außerdem ist nicht jeder ein Geldanlage-Fachmann. „Bei Angeboten, die man nicht versteht, kann man Risiken leicht übersehen, falsch einschätzen oder gar einem Betrug aufsitzen.“ Eine viel bessere Strategie ist es, früh und regelmäßig zu sparen – auch geringe Beträge summieren sich. Der legendäre Warren Buffett hält es übrigens für einen der größten Fehler, sich das Sparen nicht frühzeitig anzugewöhnen.

Geduld braucht es dabei vor allem bei Aktieninvestments. Für Heller ist es einer der größten Fehler überhaupt, dass Anleger Aktien fälschlicherweise nicht als langfristige Investments betrachten, sondern als Vehikel, mit denen man nur durch häufiges Handeln, auch Trading genannt, Gewinne machen kann. Ein kluger jüdischer Börsenspruch lautet: Mit dem Hintern verdient man mehr als mit dem Hirn. „Sie sollten bei Aktien oder Aktienfonds einen langfristigen Zeithorizont im Auge behalten“, übersetzt Heller. „Time ist wichtiger als Timing. Nicht der richtige Zeitpunkt, sondern Anlegen auf lange Sicht ist erfolgreicher und sicherer. Das belegt die Statistik.“ Vorsatz Nummer zwei lautet also: Langfristig denken – beim Sparen und beim Investieren erst recht.


Konkrete und vor allem realistische Sparziele setzen

Ohne konkretes Sparziel geht das aber oft schief – Fehler Nummer zwei. „Wer sich keine konkreten Ziele setzt, verliert schnell die Disziplin“, mahnen die BVI-Experten. Schwammige Vorsätze sind zum Scheitern verurteilt. Wer sich lediglich vornimmt, mehr Geld zur Seite zu legen, kommt nicht weit. Viel besser ist es, auszurechnen, wie hoch die Ausgaben sind und welcher Betrag regelmäßig gespart werden kann. Oft hilft es auch, ein konkretes Sparziel innerhalb eines bestimmten Zeitraumes anzupeilen. Wer sich damit auseinandersetzt, weiß, wie viel er dafür pro Monat zurücklegen muss, und merkt außerdem schnell, ob das Ziel überhaupt erreichbar ist. Vorsatz Nummer drei: Bestimmen sie ein konkretes und vor allem realistisches Sparziel.

Denn wer unrealistisch ist und sich - Fehler Nummer drei - zu hohe Sparziele setzt, wird früher oder später frustriert aufgeben. Überforderung ist ein weiteres Kriterium, an dem viele gute Vorsätze scheitern. Das gilt erst recht für die angestrebte Rendite. „Wer zu hohe Risiken eingeht, ist ein Spieler und kein Anleger“, sagt Heller. „Dreh- und Angelpunkt muss immer sein, dass jeder Anleger die für ihn passende Anlage findet, die im Einklang steht mit seiner materiellen und emotionalen Risikotragfähigkeit und ihn davon abhält, Risiken einzugehen, die ihm den Schlaf rauben.“

Wer sich zu ehrgeizige Sparziele setzt, schnürt sich auch schnell finanziell die Luft ab. Übermotivierte Sparer müssen dann nämlich regelmäßig an ihre Ersparnisse ran. Das frustriert und birgt das Risiko, dass man das Sparen irgendwann ganz einstellt. Noch fataler kann das sein, wenn das Ersparte in Aktien investiert ist, es an der Börse aber gerade nicht so gut läuft. Am Anfang muss also der Kassensturz stehen, um die Sparrate festzulegen. Als Faustregel nennt der BVI: Realistisch sind zwischen zehn und zwanzig Prozent des Haushaltsnettoeinkommens. Angesichts der Sparrate der Deutschen, die seit Jahren um die Marke von zehn Prozent schwankt, wäre da also noch Luft nach oben – Vorsatz Nummer vier.

Wer das Ersparte dann nicht einfach nur auf Sparkonten „rumliegen“ lässt, tut seinem Geld etwas Gutes. Auch wenn Aktieninvestments in ihrem Wert stärker schwanken als Anleihen oder Immobilienkurse, wird belohnt, wer einen langen Atem hat. Fondsmanager Bruns rät Anlegern zu Gelassenheit und Vorsicht. „Die Gelassenheit wird helfen, die informationelle Berg- und-Talfahrt der Börse gut zu meistern“, sagt er. „Die Vorsicht wird der Anleger brauchen, um sich im kommenden neunten Jahr der aktuellen Börsenhausse nicht von den Schalmaiklängen einlullen zu lassen.“

Auch Heller warnt davor, die Emotionen das Anlageverhalten bestimmen zu lassen. „Daher hat mein verstorbener Partner André Kostolany die Geschichte mit den Schlaftabletten erfunden“, so Heller. „Wenn die Anleger – im übertragenen Sinn – 'schlafen', kriegen sie gar nicht mit, wenn es an den Börsen blitzt und donnert.“ Dadurch würden sie vor ihrem von Angst bestimmten emotionalen Fehlverhalten und ihren eigenen Dummheiten bewahrt. Und vermeiden ganz nebenbei einen weiteren Fehler, nämlich zu oft auf die Börsenkurse zu starren. „Wer langfristig und klug anlegt, muss nicht jeden Tag, nicht einmal jede Woche, wissen, wie sich sein Vermögen verändert“, sagt der Vermögensverwalter. „Das ist Zeitverschwendung und bringt nichts. Schlimmstenfalls raubt es einem den Schlaf und verleitet zu Fehlreaktionen.“ Und das gilt es zu verhindern.

 


Anlegen 2017 – Alle Teile der Serie

Zum Jahreswechsel gibt die Handelsblatt-Redaktion einen Ein- und Ausblick zu verschiedenen Anlageklassen und Geldanlagemöglichkeiten. Die Serie hat 14 Teile und läuft vom 22. Dezember bis 4. Januar 2017. Jeweils im Tagesverlauf geht eine weitere Folge online.

Teil 1 (22.12.): Aktien Deutschland

Teil 2 (23.12.): Wohnimmobilien

Teil 4 (25.12.): Gold

Teil 6 (27.12.): Aktien Europa

Teil 7 (28.12.): Aktien Schwellenländer

Teil 8 (29.12.): Aktien Nordeuropa

Teil 9 (30.12.): Devisen

Teil 10 (31.12.): Der beste Markt der Welt

Teil 11 (1.1.2016): Aus Fehlern lernen

Teil 12 (2.1.): Aktien USA

Teil 13 (3.1.): Kreditzinsen

Teil 14 (4.1.): Leser-Erwartungen 2017

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