Anlegen 2017 – Teil 4 – Gold Was jetzt für Gold spricht

Trotz eines Kurseinbruchs in den vergangenen Wochen: Gold bescherte Anlegern 2016 gute Erträge. Und auch für das kommende Jahr ist die Perspektive nach Ansicht vieler Beobachter gut. Aufziehender Inflation sei Dank.

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Auf Jahressicht deutlich im Plus – trotz eines Kurseinbruchs in den vergangenen Wochen: Gold. Quelle: dpa

Frankfurt Für Rohstoffe neigt sich ein gutes Jahr dem Ende. Erstmals seit einer halben Dekade wird der Sektor im Ganzen das Jahr mit einem Plus beenden. Der Boden, so lautet die Einschätzung vieler Experten, sei nun durchschritten. Treiber waren negative Zinsen und die wachsende geopolitische Unsicherheit. Am meisten haben davon jedoch nicht die Edel-, sondern die Industriemetalle profitiert. Zink legte um knapp zwei Drittel an Wert zu.

Hinter Gold liegt zwar ebenso ein positives Jahr mit einem Plus von sieben Prozent. Doch es war eben auch sehr turbulent. Bis zum Sommer kletterte der Goldpreis um knapp 30 Prozent auf über 1350 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Anstieg war nicht zuletzt durch den Zufluss in Goldfonds getrieben. Doch nach den US-Wahlen schmolzen die Gewinne zeitweise auf 1100 Euro ab. Die Aussichten auf eine starke US-Wirtschaft unter Trump und auf drei weitere Zinsschritte der US-Notenbank Fed im kommenden Jahr lassen den Dollar klettern und den Goldpreis fallen. Wir erklären, was 2017 dennoch für das Edelmetall spricht.

Auf den ersten Blick sieht es angesichts des Umfeldes, nicht zuletzt in den USA nicht gut aus. Auch der Dollar wird weiter steigen. Experten erwarten insgesamt eine gut laufende Weltkonjunktur. Doch gleichzeitig wird eben auch eine steigende Inflation erwartet. Deshalb könnte Gold als Inflationsschutz wieder stärker gefragt sein. Die schweizerische Anlagegesellschaft Tiberius beispielsweise gehört zu den Optimisten. Während die Analystenprognose im Schnitt bei 1280 Dollar liegen, rechnet Tiberius Ende 2017 sogar mit 1450 Dollar je Feinunze.

In manchen Prognosen wirkt sogar ein Faktor belebend, der zum Ausklang dieses Jahres die Preisgewinne beschnitt. Das war die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Mit dieser Nachricht verlor Gold einen Teil seiner Anhänger. Manche Metallbesitzer versprachen sich mehr von Aktien, weil sie die Trump-Pläne zur Ankurbelung der Wirtschaft als Börsenchance interpretierten.

Manch andere Fachleute denken allerdings in eine andere Richtung. „Der Markt unterschätzt den Inflationsdruck in den USA“, glaubt beispielsweise Frank Holmes. Chef der Anlagefirma US Global Investors. Er richtet auf eine anderer Facette der Pläne Trumps: die angekündigten Handelseinschränkungen, mit dem Ziel, ausgelagerte Produktion in die USA zurückzuholen.


Inflationsdruck wird unterschätzt

Das wäre für Holmes stark inflationär. Er nennt das Beispiel einer Firma, die Arbeitsplätze ins billigere Mexiko verlegen wollte. Trump habe sich für den Erhalt der US-Arbeitsplätze eingesetzt. Die Firma müsse nun die Preise wohl um bis zu fünf Prozent erhöhen.

Wenn Produktion zurückverlagert werde, könne man solche Preiserhöhungen im gesamten Konsumbereich erleben. Auch zusätzliche Zölle für Importe würden dann für inflationären Druck sorgen und die Negativzinsen noch tiefer in den roten Bereich bringen. Das wäre für Holmes ein Plus für Gold.

Diese Überlegung scheint so gar nicht zu den aktuellen Diskussionen zu passen. Viele Marktteilnehmer erwarten weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank. Sie leiten daraus eine wachsende Attraktivität von Anleihen und einen steigenden Dollar ab, spiegelbildlich sinkenden Charme von Edelmetallen.

Dieser Zusammenhang gilt allerdings nicht immer. Darauf hat der bekannte Vermögensverwalter Marc Faber hingewiesen. In den Jahren 2004 bis 2006 zog die US-Notenbank die Zinsschraube ebenfalls an. „Und in diesem Zeitraum stieg der Goldpreis deutlich“, erkennt der gebürtige Schweizer.

Das neue Jahr wird wie das abgelaufene von politischen Ereignissen geprägt werden. Unsicherheit könnte auch die Edelmetalle als Fluchtburg wieder erstarken lassen. Alistair Hewitt von der Minenlobby World Gold Council erinnert daran: „Es stehen Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland auf dem Kalender, der neue US-Präsident tritt sein Amt an.“


Anlegen 2017 – Alle Teile der Serie

Zum Jahreswechsel gibt die Handelsblatt-Redaktion einen Ein- und Ausblick zu verschiedenen Anlageklassen und Geldanlagemöglichkeiten. Die Serie hat 14 Teile und läuft vom 22. Dezember bis 4. Januar 2017. Jeweils im Tagesverlauf geht eine weitere Folge online.

Teil 1 (22.12.): Aktien Deutschland

Teil 2 (23.12.): Wohnimmobilien

Teil 4 (25.12.): Aktien Nordeuropa

Teil 6 (27.12.): Aktien Europa

Teil 7 (28.12.): Aktien Schwellenländer

Teil 8 (29.12.): Gold

Teil 9 (30.12.): Devisen

Teil 10 (31.12.): Der beste Markt der Welt

Teil 11 (1.1.2016): Aus Fehlern lernen

Teil 12 (2.1.): Aktien USA

Teil 13 (3.1.): Kreditzinsen

Teil 14 (4.1.): Leser-Erwartungen 2017

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