Anleger getäuscht? Long Blockchain droht nach Börsenhype Delisting an der Nasdaq

Der Eistee-Hersteller soll Investoren mit seiner Umbenennung in die Irre geführt haben, sagt die Nasdaq. Nicht das einzige Problem für das Unternehmen.

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Die Technologiebörse, an der das Unternehmen gelistet ist, vermutet, dass Long Blockchain Anleger in die Irre führen wollte. Quelle: Reuters

New York Es klang wie ein genialer Marketing-Gag. Der Getränkeproduzent Long Island Iced Tea sorgte im Dezember mit eine Namensänderung für Schlagzeilen. Das Unternehmen würde fortan unter Long Blockchain firmieren, teilte das Unternehmen mit und kündigte an, 1.000 Maschinen zum Schürfen von Bitcoins kaufen zu wollen.

Der Aktienkurs schoss in die Höhe – legte fast 300 Prozent zu. Schließlich kam die Nachricht mitten im Hype um Bitcoins und Blockchains. Doch nun kommt die Rechnung.

Die Technologiebörse Nasdaq, an der das Unternehmen gelistet ist, vermutet, dass das Unternehmen Anleger in die Irre führen wollte. Die Nasdaq „glaubt, dass das Unternehmen eine Reihe von öffentlichen Angaben gemacht hat, um Investoren zu täuschen und vom genrerellen Interesse der Anleger in Bitcoins und Blockchains zu profitieren. Deshalb gebe es Bedenken, ob das Unternehmen für ein Listing an der Börse geeignet ist“, räumte CEO Shamyl Malik einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC ein. Dem würde er „deutlich widersprechen“. Er legte jedoch keine weiteren Argumente dazu vor.

Die Lage ist ohnehin ernst für Long Blockchain. Schon vor der Umbenennung hatte das Unternehmen mit Verlusten und einer zu niedrigen Marktbewertung zu kämpfen. Denn wenn der Wert für längere Zeit unter 35 Millionen Dollar liegt, ist das Unternehmen zu klein, um an der Nasdaq gelistet zu sein.

Die Blockchain-Idee könnte also von vorne herein nur darauf abgezielt haben, den Aktienkurs in die Höhe zu treiben und ein Delisting zu vermeiden. Doch der Effekt ist schnell verpufft. Am Donnerstag kostete eine Aktie noch 3,10  Dollar, rund 50 Cent mehr als vor der Umbenennung. Der Börsenwert lag bei knapp 32 Millionen Dollar.

Long Island Iced Tea war nicht das erste Unternehmen, das mit einer Umbenennung Schlagzeilen machte. Bioptix, ein Hersteller für Biotech-Ausrüstung, änderte im Oktober seinen Namen in Riot Blockchain und kündigte ebenfalls an, im großen Stil Bitcoins schürfen zu wollen und eine Kryptobörse aufzubauen. Der Aktienkurs war damals um 400 Prozent nach oben geschossen. Das Unternehmen ist ebenfalls an der Nasdaq gelistet und schreibt rote Zahlen.

Riot-Blockchain-Chef John O’Rouke wehrte sich am Mittwoch jedoch gegen Betrugsvorwürfe. Das Unternehmen habe in einer Auktion 500 Bitcoin erworben und meine es ernst mit der Blockchain-Initiative, sagte er gegenüber dem Nachrichtenportal Business Insider. Die Börse soll im Laufe des Jahres mit dem Handel von Kryptowährungen beginnen.

Auch der Foto-Konzern Kodak ist auf den Kryptohype aufgesprungen. Das Unternehmen kündigte den Bau einer eigenen Blockchain an. Mittels eines sogenannten Initial Coin Offerings (ICO) will das Unternehmen von Investoren Geld einsammeln und eine eigene Coin in Umlauf bringen. Sie soll Fotografen mit der Blockchaintechnologie dabei helfen, ihre Werke zu schützen.

Die Pläne mussten Ende Januar jedoch kurzfristig verschoben werden. Die SEC hatte die Regeln für ICOs verschärft und Kodak muss nun sicherstellen, dass sich nur professionelle Investoren an dem ICO beteiligen.

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