Anlegeralphabet Festverzinste Wertpapiere - warum Anleihen kein Rendite-Garant sind

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Auch die öffentliche Hand emittiert Anleihen


Aktien können nur von Aktiengesellschaften, also von Unternehmen, herausgegeben werden. Wer Anleihen emittiert, muss weder eine Aktiengesellschaft sein, noch ein Unternehmen. Auch Kommunen, Bundesländer oder Staaten können Anleihen ausgeben. Anleihen können über die Börse gehandelt werden, müssen das aber nicht. So vertreibt die Bäckereikette Heberer ihre Anleihe sogar per Flyer quasi über den Tresen hinweg.


Schon bei der Emission einer Anleihe wird festgelegt, wann das investierte Geld zurück zu zahlen ist und wie hoch die Zinsen sind. Das macht Investments in Anleihen berechenbarer – zumindest auf dem Papier. Anleihen sehen weniger riskant aus als Aktien, denn Aktionäre bekommen erst Geld aus ihrem Unternehmen, wenn nach Abzug aller Ausgaben noch genug Gewinn übrig bleibt, mit dem sich eine Dividende ausschütten lässt. Anleihezinsen dagegen muss das emittierende Unternehmen auch zahlen, wenn es gerade keine Gewinne erzielt.

Zins und Tilgung der Anleihe sind also fest versprochen. Garantiert sind sie damit noch lange nicht. Schuldner können ihr Versprechen der Rückzahlung und Zinszahlung nur erfüllen, wenn sie das Geld dafür haben. Oft genug haben sie das nicht, obwohl sie bei der Emission der Anleihe noch als kreditwürdig galten. Das schuldengeplagte Griechenland ist der prominenteste aber lange nicht der einzige Fall eines ausgefallenen Anleiheemittenten.

Seit Beginn der Eurokrise ist immer wieder von steigenden Renditen bei den Anleihen kriselnder Länder wie Griechenland die Rede gewesen. Warum sind steigende Renditen ein Krisenzeichen? Der Anleihezins ist typischerweise als Prozentwert des Nennwerts der Anleihe definiert. Bei einem Zins von fünf Prozent werden je 100 Euro Nennwert jährlich fünf Euro Zinsen fällig. Anders als der feste Nennwert kann der Kurs einer Anleihe aber fallen und steigen.

Wächst die Furcht, dass ein Gläubiger seine Schulden nicht bedienen kann, wollen Anleger ihre Anleihen schnell loswerden. Das lässt die Kurse deutlich sinken. Kriselnde Anleihen können am Markt nur noch Bruchteile ihres Nennwerts wert sein. Aus Investorensicht steigt dann die Rendite rechnerisch, weil die bis zum Ende der Laufzeit noch ausstehenden Zinsen auf einen niedrigere Investitionssumme gezahlt werden. Halbiert sich der Kurs, verdoppelt sich die Rendite. Was griechische Bonds betrifft, sind Privatanleger allerdings nicht großartig investiert gewesen.

Das war bei den berüchtigten Mittelstandsbonds anders. Als nach der Finanzkrise zahlreiche mittelständische Unternehmen mit sehr unterschiedlicher Bonität den Anleihemarkt entdeckten, griffen viele Privatanleger zu. Manche Emittenten lockten mit besonders hohen Zinsen, andere verfügten über bekannte Produkte und genossen daher das Vertrauen der Anleger.

Das wurde in vielen Fällen enttäuscht. Denn der Boom hatte auch finanzschwache Unternehmen an den Markt drängen lassen, die dringend Geld brauchten, aber von ihrer Bank aus gutem Grund keins bekamen. Statt in den soliden Mittelstand zu investieren, kauften Anleger häufig Ramschpapiere und verloren bei zahlreichen Insolvenzen Geld. Der anfangs gefeierte mittelständische Bondmarkt gilt heute als tot, neue Emissionen gibt es hier nur noch sporadisch.

Die bisherigen Folgen unseres Anlegeralphabets finden Sie hier.

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