Ähnlich monopolartig wie Imperial die Zigarren vertreibt der französische Schnapskonzern Pernod Ricard weltweit die kubanische Rummarke Havana Club. Jahrelang stritt sich Pernod Ricard mit dem Konkurrenten Bacardi darüber, wer den Markennamen weltweit benutzen darf. Bacardi hatte den Markennamen der von den kubanischen Revolutionären enteigneten Eigentümerfamilie Arechabala vor 20 Jahren abgekauft und vertreibt den Rum seitdem in den USA unter dem Namen Havana Club. Das starke Lobbying Bacardis in Washington soll 1996 mit zum Helms-Burton Gesetz geführt haben, welches das US-Embargo gegen Kuba noch mal verschärfte. Eine Neuauflage der juristischen Auseinandersetzungen ist wahrscheinlich, sollten kubanische Erzeugnisse schon bald in die USA exportiert werden.
Nicht nur um kubanischen Rum dürfte mit der Öffnung zwischen Kuba und den USA in der Justiz gestritten werden. Zahlreiche Unternehmen und Immobilien wurden von den Revolutionären ohne Entschädigung verstaatlicht. Die Nachfolger – darunter Coca-Cola, ExxonMobil und Colgate-Palmolive – dürften versuchen, nachträglich für die Verstaatlichung entschädigt zu werden. Auf mehr als 1,8 Milliarden Dollar erkannte das US-Justizministerium in den Siebzigerjahren die Entschädigungssumme in 6000 Fällen an – das wären heute mit Zinsen rund sieben Milliarden Dollar. Einige Unternehmen, deren Aktien an der Börse gehandelt werden, bereiten sich schon länger darauf vor, Klagen gegen Kuba zu erheben. Besonders exotisch ist der Fall des Büroartikelherstellers Office Depot. Nach mehreren Vereinbarungen und Fusionen in den letzten Jahren gehört dem Marktführer für Bürobedarf in den USA und Kanada heute der staatliche kubanische Stromproduzent – zumindest auf dem Papier. Im Revolutionsjahr versorgte das Stromunternehmen 90 Prozent Kubas mit Strom. Auch der Bergbaukonzern Freeport McMoRan Copper & Gold verlangt Entschädigungen für eine enteignete Nickel-Kobalt-Mine in Moa Bay von Kuba. Die Starwood-Hotel-Kette hat jahrelang gezielt Titel und Urkunden von enteigneten Immobilien in Kuba aufgekauft. Heute gehört Starwood eine große Immobilie nahe des Flughafens von Havanna – theoretisch.
Investitionen in Aktien von Unternehmen, die auf Entschädigung setzen, sind allerdings ein langwieriges und höchst unsicheres Geschäft: Ob die klagenden Unternehmen jemals in Dollar entschädigt werden, ist ungewiss. Im Fall Argentinien versuchen Investoren seit mehr als zehn Jahren das zahlungsunwillige Pampaland auf Entschädigung zu verklagen. Obwohl sie wichtige Etappensiege in der US-Justiz erreicht haben, gehen sie bisher leer aus. Auch in Kuba ist unwahrscheinlich, dass Kläger die geschätzt sieben Milliarden Dollar Abfindung erhalten. Realistischer dagegen könnte sein, dass Unternehmen als Entschädigungen staatliche kubanische Lizenzen erteilt bekommen: Etwa im Bergbau, Tourismus und Transportwesen.
Kuba liegt nur 180 Kilometer von den USA entfernt und war schon einmal vor der Revolution das bevorzugte Reiseziel von US-Touristen. Drei Millionen Amerikaner machten damals jährlich in Havanas Kasinos und Nachtclubs sündigen Urlaub, der in den prüden USA nicht möglich war.
Flug in die Karibik
Der nordamerikanische Gangsterboss Meyer Lansky hatte dort die Vergnügungsindustrie in der Nachkriegszeit fest in der Hand und wurde einer der wichtigsten Berater von Diktator Batista, bevor der von Fidel und Che gestürzt wurde. Heute reisen gerade mal 300.000 US-Touristen umständlich über Kanada und andere Karibikstaaten nach Kuba. Am besten auf einen Tourismusboom vorbereitet sind Unternehmen wie die Copa-Airlines aus Panama. Die Fluglinie ist schon lange auf Reiseziele in der Karibik, Südamerika und den USA spezialisiert. Mit Sitz und regionalem Hub in Panama-Stadt bedient die Gesellschaft, eine Tochter der United Continental Holdings, 34 Ziele in der Karibik. Niemand sonst kennt sich dort so gut aus wie die Piloten aus Panama. Eine ähnlich große Erfahrung in der Karibik mit Routen und Tourismus hat die Kreuzfahrtgesellschaft Royal Caribbean Cruises, die von Miami aus mehrere regionale Kreuzfahrtanbieter gekauft hat. Die Tochter Pullmantur etwa ist darauf spezialisiert spanische Touristen nach Kuba zu bringen. Schon lange auf der Insel mit Hotels vertreten ist die spanische Hotelkette Meliá International: 27 Häuser hat sie auf der größten Antillen-Insel verteilt. Die Aktie wird auch in Deutschland gehandelt.