Die neue WiWo App Jetzt kostenlos testen
Download Download

Apple-Kurssturz Lassen Investoren die Apple-Aktie fallen?

Das teuerste Unternehmen der Welt hat an der Börse deutlich Federn gelassen. Ist das Minus von 13 Prozent nur eine Börsenlaune, oder haben Investoren handfeste Gründe, die Apple-Aktie zu verkaufen?

  • Artikel teilen per:
  • Artikel teilen per:
Warum die Apple-Aktie eine Goldgrube ist
Apple: Milliardengewinne dank iPhone 6Ende des vierten Quartals des Apple-Geschäftsjahres 2013/14, das Ende September zuende ging, präsentierte Apple-Chef Tim Cook ein Ergebnis, das die Erwartungen weit übertraf. Der Umsatz erreichte mit 42,12 Milliarden Dollar einen neuen Rekord, übertraf das selbst gesteckte Ziel von 40 Milliarden Dollar und liegt fast fünf Milliarden Dollar über dem Vorjahreswert. Damit stieg auch der Nettogewinn um eine Milliarde auf 8,5 Milliarden Dollar. Aktionäre wie der aktivistische Carl Icahn können sich freuen: Nach den guten Zahlen und den von ihm durchgesetzten Aktienrückkäufen im Wert von 17 Milliarden Dollar kletterte auch der Gewinn pro Aktie um 24 Cent auf 1,42 Dollar. Icahn dürfte aber noch nicht zufrieden sein. Denn er sieht noch viel Potenzial für einen weiteren Kursanstieg der Apple-Aktie. Quelle: dpa
Carl Icahn ist bekannt für sein aktivistisches Investorenverhalten. In einem Brief an Apple-Chef Tim Cook begründete Icahn, warum die Aktie des iPad-Herstellers eigentlich an der Börse bei 203 Dollar stehen sollte. Das ist ungefähr das Doppelte des aktuellen Kurses. Icahn zufolge müsste Apple damit 1,2 Billionen Dollar wert sein. Einen Rat an Tim Cook enthielt der Brief auch... Quelle: REUTERS
Apple-Chef Tim Cook solle einen Aktien-Rückkauf im Volumen von bis zu 100 Milliarden Dollar angehen, schrieb Icahn. Er sprach von einer „massiven Unterbewertung von Apple auf dem heutigen Markt, von der wir glauben, dass sie nicht lange anhalten wird.“Für seine Einschätzung nannte Icahn fünf Argumente... Quelle: AP
Grund 1: Das iPhone dominiert den Premium-MarktDas neue iPhone 6 und iPhone 6 Plus sind wie Mercedes-Benz- Luxuswagen, jedoch erschwinglich genug für den Massenmarkt, argumentierte Icahn. Daher würden die Smartphones Marktanteile von anderen Herstellern gewinnen, deren Handys auf Android und damit auf dem Betriebssystem von Google basieren. Das gelte besonders auf dem Premiummarkt. Apple würde ein „zunehmend dominierendes mobiles Öko-System schaffen“, schrieb Icahn. Quelle: AP
Grund 2: Apple-Watch als neuer WachstumstreiberDie Apple Watch, die das Unternehmen vergangenen Monat vorgestellt hat und deren US-Verkaufsbeginn für Anfang 2015 in Aussicht gestellt wurde, sollte laut Icahn einen signifikanten Einfluss auf das Wachstum von Apple haben. Der Investor glaubt, dass Apple im kommenden Geschäftsjahr 20 Millionen Uhren verkaufen wird. In den Jahren 2016 und 2017 werde der Absatz dann auf insgesamt fast 120 Millionen Stück ansteigen. Icahn prognostizierte einen durchschnittlichen Verkaufspreis von 450 Dollar pro Uhr. Quelle: AP
Grund 3: iPads ziehen immer mehr in Unternehmen einDie neuen iPads und die im Juli dieses Jahres verkündete Allianz mit IBM sollten dazu beitragen, das Tablet-Geschäft von Apple in jedem der drei nächsten Geschäftsjahre um 13 Prozent nach oben zu treiben, sagte Icahn. Quelle: REUTERS
Grund 4: Der Fernseher könnte kommenSamsung und LG bauen bereits seit längerem sogenannte „Smart TVs“ – Fernsehgeräte, die mit dem Internet verbunden sind und ein ganzes Betriebssystem enthalten. Icahn glaubt, dass auch Apple in diesen Markt einsteigen könnte... Quelle: REUTERS

Was ist nur mit der Apple-Aktie los? Schon seit zehn Tagen fällt der Kurs, liegt nun schon 13 Prozent unter dem zwischenzeitlichen Hoch bei 120 Euro von Mitte Juli.

Die Apple-Aktie hat erstmals seit 1997 an zehn von elf Börsentagen Rückschläge hinnehmen müssen. Zudem unterschritt der Aktienkurs erstmals seit 2013 seinen 200-Tage-Durchschnitt – ein vielbeachteter Gradmesser für den Kurstrend. Damit schickten Anleger auch aus charttechnischen Gründen die Aktie auf Talfahrt.

Auch wenn die Analyse des Kursverlaufs mit Hilfe der Charttechnik vielen als Kaffeesatzleserei gilt, orientieren sich viele Anleger und automatisierte Handelsprogramme daran. So gilt ein Unterschreiten der 200-Tage-Linie – also des Durchschnitts der Aktienkurse der vergangenen 200 Tage – als eindeutiges Verkaufssignal. Charttechnisch droht damit ein Abbruch des seit 2013 bestehenden Aufwärtstrends. Charttechniker gehen davon aus, dass dann in der Folge mit weiteren Kursverlusten gerechnet werden muss, bis der Kursverlauf einen Boden erreicht. Ein eisernes Gesetz ist das jedoch nicht.

Die wichtigsten Fakten zum neuen Apple-System
Siri Quelle: dapd
Längere Akkulaufzeit
Multitasking für iPad Quelle: AP
Apple Pay Quelle: Screenshot
Apple Maps Quelle: Screenshot
Notizen Quelle: Fotolia
News Quelle: dpa

Auf der anderen Seite stehen die Argumente der Analysten. Die zeigten sich enttäuscht von den Verkaufszahlen des neuen Apple-Flaggschiffs. Mit dem iPhone allein macht Apple mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes und zwei Drittel des Konzerngewinns.

Überzogene Analystenerwartungen

Dabei verkaufte sich das neue iPhone 6 mit rund 75 Millionen Stück seit der Markteinführung im Herbst 2014 sogar ziemlich gut. Das Problem: Angeheizt vom Erfolg des Smartphones waren die Erwartungen der Anleger zuvor in den Himmel gewachsen; Analysten kamen gar nicht schnell genug hinterher mit ihren Hochstufungen und dem Prognose-Anheben.
Es ist das alte Spiel von Wachstum und Wachstumserwartungen, das der Apple-Aktie nun wieder zu schaffen macht: Hat ein Konzern Erfolg, - zumal einer, auf den sowieso alle Welt schaut - dann wachsen die Erwartungen der Börse an noch größere Erfolge in der Zukunft.

Die Enttäuschung in Form von Kursverlusten folgt auf dem Fuß. Es ist nur eine Frage der Zeit, die Gründe werden dann nachgeschoben. Sie sind nicht falsch, nur: Sie nutzen niemandem, weil sie prozyklisch und ex-post sind.

So sieht Apples erste Smartwatch aus
Die Apple-Jünger in Japan können sich freuen: sie konnten am Freitag als erste die neue Smartwatch ausprobieren, hier in einem Apple Store in Tokio. Mitnehmen durften sie die Uhr aber noch nicht, weil der offizielle Verkaufsstart erst am 24. April beginnt. Quelle: dpa
Die Uhren können bislang nur vorbestellt werden. Im Online-Store von Apple ging es am Freitag hoch her. Dort waren nach wenigen Minuten nur noch einige Modelle zum eigentlichen Verkaufsstart in zwei Wochen verfügbar. Quelle: AP
Kunden, die sich am Vormittag einloggten, wurden für sämtliche 38 Apple-Watch-Modelle auf ein Lieferdatum „in 4 bis 6 Wochen“ oder auf den Juni vertröstet. Ein Blick auf die Varianten der Apple Watch: Quelle: AP
Drei VariantenMit gleich drei Modellen seiner Smartwatch geht Apple an den Start: Fitnessvariante, Standardmodell und Luxusausführung (von links nach rechts) kommen offiziell ab dem 24. April in den Verkauf. Quelle: dpa
Zwei GrößenAlle Modelle sind in zwei Größen erhältlich: Die kleine Version ist 38 Millimeter hoch, die große ist 4 Millimeter höher. Das Innere der Uhr wird durch kratzfestes Saphirglas geschützt. Quelle: PR
StandardmodellSo sieht das Standardmodell der Apple Watch aus poliertem Edelstahl aus. Das Gehäuse der Uhr ist mit verschiedenen Leder-, Stahl- und Plastikarmbändern kombinierbar. Hier ist die Variante mit weißem Sportband zu sehen. Quelle: dpa
Clip-Armband oder Edel-SchnalleDas Design der Armbänder reicht von einfach bis ausgefallen: Hier der sogenannte „Milanese Loop“. Das Armband aus Edelstahlgewebe wird mit einem Magnetclip verschlossen und ist so beliebig verstellbar. Quelle: PR

Es gibt aber auch handfeste, nüchterne Gründe, die bei Apple Anlass zur Besorgnis geben, nur sind sie wenig überraschend. So fürchten Analysten und Anleger sich vor einer schwächeren Nachfrage in China. Zurecht, weil dort die Wirtschaft lahmt. China ist zum wichtigsten Wachstumsmarkt für das iPhone geworden und nach den USA zum zweitgrößten Ländermarkt.

Ist die Apple-Story also schon vorbei ? Der Versuch einer nüchternen Bestandsaufnahme:

  1. Wie stark schwächt sich das Wachstum ab?
    Auch das neue iPhone 6S, das Apple in wenigen Wochen vorstellen wird, dürfte sich gut verkaufen. Es wird zwar als Zwischenmodell (in der Autobranche würde man sagen: Facelift) kaum bahnbrechende neue Funktionen haben. Aber es gibt noch genügend Apple-Kunden in der Welt, die ein älteres Modell als das iPhone 6 besitzen, und die auf den Release gewartet haben, um auf das dann schon wieder leicht veraltete iPhone 6 upzugraden.
    Die Apple Watch-Verkäufe liegen im Rahmen der Erwartungen in Cupertino, nur nicht im  Rahmen der hochfliegenden Erwartungen mancher Analysten und Anleger. Abgesänge auf die Uhr sind verfrüht. Sie ist ohnehin nicht als maßgeblicher Umsatzknüller geplant, sondern soll Apples Strategie abrunden, mit seinen Geräten möglichst viel und möglichst oft im Alltag der Kunden präsent zu sein.
    Auch bei Apple Music gibt es Kritik. Aber wer das zähe Musikgeschäft kennt, für den sind elf Millionen zahlende Kunden im ersten Monat ein Riesenerfolg. Auch für Apple Music gilt, wie für die Uhr, dass sie Apples Ökosystem abrunden soll. Natürlich soll damit irgendwann Geld verdient werden, aber Apples Wohl und Wehe hängt weder von der Uhr, noch von dem Musikdienst ab. Der Apple-Gewinn hängt an den Verkaufszahlen des iPhone, und die sind in Ordnung.

  2. Ist die Aktie zu teuer?
    Kurze Antwort: nein! Verglichen mit anderen Hightech-Unternehmen und erst recht mit Aktien aus weniger wachstumsreichen Branchen wie Nahrungsmittel oder Konsum ist Apple eine überaus solide bewertete Aktie mit exzellenter Bilanz und guten Kennzahlen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der für 2015 geschätzten Gewinne liegt nur bei 12,4. BASF kommt auf 14,8, Beiersdorf auf 26,9.
    Hinzu kommen Apples rund 200 Milliarden Dollar an Barmitteln. Die lassen alle Möglichkeiten offen für höhere Dividenden und Aktienrückkäufe, die den Kurs weiter treiben dürften.

  3. Hat Apple noch Potenzial?
    Kurzfristig ist es begrenzt, langfristig ja. Spannend wird mal die neue Version des Apple TV im September und dann vielleicht sogar ein eigenes TV-Entertainment-System in 2016. Weiter weg bieten die Themen vernetztes Auto und Apple Pay erhebliches Umsatzpotenzial.

Diese Argumente dürften auch die Schweizer Nationalbank (SNB) überzeugt haben. Als Notenbank ist die SNB die Hüterin des Schweizer Franken – und glaubt offenbar an Apples Zukunft: Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Zentralbank im ersten Halbjahr ihren Bestand an Apple-Aktien von 8,9 auf 9,2 Millionen Stück aufgestockt hat.

Die Notenbanker kaufen mit Schweizer Franken seit Monaten massiv ausländische Wertpapiere, um Franken in den Markt zu drücken, damit der Außenwert der Schweizer Währung nicht weiter steigt und so die Schweizer Exporte belastet. Die Apple-Papiere würde die SNB nicht kaufen, wenn sie große Kursverluste erwarten würde.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%