Attraktive Einzelwerte Freie Bahn mit Übernahmeaktien

Übernahmekandidaten bieten in allen Börsenphasen sichere Gewinnchancen. So stehen etwa Bahntechniker Vossloh und Online-Netzwerker Xing im Fokus von Aufkäufern. Worauf Anleger jetzt setzen können.

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Zehn Szenarien für 2013 - und was sie für Anleger bedeuten
Der Euro wird überlebenDie europäische Währung, Dauerpatient auf der Intensivstation, wird bis 2013 nicht sterben - davon gehen jedenfalls die Analysten der Research-Abteilung von HSBC Trinkaus aus. Ihre Prognose begründen sie mit den Treuebekundungen der europäischen Politiker zum Euro und dem Versprechen der EZB unbegrenzt Staatsanleihen klammer Staaten zu kaufen, die einen Hilfsantrag beim Euro-Rettungsschirm gestellt haben. Die Märkte werden sich langfristig beruhigen, sofern die Euro-Länder ihre Hausaufgaben machen. Quelle: dpa
Niedrige Zinsen, niedrige InflationDie Zinsen werden mittelfristig niedrig bleiben. Die Analysten der HSBC rechnen damit, dass die EZB ihre Niedrigzinspolitik auch noch 2013 fahren wird. Allerdings gehen sie auch von einer niedrigen Teuerungsrate aus. Paradox? Nein. Denn die Geldflut der EZB werde nicht über Kredite in die Realwirtschaft fließen und zwar wegen hoher Arbeitslosigkeit und Unterkapazitäten in der Euro-Zone. Ausnahme bleibe Deutschland: Hierzulande könnte die Inflation stärker anziehen - dank Lohnsteigerungen und robustem Arbeitsmarkt. Quelle: dpa
Keine ImmobilienblaseEine Immobilienblase in Deutschland sehen die Experten nicht. Das heißt aber nicht, dass Immobilien nicht gefragt sein werden. Dafür sprechen niedrige Zinsen und damit niedrige Finanzierungskosten. Zudem sei der Arbeitsmarkt robust - und wer einen sicheren Job hat, der will auch ein eigenes Häuschen. Doch Immobilien könnten auch als Anlageklasse interessanter werden – dank niedriger Renditen bei festverzinslichen Papieren und volatiler Aktienmärkte. Quelle: dpa
Dollar könnte unter die Räder kommenFür eine Belastung des Dollar-Kurses sehen die Analysten der HSBC für 2013 drei Faktoren. Erstens: Die lockere Geldpolitik der US-Notenbank und wahrscheinlich werden weitere quantitative Maßnahmen folgen. Zweitens driften die USA auf die Schuldenobergrenze zu. Wenn diese nicht erhöht wird, wird die US-Regierung zahlungsunfähig, was die Wirtschaft belasten und automatisch Steuererhöhungen mit sich bringen wird. Als dritten Grund sehen sie eine mögliche Verlagerung der Aufmerksamkeit. Während derzeit alle Welt auf die Staatsfinanzen der Euro-Länder schauen, könnte sich in Zukunft die Diskussion auf die USA konzentrieren. Quelle: dpa
Gold glänztDer Goldpreis wird weiter steigen. Weil Notenbanken Gold kaufen, die Realzinsen negativ sind und Währungen abgewertet werden, steigt die Beliebtheit des Edelmetalls weiter. Sorgen um eine wachsende Inflation verstärken diesen Trend noch. Die Geldflut dürfte außerdem ihren Weg zum Gold finden, das im Gegensatz zur Währung nicht beliebig vermehrt werden kann. Quelle: dpa
Unternehmensanleihen sind interessantAufgrund ihrer Prognosen für das Jahr 2013 hat die HSBC auch bestimmte Anlagestrategien empfohlen. Die Investmentgrade-Unternehmensanleihen gehören dazu. Denn selten sei der Aufschlag im Verhältnis zur Rendite so hoch gewesen. Langfristig sei das Chance-Risiko-Verhältnis besonders attraktiv. Gegen ein kurzfristiges Investment in diese Anlageklasse spreche dagegen vor allem die geringe Liquidität. Bei Staatsanleihen von Ländern mit einem guten Rating sind die Renditen kleiner als die Inflation und deshalb unattraktiv. Quelle: dpa
Spekulativ: Hoch-Zins-AnleihenIn Tagen der Niedrigzinspolitik ist bei Staatsanleihen wenig zu holen. Die Analysten der HSBC empfehlen deshalb spekulativen Investoren High-Yield-Anleihen - jedoch nur als Beimischung. Allerdings ist bei Unternehmens-Hochzins-Anleihen Vorsicht geboten: Die hohen Zinsen gibt es wegen der schlechten Kreditwürdigkeit der Unternehmen. HSBC empfiehlt deshalb, sich die Unternehmen genau anzuschauen und solche auszuwählen, die ein solides Geschäftsmodell und geringe Verschuldung. Quelle: dpa

Normalerweise läuft das Spiel so: In den USA gründet sich ein Tech-Unternehmen, kurze Zeit später kopiert ein deutsches Startup das US-Modell. Sind beide erfolgreich, kauft das US-Unternehmen das deutsche auf: So wie Ebay einst den deutschen Klon Alando, kaufte oder Ende Oktober das US-Bewertungsportal Yelp den deutschen Konkurrenten Qype, für rund 50 Millionen Dollar.

Doch diesmal ist nicht normal. Lange Zeit spekulierten Börsianer, ob das US-Profi-Netzwerk LinkedIn das deutsche Pendant Xing übernehmen würde. Aber Hubert Burda war schneller. Der Münchner Großverleger ("Focus", "Bunte") war frühzeitig beim Hamburger Netzwerk eingestiegen und hatte sich im März dieses Jahres weitere Optionen auf eine Aufstockung seines Altanteils von knapp 30 Prozent gesichert. Nun, vor gut zwei Wochen, überschritt Burda die Schwelle von 30 Prozent an Xing und war gezwungen, allen anderen Aktionären ein Übernahmeangebot vorzulegen. Das lag mit 44 Euro je Aktie immerhin 18 Prozent über dem Xing-Kurs vom Vortag.

Wo sich Übernahmespekulationen lohnen, wo nicht

Kurs von Heiler Software hat sich verdoppelt

Nach einer langen Sommerpause ist an der Börse wieder Schwung ins Übernahmekarussell gekommen, nicht nur wegen Burda und Xing. "Wir haben am deutschen Markt schon im dritten Quartal eine leichte Aufwärtstendenz gesehen. Die setzt sich derzeit fort", sagt Michael Ulmer, Experte für Übernahmen (Mergers and Acquisitions/M&A) bei der Anwaltssozietät Allen & Overy in Frankfurt.

Anleger, die Anfang Juli auf einen potenziellen Aufkauf des Softwarehauses Itelligence durch seinen Großaktionär NTT setzten (WirtschaftsWoche 28/2012), können jetzt einen Gewinn von 60 Prozent einstreichen. Der japanische Großkonzern will den Bielefelder Mittelständler für 10,80 Euro je Aktie komplett übernehmen. Mehr als verdoppelt hat sich der Kurs der Stuttgarter Heiler Software, die vom US-Unternehmen Informatica geschluckt werden soll.

Übliches Vorgeplänkel

Vossloh-Kurs

So weit ist Heinz Hermann Thiele noch nicht. Der Eigner des Münchner Bremsenherstellers Knorr-Bremse stockte gerade seine Beteiligung am MDax–notierten Bahntechnikkonzern Vossloh auf 25 Prozent auf – ab einem Anteil von 30 Prozent müsste auch Thiele allen anderen Aktionären ein freiwilliges Übernahmeangebot machen. Vossloh ist eine heiße Spekulation. Nicht nur, weil Thiele zugekauft hat, sondern auch, weil die Familiengemeinschaft Vossloh 34 Prozent der Aktien hält und der Konzern selbst noch einmal zehn Prozent eigene Anteile gebunkert hat.

Zwar arbeitet Milliardär Thiele nach eigenen Angaben "nicht an einem Übernahmeangebot". Doch dürfte es sich bei seiner Aussage eher um das übliche Verbalgeplänkel handeln. Anleger können darauf wetten, dass es früher oder später zu einem Kampf um die Anteile zwischen der Vossloh-Familie und dem bei den Sauerländern unerwünschten Investor Thiele kommen dürfte. Die Aktie, derzeit bei 76 Euro, könnte dann wieder in Richtung der alten Höchstkurse bei 100 Euro springen.

Keine Blase

Milliardenabschreibungen statt fetter Gewinne
Ron Sommer investierte 2001 rund 40 Milliarden Euro in die Übernahme des US-Mobilfunkanbieters Voicestream. Der damalige Telekom-Chef wollte damit den US-Markt erobern - der Plan ging schief. Bis heute leidet die Telekom unter der Übernahme. Im dritten Quartal 2012 hat die Telekom den Buchwert der US-Tochter um brutto 10,6 Milliarden korrigiert. Insgesamt hat die Telekom schon rund 20 Milliarden Euro auf das Übersee-Geschäft abgeschrieben. Der aktuelle Telekom-Chef René Obermann möchte dem Debakel durch eine Fusion mit den Konkurrenten MetroPCS Herr werden. Quelle: AP
2001 kaufte die Deutsche Post unter Klaus Zumwinkel den amerikanischen Expressdienst DHL - für 22 Milliarden Euro. 2005 legte er 5,6 Milliarden Euro für den britischen Kontraktlogistiker Exel hin. Beide Zukäufe brachten das Unternehmen nicht voran. Im Gegenteil: Das US-Inlandsnetz DHL erwies sich als katastrophaler Geldvernichter. DHL konnte sie nie gegen die US-Konkurrenten Fedex und UPS durchsetzen. Mit dem Kauf des Flugdienstes Airborne, der dazu gedacht war, das DHL-Geschäft auszubauen verbrannte der Post-Chef nur weitere 310 Millionen Dollar. 2008 beschloss der neue Konzernchef Frank Appel den Ausstieg aus dem desaströsen US-Geschäft. Quelle: dpa/dpaweb
Unter Jürgen Schrempp fusionierte Daimler 1998 mit den US-Autobauer Chrysler. 36 Milliarden Dollar flossen in die Hochzeit. Die Ehe erwies sich als eine der größten Pleiten der Automobilindustrie. Dank Chrysler rutschten die Stuttgarter in die roten Zahlen. Schrempp-Nachfolger Dieter Zetsche machte der glücklosen Verbindung 2007 ein Ende und verkaufte Chrysler. Kosten für den Fehlgriff: 30 Milliarden Euro. Weitere Milliarden verbrannte Daimler-Chef Schrempp mit der Beteiligung an Mitsubishi - 2005 stiegen die Schwaben wieder aus. Quelle: dpa/dpaweb
Ursprünglich wollte Ex-E.On-Chef Wulf Bernotat den spanischen Energiekonzern Endesa komplett übernehmen und dafür 42,3 Milliarden Euro locker machen. Stattdessen kamen die italienische und spanische Konkurrenz zum Zug. E.On musste sich mit Beteiligungen im Wert von 11,5 Milliarden Euro zufrieden gegeben - immer noch viel zu viel wie sich herausstellte. Ende 2011 waren die Beteiligungen nur noch gut 9,4 Milliarden Wert. Durch die missglückte Expansion nach Südeuropa hat den Energiekonzern bisher Abschreibungen im Wert von 6,5 Milliarden Euro angehäuft. Quelle: AP
Siemens-Chef Peter Löscher zieht 2009 die Übernahme des israelischen Solarthermie-Unternehmens Solel durch. Kosten: 284 Millionen Euro. Jetzt will er die Sparte wieder loswerden. Im Geschäftsjahr 2010/11 musste Siemens auf Solel insgesamt 231 Millionen Euro abschreiben. Etwa fünf Milliarden Euro zahlte Siemens für das US-Unternehmen Dade Behring, mehr als das Vierfache des Jahresumsatzes oder fast das 19-Fache des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Als völlig überteuert kritisierten viele Analysten den Deal – und behielten recht. Im Herbst 2010 musste Löscher auf Dade Behring schließlich 1,1 Milliarden Euro abschreiben. Grob verschätzt hat sich Löscher auch beim Kauf der oberbayrischen Leuchtenfirma Siteco durch die Siemens-Tochter Osram im Februar 2011. Der Kaufpreis lag bei 260 Millionen Euro. Siteco entwickelt sich, etwa wegen der schwächeren Margen im Lichtgeschäft, schlechter als erwartet. Ende Juni schrieb Osram 100 Millionen Euro ab. 2010 fuhr Siteco einen operativen Verlust von 6,9 Millionen Euro ein. Weder Siemens noch Osram verraten, ob die Tochter inzwischen profitabel ist. Quelle: REUTERS

Wichtig: Die Avancen der meisten Aufkäufer sind aktuell nicht spekulativ getrieben, Anleger investieren also nicht in eine Blase. "Die derzeit laufenden Übernahmen entspringen nahezu alle einer industriellen Logik, um die Wertschöpfung zu verbessern", sagt Ulmer.

Mit knapp 59 Milliarden Dollar in den ersten neun Monaten 2012 liegt das Volumen an angekündigten Übernahmen in Deutschland zehn Prozent höher als 2011 und auf dem höchsten Niveau seit 2009. Große Übernahmen sind der Kauf von 50,1 Prozent an Porsche durch VW für umgerechnet 8,8 Milliarden Dollar und der ankündigte Einstieg der Telekom bei der amerikanischen MetroPCS. Zwei Ligen darunter will die niederländische Technologie-Holding THK den Münchner Konkurrenten Augusta schlucken, und die Luxemburger Redline Management Capital versuchte gerade, den Online-Kunsthändler Artnet feindlich zu übernehmen. Freundlich erwarb vor gut einer Woche der Regensburger Immobilienunternehmer Johann Vielberth zehn Prozent am Computerhändler Cancom – da könnte kurssteigernd noch mehr gehen.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Keine Gewinne im Wildwest-Segment

Doch auch bei vielen mittelständischen Industrieunternehmen sind für Anleger lukrative Gewinne nach Übernahmen drin. So hat sich der Kurs des Kranbauers Demag seit 2009 mehr als vervierfacht, nachdem US-Wettbewerber Terex sukzessive 82 Prozent der Aktien eingesammelt hat. Zuletzt boten die Amerikaner 45,50 Euro je Demag-Aktie, der Kurs jedoch notiert um gut zehn Prozent über dem Angebot, weil der gefürchtete Londoner Hedgefonds Elliott gegen die Offerte vor Gericht gezogen ist, um mehr Geld herauszuschlagen.

Elliott hält 12,7 Prozent an Demag. Sollten sich Terex und Elliott auf eine höhere Abfindung einigen, hätten Privataktionäre in diesem speziellen Fall möglicherweise nichts davon. Denn Demag hat kürzlich das regulierte Börsensegment verlassen und ist in das Wildwest-Segment Entry Standard mit schlaffen Regeln gewechselt. Dort müssen Unternehmen nicht alle Aktionäre gleich behandeln. Ein Trost aber bleibt: Alle Aktionäre erhalten zukünftig jedes Jahr 3,33 Euro je Aktie, zumindest bis 2017. Erst dann kann ein Beherrschungsvertrag, den Terex und Demag dieses Jahr geschlossen haben, erstmals gekündigt werden.

Technologie bevorzugt

Höchste Chancen in der ersten Phase

Grundsätzlich läuft eine Übernahme in vier Phasen ab, die unterschiedlich hohe Kursgewinne für Aktionäre versprechen.

In der ersten Phase erwirbt ein Aktionär einen wesentlichen, aber nicht dominierenden Anteil. Ab einem Anteil von drei Prozent am Unternehmen ist ein Käufer erstmals verpflichtet, seine Beteiligung zu melden. Die weiteren Schwellen sind 5, 10, 15, 20, 25, 50 und 75 Prozent. Zudem sind Derivate, über die später Aktien erworben werden können, ebenfalls meldepflichtig, ab einer Schwelle von fünf Prozent. In der Phase des Ersteinstiegs eines potenziellen Aufkäufers sind generell die Chancen auf hohe Kurssteigerungen am höchsten einzuschätzen. "Privatanleger können beobachten, wann und zu welchem Preis größere Aktionäre einsteigen, aufstocken oder bestimmte Schwellen überschreiten und sich dann entscheiden, mitzuziehen oder eventuell bei höheren Kursen im Übernahmeprozess auch auszusteigen", sagt Ulmer von Allen & Overy.

In der dritten Phase wird es spannend

Mit diesen Werten zocken Anleger am liebsten
15. PlatzDie Commerzbank-Aktie liegt wie Blei in vielen Depots. Viel Freude hatten die Aktionäre in den vergangenen Monaten und Jahren nicht mit den Papieren. Auch die Kursgewinne der vergangenen Wochen ändern daran wenig. Trotzdem oder gerade deshalb gehört die Commerzbank zu den beliebtesten Basiswerten der Zertifikate-Anleger. Mit einem Volumen von 13,5 Millionen Euro wurden an der Stuttgarter Börse Commerzbank Faktor 4x Short DAXF Indizes ge- und verkauft. Das reicht für Platz 15 der beliebtesten Basiswerte, die im September an der Stuttgarter Börse gehandelt wurden. Quelle: Börse Stuttgart Quelle: dpa
14. PlatzAuch die Bayer-Aktie zog zuletzt kräftig an. Seit Juli ist das Papier kontinuierlich im Wert gestiegen. Von den Kursgewinnen wollten auch viele Zertifikate-Anleger profitieren. Sie handelten Papiere mit Basiswert Bayer für 15,5 Millionen Euro. Quelle: AP
13. PlatzIm August brach bei BMW der Neuwagenverkauf um 13,5 Prozent ein. Das belastete auch den Kurs der Aktie. Dennoch waren die Papiere zuletzt bei den Anlegern gefragt. Zertifikate mit Basiswert BMW wurden mit einem Volumen von 19,1 Millionen Euro gehandelt. Quelle: dapd
12. PlatzEntgegen ihrer Ankündigung wird die Commerzbank wohl auch für das Geschäftsjahr 2013 keine Dividende an ihre Aktionäre auszahlen. Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus plagen vor allem Probleme im Kreditgeschäft. Zertifikate-Anleger stört das weniger. Sie zockten trotzdem kräftig mit Papieren auf Deutschlands zweitgrößte Bank. Im September wurde der Basiswert Commerzbank an der Börse Stuttgart mit einem Volumen von 21,5 Millionen Euro gehandelt. Quelle: dpa
11. PlatzObjekt der Begierde vieler Anleger war im September auch Silber. Sie kauften und verkauften Papiere mit Basiswert Silber im Volumen von 22,8 Millionen Euro. Quelle: dpa
10. PlatzAnfang Juni war ein günstiger Zeitpunkt, um Aktien der Telekom zu kaufen. Seither hat das Papier rund 20 Prozent zugelegt. Im September war der Bonner Konzern auch bei Zertifikate-Anlegern gefragt. Sie kauften und verkauften den Basiswert Telekom in Höhe von 23,1 Millionen Euro. Quelle: dapd
9. PlatzDie Pkw-Absatzkrise in Deutschland macht auch Volkswagen zu schaffen. Doch was hierzulande schlecht läuft, klappt in den USA umso besser. Dort verbuchen die Wolfsburger Verkaufsrekorde. Ähnlich gefragt wie VW-Fahrzeuge in Übersee, war im September der Wolfsburger Konzern bei Anlegern. Sie kauften und verkauften Zertifikate auf die Aktie im Volumen von 26,2 Millionen Euro. Quelle: rtr

Die zweite Phase startet, wenn ein Aktionär wenigstens 30 Prozent aller Anteilsscheine hält. Dann ist er verpflichtet, allen anderen Aktionären ein freiwilliges Übernahmeangebot zu machen. Der Mindestpreis, den er bieten muss, ist der Durchschnittskurs während der letzten drei Monate vor Bekanntgabe des Überschreitens der 30-Prozent-Schwelle. Die Kurschancen für Anleger hängen davon ab, welche Ziele der Großaktionär verfolgt. Will er mächtig aufstocken, winkt eine üppige Prämie. Möchte er seinen Anteil eigentlich gar nicht oder noch nicht ausbauen, wie möglicherweise Burda bei Xing, sind die Zuschläge zunächst überschaubar.

10 Tipps für Börseneinsteiger

Spannend wird es wieder, sobald der Großanteilseigner drei Viertel aller Aktien hält. Dann kann er in der dritten Phase einer Übernahme einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag in die Wege leiten. Die Gewinnabführung beinhaltet regelmäßig eine garantierte Dividende, die per Gutachten festgelegt wird – für alle Aktionäre. Zudem erhalten die Minderheitsaktionäre erneut ein Übernahmeangebot. "Als Minderheitsaktionär habe ich die Wahl: Verkaufe ich gegen eine Abfindung oder logge ich mir die Garantiedividende ins Depot", sagt Ulmer. Vorteil: Die Dividenden sind sicherer als Ausschüttungen, die jedes Jahr neu festgelegt werden müssen und vom Geschäftsverlauf des Unternehmens abhängen.

Oft Klagen nach Squeeze-Out

Die Komplettübernahme mit Rückzug von der Börse ist die letzte Phase. Hat der Mehrheitsaktionär je nach Fall 90 oder 95 Prozent der Aktien erworben, kann er die verbliebenen Anteilseigner aus ihren Papieren drängen. Dieser Squeeze-out führt regelmäßig zu Streitigkeiten. Klage-Profis wie der Würzburger Wirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger gehen auch nach Ende der Börsennotiz noch gegen Unternehmen vor, um im sogenannten Spruchverfahren eine höhere als die zuletzt gezahlte Abfindung herauszuholen. 21 Jahre etwa mussten sich Aktionäre der Nürnberger AEG gedulden, bis die letzte Gerichtsakte gegen die ehemalige Mutter Daimler geschlossen war.

Dirk Lorenz, Anwalt bei Taylor Wessing in München, hat sich alle 89 zwischen 2009 und 2011 abgeschlossenen Spruchverfahren angeschaut. In 54 Fällen waren Anteilseigner per Squeeze-out abgefunden – und erhielten später noch einmal "eine durchschnittliche Erhöhung der vorherigen Barabfindung über 26 Prozent", so Lorenz. Allerdings müssen Investoren Geduld mitbringen: Knapp sieben Jahre dauerte es im Durchschnitt, bis der letzte Zuschlag aufs Konto geflossen war. Die Frankfurter Solventis Wertpapierbank ermittelte für 2006 bis 2009 Renditen zwischen 15,2 und 23,1 Prozent in denjenigen Fällen, die statt im Spruchverfahren über Vergleiche nach Anfechtungsklagen beigelegt worden waren.

Nicht jedes Gerücht wird zur Übernahme

Drei Aktientipps für alle Anleger
BASF - Die Chemie stimmt nochAm weltgrößten Chemiekonzern würde ein Einbruch des chinesischen Wirtschaftswachstums nicht spurlos vorübergehen. Doch langfristig würde BASF aus einer neuen Krise gestärkt hervorgehen und Marktanteile gewinnen: Die Bilanz ist solide, die Kosten sind im Griff, und bei fast allen Kunden kann BASF derzeit Preiserhöhungen durchsetzen. Quelle: ZB
Dank der Konzerntochter Wintershall (Öl- und Gasförderung) leiden die Ludwigshafener weniger unter steigenden Energiepreisen als andere Chemiekonzerne. Zudem ist die Aktie nicht teuer. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 76,8 Kurs/ Stoppkurs (in €): 67,06/ 53,20 Börsenwert (in Mrd. €): 61,6 Dividendenrendite (in %): 3,7 KGV 2012/ 2013: 12,3/ 11,1 Chance/Risiko: 6/5 Quelle: Bloomberg, Stand: 4. Oktober 2012
SAP - Erfolge in der WolkeSAP hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: 2015 will der Konzern als erster Anbieter weltweit vollständig profitabel in der Cloud (Software flexibel im Netz mieten, statt sie zu kaufen und fest zu installieren) arbeiten. Cloud Computing ist eine Revolution, herkömmliche Softwareumgebungen werden nach und nach verschwinden. Quelle: dapd
SAP, dort groß geworden, hat die Herausforderung wider Erwarten gut angenommen. Die Produkte der Kurpfälzer sind inzwischen auch für kleinere Kunden aus Schwellenländern und Mittelstand attraktiv – lange ein Manko. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 16,1 Kurs/ Stoppkurs (in €): 54,93/ 44,30 Börsenwert (in Mrd. €): 67,5 Dividendenrendite (in %): 1,4 KGV 2012/ 2013: 18,0/ 15,6 Chance/Risiko: 6/5 Stand: 4. Oktober 2012
Bayer - Die Apotheke vom RheinDie Aktie ist schon gut gelaufen, Skeptiker werden auf das deshalb gestiegene KGV und das respektable Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,6 verweisen. Doch Bayer hat in den vergangenen Jahren viele Probleme beseitigt oder verkleinert, die zuvor auf dem Kurs gelastet hatten, etwa die früher sehr schwache Pharma-Pipeline aufgefüllt. Quelle: dapd
Zudem expandiert Bayer stark im Pflanzenschutz und bei Saatgut, also in zwei sehr zukunftsträchtigen Branchen. Auch das stabile Geschäft mit Veterinärmedizin baut Bayer aus, etwa in den USA. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 38,9 Kurs/ Stoppkurs (in €): 67,60/ 58,60 Börsenwert (in Mrd. €): 55,9 Dividendenrendite (in %): 2,4 KGV 2012/ 2013: 12,6/ 11,5 Chance/Risiko: 7/6 Stand: 4. Oktober 2012

Rund 40 Prozent machten Anleger gut, die auf das zu Jahresanfang aufkommende Gerücht setzten, die Drogeriekette Douglas werde attackiert. Die US-Beteiligungsgesellschaft Advent strebt mit Unterstützung der Noch-Großaktionärsfamilien Oetker, Kreke und Müller eine Dreiviertelmehrheit am MDax-Wert an. Dass es in absehbarer Zeit mehr geben wird als die aktuell gebotenen 38 Euro je Aktie glauben Investoren nicht. Der Kurs jedenfalls notiert sogar unterhalb des Angebotes, weil die Offerte noch scheitern kann.

Nicht jedes Börsengerücht materialisiert sich eben am Ende auch in einer Übernahme. Heiß gehandelt werden derzeit unter anderem der Netzwerktechniker Adva Optical mit dem Münchner Finanzinvestor Egora als bisher einzigem größerem Aktionär und der Stahlhändler Klöckner & Co, ganz ohne Großanteilseigner. Am TecDax-Wert Adva wird dem US-Konzern Juniper Interesse zugeschrieben, der sich für nur 200 Millionen Euro plus Zuschlag technische Innovation made in Germany sichern könnte. Bei Klöckner könnte US-Konkurrent Reliance Steel mit Sitz in Los Angeles zuschlagen. Der größte US-Stahlhändler ist hierzulande kaum vertreten. Klöckner ist in diesem Jahr in die roten Zahlen gerutscht, die Aktie kostet nur ein Drittel des Preises vom Frühsommer 2011.

Es rumort bei WMF

Ähnlich hohe Kursverluste binnen gut eines Jahres mussten Deutz-Aktionäre hinnehmen, darunter die beiden Großanteilseigner Same Deutz-Fahr und Volvo. Der Kölner Motorenbauer kostet derzeit inklusive Nettoschulden gut eine halbe Milliarde Euro – nur rund ein Drittel des Jahresumsatzes 2011. Selbst ohne Übernahmefantasie ist das nicht teuer und sichert ab.

Mächtig rumort es bei WMF. Erst bestätigte der damalige Großaktionär Capvis gegenüber der WirtschaftsWoche, dass sich der Schweizer Investor von seinem 52-Prozent-Paket trennen wolle. Dann folgten prompt Avancen der US-Private-Equity-Gesellschaft KKR, die bis dato 47 Euro je Stammaktie und 31,80 je Vorzugsaktie des Küchenwarenherstellers bietet.

Anleger können wieder mitspekulieren

Zwar hat der zweite große Altaktionär von WMF, der Österreicher Andreas Weißenbacher mit seiner Beteiligungsgesellschaft Fiba, seinen Anteil von 37 auf noch gut 25 Prozent reduziert. Aber damit ist die von KKR gewünschte Beteiligungsquote von 75 Prozent nach wie vor blockiert. Nachdem die Stammaktien jetzt deutlich unter den Angebotpreis von 47 Euro gerutscht sind, können Anleger wieder mitspekulieren.

Generell kann es sich lohnen, auch bei übernommenen und beherrschten Unternehmen bei der Stange zu bleiben. So etwa bei der Kölner Interseroh. Großaktionär Alba hat mit dem Recyclingunternehmen einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abgeschlossen. Aktionäre erhalten für jedes volle Geschäftsjahr eine Ausgleichszahlung von 3,94 Euro je Interseroh-Aktie, die seit Kurzem unter dem Namen Alba an der Börse notiert ist. Bei einem Kurs von 64 Euro, sind das sechs Prozent Rendite. Garantiert, nicht nur versprochen.

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