Auch Ölpreis steigt wieder stark Ukraine-Krieg und EZB-Entscheid setzen Aktienbörsen zu

Die Weltkrisen haben ihren Anteil: Dax und Dow Jones sind gefallen. Quelle: REUTERS

Die Hoffnungen in die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine haben sich nicht erfüllt. Auch deshalb mussten der Dax und Dow Jones Einbußen hinnehmen.

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Die ergebnislosen Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine setzen den internationalen Börsen zu. Außerdem signalisierte die Europäische Zentralbank (EZB) ein Ende ihrer Wertpapierkäufe für den kommenden Sommer. Den Zeitpunkt für eine Zinswende ließ sie dagegen offen.

Dax und EuroStoxx50 fielen am Donnerstag jeweils etwa drei Prozent auf 13.442,10 beziehungsweise 3646,90 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte 1,3 Prozent ein. Europäische Staatsanleihen flogen ebenfalls aus den Depots, wodurch die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 0,27 Prozent stieg. Der Euro konnte von der Aussicht auf eine straffere Geldpolitik nur kurz profitieren und verbilligte sich bis zum Abend auf 1,1005 Dollar.

Im Gegensatz zur US-Notenbank Fed oder der Bank von England (BoE) unternehme die EZB nur Mini-Schritte im Kampf gegen die Inflation, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Bei diesen beiden Zentralbanken rechnen Börsianer fest mit Zinserhöhungen in der kommenden Woche. In den USA untermauerte ein Anstieg der Inflation auf den höchsten Stand seit 40 Jahren diese Erwartung.

Russlands Angriff auf die Ukraine bremst das Wachstum und lässt die Börsenkurse purzeln, treibt die Inflation und vermiest die Konsumlaune. Der Weltwirtschaft droht ein Comeback der Siebziger – oder Schlimmeres.
von Malte Fischer, Julian Heißler, Bert Losse, Jörn Petring, Christian Ramthun

Unabhängig davon reagierten Anleger enttäuscht, dass es bei den russisch-ukrainischen Gesprächen im türkischen Antalya keinen Durchbruch gab. Die Gespräche sollen aber fortgesetzt werden. „Die Aussicht auf Frieden, eine unmittelbare Deeskalation ist reines Wunschdenken“, gab Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets zu bedenken.

Ölpreis zieht wieder kräftig an – Gas billiger

Unterdessen zog der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 2,5 Prozent auf 113,71 Dollar je Barrel (159 Liter) an, nachdem er am Mittwoch wegen Spekulationen auf eine Ausweitung der Produktion einiger Opec-Staaten und der USA um rund 13 Prozent eingebrochen war. Das seien aber lediglich Gewinnmitnahmen gewesen, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Die US-Produktion könne nicht von heute auf morgen hochgefahren werden. Gleichzeitig schienen die meisten großen Exportländer wenig gewillt, ihre Fördermengen anzuheben.

Bei Erdgas entspannte sich die Lage dagegen weiter. Der europäische Future fiel um 13 Prozent auf 129 Euro je Megawattstunde, nachdem er am Mittwoch bereits 30 Prozent eingebrochen war. Börsianern zufolge machten weitere Anleger Kasse, da Russland vorerst wie gewohnt Gas nach Europa liefere.

Aluminium verteuerte sich wieder um vier Prozent auf 3476 Dollar je Tonne. Das größte Risiko sei ein mögliches russisches Ausfuhrverbot als Reaktion auf die Sanktionen des Westens, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Sollte es dazu kommen, müsse mit weiteren Preissprüngen gerechnet werden

BMW trotz Rekordgewinn auf Talfahrt – Amazon gefragt

Am Aktienmarkt konnte BMW einen Rekord-Jahresgewinn nicht in Kursgewinne ummünzen. Die Anleger hätten bereits mit einem guten Ergebnis gerechnet, sagte ein Börsianer. Die Titel des Autobauers rutschten um 5,5 Prozent ab.

In Kopenhagen fielen die Aktien von Carlsberg um ebenfalls 5,5 Prozent, nachdem die Brauerei wegen der Unwägbarkeiten für sein großes Russland-Geschäft auf einen Gewinnausblick verzichtet hatte. „Russland und die Ukraine stehen für neun Prozent des Konzerngewinns“, rechnete Analyst Edward Mundy von der Investmentbank Jefferies vor. Außerdem werde das Geschäft von steigenden Rohstoff- und Energiepreisen beeinträchtigt.

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Gefragt waren dagegen die Papiere von Amazon, die an der Wall Street rund fünf Prozent zulegten. Der Online-Händler will durch einen Aktiensplit für Kleinanleger attraktiver werden und eigene Aktien im Volumen von zehn Milliarden Dollar zurückkaufen.

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