Aufgabe des Londoner Firmensitzes Unilever droht aus Leitindex zu fliegen

Unilevers Entscheidung gegen den Firmensitz London schlägt hohe Wellen in der City. Der Konzern könnte aus dem Leitindex FTSE100 fliegen.

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Unilever droht nach Firmensitz-Aufgabe aus Leitindex zu fliegen Quelle: Reuters

London Unilever hat einen Börsenwert von 106 Milliarden Pfund, das macht den niederländischen Konsumgüterriesen zum drittgrößten Unternehmen im FTSE-100-Index. Die Entscheidung, den britischen Firmensitz zugunsten Rotterdams aufzugeben, könnte daher auch Auswirkungen auf den Leitindex der London Stock Exchange haben.

Analysten in der Londoner City erwarten, dass Unilever künftig nicht mehr im Index vertreten sein wird. Er glaube, dass Unilever den FTSE verlassen werde, sagte Neil Wilson, Analyst bei ETX Capital. „Es ist ein Schlag für die City.“

Ähnlich sieht es James Edwardes Jones, Analyst bei RBC Capital Markets. Es sei wahrscheinlich, dass Unilever den FTSE 100 verlasse, „es sei denn, es gibt eine Ausnahmeregelung“.

Im Unterschied zum Dax, wo nur deutsche Unternehmen zugelassen sind, gibt es für den FTSE100 allerdings keine strikten Nationalitätsbedingungen. Auch ausländische Unternehmen können sich qualifizieren, wenn sie gewisse Kriterien erfüllen. So sind zum Beispiel der deutsche Reisekonzern TUI und der Schweizer Rohstoffhändler Glencore beide in dem Index vertreten.

Deshalb würde Unilever nicht automatisch aus dem Index ausgeschlossen. Der Firmensitz sei ein Faktor, aber nicht der entscheidende, heißt es bei der London Stock Exchange. Weitere Kriterien sind die Marktkapitalisierung, die Zahl der Aktien im Streubesitz, die Produktionsstandorte des Unternehmens, die Zusammensetzung der Anteilseigner und des Verwaltungsrats, das Niveau des Anlegerschutzes am Firmensitz und die „Wahrnehmung der Anleger“.

Anhand dieser Kriterien entscheidet die FTSE Group, eine LSE-Tochter, wer in den Index kommt und wer rausfliegt. Zum Fall von Unilever will sie sich noch nicht äußern. Mit einer Entscheidung kann sie sich auch noch Zeit lassen. Laut ihren Regeln hat sie zwölf Monate Zeit, die neuen Umstände zu prüfen.

Da sich außer dem Firmensitz nicht viel ändert, könnte Unilever theoretisch wohl im Index bleiben. Das Unternehmen behält sein Gebäude an der Themse, 7.300 von den 169.000 Mitarbeitern sind weiterhin in Großbritannien beschäftigt, die Investitionen sollen fortgeführt werden.

Unilever könnte sich aber auch selbst entscheiden, den Index zu verlassen, um Aufwand und Kosten zu sparen. Das war schließlich einer der Gründe für die Aufgabe des Doppelsitzes. Das Unternehmen teilte mit, weiterhin an den Börsen in London, New York und Amsterdam notiert zu sein. Was den FTSE100 angeht, hielt man sich bedeckt: Man werde Diskussionen mit allen Indexanbietern führen, wie sie das Unternehmen nach dem Abschluss der Umstrukturierung einstufen wollen.

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